Mit dem Kleinwasserkraftwerk Stäubenwald in Gurtnellen soll der Selbstversorgungsgrad des Elektrizitätswerks Altdorf (EWA) gesteigert werden. Obwohl das neue Werk nur gerade Strom für etwa 200 Haushaltungen liefert, überwiegt laut dem Vorsitzenden der EWA-Geschäftsleitung, Jörg Wild, der positive Effekt: «Am anderen Ende der Leitung können die Verbraucher sicher sein, dass aus dem Stäubenwald ökologisch und regional produzierte Energie fliesst.» Das gestern Dienstag, 11. Dezember, wieder in Betrieb genommene und frisch renovierte Kleinwasserkraftwerk wird über eine neue 170 Meter lange Druckleitung mit Wasser versorgt.
Zwei Kraftwerke - ein BachBereits 1885 wurde der Gornerbach im Stäubenwald für die Stromgewinnung genutzt - es war das erste Urner Wasserkraftwerk überhaupt. Wieso das Werk 1910 geschlossen wurde, ist unklar: «Klar ist, dass der Gornerbach genügend Wasser führt, um zwei EWA-Werke mit Wasserkraft zu versorgen», ist sich Werner Jauch, Leiter Energie-Produktion, sicher. Neben dem erwähnten Kleinwasserkraftwerk treibt der Gornerbach nämlich auch noch die Turbinen des Kraftwerks Gurtnellen an. Dieses ist seit 1925 im Besitz des Elektrizitätswerks Altdorf und produziert bereits seit 1899 Strom.
Am gleichen Strick gezogenTrotz seltenen Insektenarten, welche sich im Restwasser des Gornerbachs tummeln, war das Erhalten der Betriebskonzession kein Spiessrutenlauf. «Unser Projekt trägt dank moderner Technik dem Umweltschutz und der Wirtschaftlichkeit Rechnung», ist sich der EWA-Vorsitzende, Jörg Wild, sicher. Das Urner Amt für Umweltschutz wurde von Anfang an in die Planung mit einbezogen. Ebenfalls eine gute Zusammenarbeit pflegten die EWA-Verantwortlichen, nach eigenen Angaben, mit der Gemeinde Gurtnellen und der Korporation Uri.
Über das ganze Jahr betrachtet, muss das EWA rund einen Drittel seiner elektrischen Energie auf dem freien internationalen Markt einkaufen. Da die elektrische Energie in der Schweiz und in Europa knapper wird, steigen die Preise. Um möglichst unabhängig zu bleiben, investiert das EWA gezielt in Projekte wie jenes im Gurtneller Stäubenwald. «Das allein reicht aber in Zukunft nicht aus», betont Jörg Wild. Dem EWA zufolge könnten - rein technisch gesehen - bis ins Jahr 2030 in Uri rund 30 000 Haushaltungen zusätzlich mit erneuerbarer Energie versorgt werden. Im Vordergrund steht Wasserkraft, aber auch Wind-, Sonnenkraft oder Biomasse könnten in die Stromversorgung von Uri mit einbezogen werden. Deshalb wird das EWA mit weiteren Partnern im Sommer 2008 das erste Urner Biogas-Kraftwerk in Betrieb nehmen.
Glasfasernetz dank StäubenwaldAls positiven Nebeneffekt der Wiederinbetriebnahme des Stäubenwaldwerks verfügt jetzt Gurtnellen über ein modernes und ultraschnelles Glasfasernetz. Dieses wurde notwendig, um die Fernsteuerung des Kleinwasserwerks zu gewährleisten. Profitieren können aber auch die Gemeinde und in Gurtnellen ansässige Firmen - sie dürfen des Highspeed-Netz mitbenutzen.
Daniel Regli