Haushaltservice - eine Erfolgsgeschichte

Kaum zu glauben: Ein Bäuerinnenunternehmen, das mit einem Budget von 2200 Franken startete, bietet heute 38 Teilzeitarbeitsplätze.
05.03.2010
«Sollen wir - oder sollen wir nicht?», das war eine Frage, die sich der Bäuerinnenverband Uri im Jahr 2005 stellte. Glücklicherweise ging der Verband das Risiko ein und wagte es, mit nur 2200 Franken den Haushaltservice zu gründen. Heute dürfen die Arbeitsgruppe Haushaltservice und der Bäuerinnenverband Uri mit Stolz zurückschauen. Sie haben es geschafft - und wie.

10 000-Stunden-Grenze

Ende 2009 war eine kleine Feier fällig: Erstmals wurde in einem Jahr die Grenze von 10 000 geleisteten Arbeitsstunden überschritten. Maria Albert, Vermittlerin der Arbeitskräfte des Urner Haushaltservices: «Wir freuen uns sehr, dass unser Unternehmen so wachsen konnte. Das gibt den 38 Frauen - zu mehr als 80 Prozent sind es Bäuerinnen - die Möglichkeit, zum Familieneinkommen beizutragen. Unser Ziel ist nicht Wachstum zur Gewinnoptimierung, sondern den Bäuerinnen möglichst gut bezahlte Einsätze zu ermöglichen.»

Die Frauen, die für den Haushaltservice des Urner Bäuerinnenverbandes arbeiten, stammen aus beinahe dem gesamten Kantonsgebiet. Sie verfügen ausnahmslos über gute Kenntnisse in der Haushaltführung wie auch im Kochen. «Und natürlich ist regelmässige Weiterbildung für uns eine Ehrensache», sagt Maria Albert.

Kochen an der Bauernschule

Die Aufträge, die der Haushaltservice übernimmt, sind sehr vielschichtig. Es handelt sich um regelmässige Einsätze bei Familien, um Generalreinigungen, die oft in einem kleineren oder grösseren Team erbracht werden, um Vorbereitung und Durchführung von Apéros und vieles mehr. Ein ganz besonderer Auftrag ist das Kochen an der Bauernschule in Seedorf. Maria Albert: «Es freute und ehrte uns, als wir angefragt wurden, ob wir diesen Auftrag annehmen möchten. Natürlich sagten wir zu.»

Täglich kochen zwei Frauen gemeinsam ein feines Menü. Marlies Baumann aus Schattdorf trägt die Verantwortung für diesen Einsatz. Auf die Frage, welche Art von Küche bei den jungen Burschen am besten ankomme, lacht sie und antwortet: «Möglichst keine Experimente.» Die jungen Bauern schätzen eine bürgerliche, einfache Küche. Eine besondere Freude ist es für die Köchinnen, wenn sich die jungen Männer zu Sätzen wie «Wow, heute war das Essen wieder gut» hinreissen lassen.

Solidarität wird grossgeschrieben

Der Haushaltservice verfügt über eine professionelle Vermittlungsstelle. Alle Frauen, die für den Haushaltservice arbeiten, bekommen denselben Stundenlohn. «Diese Solidarität ist uns wichtig. Sie verbindet uns auf eine besondere Weise», ist Maria Albert überzeugt. Sie erzählt, dass die Solidarität aber auch zwischen Bäuerinnen und Nichtbäuerinnen spielt. Die Bäuerinnen, die im Sommer auf die Alp gehen, müssen sich nicht sorgen. Die regelmässigen Einsätze, welche sie zu leisten hätten, werden während dieser Zeit von Frauen übernommen, die im Tal bleiben. Im Herbst können sie problemlos wieder einsteigen.

Auf die Frage, weshalb sich das Unternehmen Haushaltservice derart positiv entwickeln konnte, antwortet Maria Albert: «Aufgrund der Rückmeldungen wissen wir, dass die Frauen ausgezeichnet arbeiten. Dazu kommt, dass der Bäuerinnenverband dahintersteht und auch ein Mitglied des Vorstandes in der Arbeitsgruppe mitarbeitet. Nicht zu unterschätzen ist das Wissen der Kundschaft, dass sie mit ihren Aufträgen den Bäuerinnen ermöglichen, das oft bescheidene Familieneinkommen aufzustocken.»

Agnes Schneider Wermelinger


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