Idee einer Verkehrslärm-Allianz stosst auf Interesse

Zahlreiche Personen haben am Samstag, 2. September, den Weg nach Göschenen gewählt, um an der Veranstaltung des Vereins Alpeninitiatives Uri zum 20. Jahrestag der Eröffnung des Gotthard-Strassentunnels teilzunehmen. Der Anlass bildete den letzten Teil der Trilogie «Wut, Trauer und Freude», ...
05.09.2000
sichtbar gemacht durch den rot eingekleideten Teufelsstein in Göschenen und das weinende Mahnmal in Altdorf. Das Mani-Fest war vor allem Ausdruck des Willens gegen eine zweite Strassenröhre am Gotthard.

Die Veranstaltung zum 20-Jahr-Jubiläum des Gotthard-Strassentunnels war eine Feier des Widerstandes mit Musik, Klangperformance, Film, Video, Kunstwerken und einer szenischen Lesung, oder anders gesagt, eine Feier zum Schutz des Lebensraumes mit Leben aus Uri, organisiert vom Verein Alpeninitiatives Uri, unterstützt vom Verein Alpen-Initiative, der Allianz Neat in den Berg, dem Komitee Neat in den Berg, dem Innerschweizer Heimatschutz und der Iniziativa delle Alpi Svizzera Italiana.

Widerstand

Aber an sich gab es keinen Grund zum Feiern. Das Mani-Fest in Göschenen war insbesondere der Ausdruck des Willens gegen einen zweiten Strassentunnel am Gotthard mit dem roten Teufelsstein in Göschenen und gegen eine Neat im Tal mit dem weinenden Uristier in Altdorf. Es war die Manifestation einer Bevölkerung für ihren Lebensraum und die Verlagerung des Transitschwerverkehrs auf die Schiene. Dazu gehörte eine Podiumsdiskussion.

Gemeinsam gegen Lärm

An der Podiumsdiskussion, unter der Leitung von Armin Braunwalder, diskutierten Esther Borner, Rupperswil, von der Interessengemeinschat gegen Bahnlärm, Kantonsrat Ruedi Lais, Wallisellen, von der Zürcher Fluglärm-Opposition und Nationalrat Fabio Pedrina, Airolo, Präsident der Alpen-Initiative. Dabei stiess die Idee einer gemeinsamen Allianz gegen den Verkehrslärm auf reges Interesse. «Auch Flüge über die Alpen sind transalpiner Verkehr, da kann auch die Alpen-Initiative einen Beitrag leisten», meinte Fabrio Pedrina. Ruedi Lais kündigte die Lancierung einer Initiative gegen den Fluglärm an. «Wir sind nicht gegen den Flughafen, aber gegen das jährlich massive Wachstum». Esther Borner beschwerte sich über die Kürzung des Rahmenkredits für die Lärmsanierung der Bahn durch das Parlament.

Einig waren sich Esther Borner, Ruedi Lais und Fabio Pedrina auch in der Beurteilung der Urner Opposition gegen den Transitverkehr. «Uri geniesst ein hohes Image, nicht das eines Jammerers», meinte Ruedi Lais, und Esther Borner ergänzte: «Ihr könnt stolz sein! Gebt nicht auf!»Fabio Pedrina betonte, es fehle weniger an den Umweltvorschriften, als an deren Umsetzung. Deshalb sei vermehrter Druck von unten nötig. Katharina von Steiger, Meiringen, Präsidentin des Grimselvereins, forderte die versammelten Transitaktivistinnen und -aktivisten in einer Grussbotschaft auf, weiter zu kämpfen. «Die Kontakte über die Pässe hinweg waren für uns immer wichtig als Motivation, um weiterzumachen.» Toni Moser, Bürglen, von den Ärztinnen und Ärzten für Umweltschutz, erläuterte die gesundheitlichen Konsequenzen der Belastung durch Verkehrslärm. Sie reichen von der Schlafstörung über die Beeinträchtigung des Leistungsvermögens, psychische Störungen und höheren Medikamentenkonsum bis zu Kreislaufstörungen und Herzinfarkt.

Zuversicht

Aussergewöhnlich anregend zum Mani-Fest in Göschenen war die szenische Lesung aus dem multimedialen Theaterstück «Die Brücke» über Liebe, Widerstand, Sehnsucht und Ohnmacht, geschrieben von Felix Schenker. «Weil wir so schnell gelernt haben, uns gegenseitig von den Lippen zu lesen an Orten wie hier, wenn man sich nicht mehr hört. Erstaunlich, zu was Menschen fähig sind, wenn sie wirklich wollen!», sagt Lena im Morgengrauen zu Frank. Das Ende des Theaterstückes über Realität und Verkündigung, über Angst und Offenbarung blieb ungelesen, «denn wer weiss, vielleicht gelingt es, das Stück auf die Bühne zu bringen», hofft Felix Schenker. So blieb uns der Reiz seiner Geschichte wie die Botschaft des Mani-Fests: Der Widerstand zum Schutz unseres Lebensraumes ohne Ende.


Erich Herger


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