Die Wohnbaugenossenschaft Pro Familia geht mit der Zeit. Nach einer Zustandsanalyse der elf Zweifamilienhäuser am Pro Familiaweg 1 bis 8, 10, 12 und 14 hat sich die Genossenschaft vor einem Jahr für einen Ersatzneubau entschieden. Sechs Architekturbüros wurden daraufhin mit einer Projektstudie beauftragt. Seit April dieses Jahres steht der Sieger fest. Am Samstag, 2. Juni, 10.00 bis 17.00 Uhr, werden die Projekte in der Kirche Bruder Klaus der Bevölkerung vorgestellt.
Hochstehend, aber bezahlbar«Die Anforderungen an die beauftragten Architekten waren hoch», weiss Urs Amrhein, Präsident der Wohnbaugenossenschaft Pro Familia. Ein grosser Katalog an Bedingungen galt es zu erfüllen. «Unser Ziel war es, auf der 8000 Quadratmeter grossen Fläche eine hochstehende Überbauung zu realisieren, die ein hohes Mass an Lebensqualität ermöglicht und bezahlbar ist», erklärt Urs Amrhein. Entsprechend vielfältig waren denn auch die Projekte, welche die Architekten dem Beurteilungsgremium vorgelegt hatten. Die Teilnehmenden haben unterschiedliche Situationslösungen mit verschiedenartigen Wohnungstypen von hoher Qualität erarbeitet. «Alle eingereichten Projekte sind interessant und weisen Vor- und Nachteile auf», betont Urs Amrhein. Aus diesem Grunde hat sich die Wohnbaugenossenschaft Pro Familia entschlossen, der Bevölkerung alle sechs eingereichten Projekte vorzustellen. Dies, obwohl der Entscheid für das Siegerprojekt bereits gefallen ist.
«Grüne Buchten» gewinntAm besten überzeugen konnte das Projekt der Meletta Strebel Architekten AG aus Luzern. Dieses sieht zwei Gebäude mit drei Obergeschossen im Kreuzgrundriss mit je 24 Wohnungen vor. «Dadurch gelingt es, das Grundstück äusserst geschickt zu belegen. Es entstehen grosszügige Aussenräume und ein räumlicher Druck auf die vorhandene Bebauung wird vermieden», heisst es im Jurybericht zum Siegerprojekt. Zwar würden damit mit nur zwei Volumen eigentlich sehr grosse Gebäude realisiert; dank der Keuzgrundrisse sei das aber kaum wahrnehmbar. Und: «Allen Wohnungen kommt so erstaunlich viel Weitsicht zugute», schreibt die Jury weiter. Der Titel der Überbauung - «Grüne Buchten» - erklärt die Meletta Strebel Architekten AG mit dem Umgebungskonzept ihres Projekts: Als Verbindungsweg vom Pro Familiaweg zur Gurtenmundstrasse führen Wege zu den Buchten der zwei Gebäude. «Auf der Ostseite der Häuser ist eine ruhige, parkähnliche Landschaft vorgesehen. Kleine Gruppen von Bäumen und Gehölzen schaffen räumliche Tiefe», heisst es im Projektbeschrieb. Dies ist ein Merkmal, das der Jury der Wohnbaugenossenschaft Pro Familia besonders positiv ins Auge gestochen war, wie Urs Amrhein erklärt. «Der Lebensraum in unserem Quartier ist unsere Stärke. Und die wird mit dem Siegerprojekt weitergeführt.» So sollen sich auch in Zukunft Kinder und Erwachsene im Quartier sicher fühlen.
Baubeginn im Frühling 2014Das Siegerprojekt hat auch noch weitere Vorteile, wie Urs Amrhein erklärt: «Es bietet uns grosse Freiheiten, Einzelheiten noch konkret auszuarbeiten.» Das wird denn auch der nächste Schritt hin zur Realisierung des Ersatzneubaus sein. An einer ausserordentlichen Generalversammlung im Oktober soll ein Planungskredit beantragt werden, ein Baukredit folgt im Frühling 2013. Urs Amrhein rechnet mit Gesamtkosten von 18 bis 20 Millionen Franken. Die Wohnbaugenossenschaft Pro Familia beabsichtigt nun, die Überbauung mit dem Quartiergestaltungsplanverfahren bewilligen zu lassen. Frühester Baubeginn ist Frühling 2014. Bis dahin bleiben die jetzigen Gebäude bestehen. Die Mieterinnen und Mieter der Zweifamilienhäuser sind informiert und werden wenn möglich innerhalb der Pro Familia umgesiedelt. «Wir wollen möglichst sozialverträglich handeln. Ausserdem gewähren wir den jetzigen Mieterinnen und Mieter der alten Liegenschaft ein Rückkehrrecht. Wenn jemand in die neue Überbauung einziehen will, wird sein Gesuch prioritär behandelt», so Urs Amrhein.
8000 Quadratmeter besser ausnutzenDie elf Zweifamilienhäuser am Pro Familiaweg 1 bis 8, 10, 12 und 14 aus dem Jahre 1946 haben ausgedient. «Während man damals als Selbstversorger Wert auf einen grossen Garten legte, sind heute grosszügige Räume gefragt», weiss Urs Amrhein. Mit nur 68 Quadratmetern Fläche sind die Wohneinheiten nicht nur klein; eine Zustandsanalyse hat ausserdem gezeigt, dass die Gebäude sanierungsbedürftig sind. Kostenpunkt für die Instandsetzung und Werterhalt: 5 Millionen Franken. «Doch dann hätten wir zwar neue Wohnungen, aber alte Häuser mit kleinen Grundrissen, ohne Balkon und mit schlechter Isolation», so Urs Amrhein. Und selbst mit einem Anbau wären die Wohnungsmieten deutlich höher ausgefallen als im Falle eines Neubaus. Ausserdem wollte man die 8000 Quadratmeter grosse Grundfläche besser ausnutzen. Während heute 35 Personen auf der Fläche wohnen, kann mit dem Neubauprojekt ein Vielfaches an Personen vom Angebot der Wohnbaugenossenschaft Pro Familia profitieren.
Carmen Epp