Urnerboden bei.Nachdem schon verschiedene Projekte wie das Heidiland oder die Surselva von der Region GHS mit einem Förderpreis bedacht worden waren, wandte man sich dieses Mal nach Osten. Der Entscheid für die Luftseilbahn Urnerboden-Fisetengrat fiel gemäss Fritz Marti, Präsident der Region GHS, einstimmig. Die Initianten der Bahn zeichneten sich vor allem durch Initiativgeist und Durchhaltewillen aus. Bei der Gründungsversammlung 1999 hätte niemand nur annähernd an diesen grossen Erfolg gedacht. In seiner Laudatio war Hanspeter Toggenburger von Linthal-Rüti Tourismus des Lobes voll und meinte: «Das Unmögliche ist möglich geworden.»
Bau der Bahn kein Zuckerschlecken Ohne den zähen Durchhaltewillen der Initianten wäre die Fisetenbahn nie zu Stande gekommen. Zwar hatte 50 Jahre vorher eine Warentransportseilanlage bestanden, die in den Jahren 1969/70 elektrifiziert wurde und die Konzession für Personentransporte erhielt. Schliesslich wurde diese aber nicht mehr erteilt, und so musste der Betrieb eingestellt werden. Dies bewegte die Initianten und Interessenverteter dazu, das Fisetengrätli mit einer neuen Bahn zu erschliessen. Sie ahnten aber wohl kaum die Hürden, die zu nehmen waren. Nicht überall wollte man an die Zukunft einer solchen Bahn glauben. Man nahm den Initianten den nötigen Biss nicht ab. Doch diese liessen nicht locker, erstellten Machbarkeitsstudien, Tragbarkeitsrechnungen und Finanzpläne. Man einigte sich auf einen Standort und gründete eine Genossenschaft, die heute 960 Mitglieder umfasst.
Von Anfang an ein ErfolgDie grösste Hürde war die Finanzierung der 1,4 Millionen Franken teuren Bahn. Der Kanton wollte nur eine Konzession bei 100-prozentiger Eigenleistung erteilen. Mit dem eisernen Willen der Genossenschaft, einem Beitrag des Bundes von 100`000 Franken und unter der umsichtigen Leitung von Otto Walker wurde auch diese Hürde genommen. Das Unmögliche wurde also wahr, und die Bahn konnte nach einer halbjährigen Bauzeit im Dezember 2001 den Betrieb aufnehmen. Schon im ersten Betriebsjahr wurden die errechneten Zahlen übertroffen. Seither hat es die Bahn geschafft, jedes Jahr bessere Rechnungen vorzuweisen als ursprünglich geplant. Da gerieten selbst lehrbuchmässige ökonomische Prinzipien ins Wanken. Der Förderpreis war also ein Zeichen der Hochachtung für die Leistungen der Investoren, für den Glauben und den Mut in ein nicht von Anfang an sicher scheinendes Unternehmen.
Urnerboden gemeinsam vermarkten Aus den Worten der Glarner Regierungsrätin Marianne Dürst und der Präsidentin von Braunwald-Klausenpass-Tourismus, Ruth Hefti, ging klar hervor, dass diese Region gemeinsam vermarktet werden müsse. Steigerung des Bekanntheitsgrades und Bündelung der Kräfte heissen dabei die Schlüsselbegriffe. Trotz bisheriger guter Zusammenarbeit im Tourismus sei aber noch viel Potenzial enthalten. Heute könnten Uri und Glarus den Nutzen aus der Bahn ziehen.
Die Glarner Volkswirtschaftsdirektorin lobte die sehr schön angelegte Anlage und war im Sommer vom Ansturm überwältigt, auch wenn ihr währenddessen die Kühe das Auto zerkratzten. «Vielleicht haben die Urnerbödeler auch dagegen eine ähnlich innovative Idee», meinte sie. Marianne Dürst sieht im Förderpreis auch eine Kraft für weitere gute Projekte und für sinnvolle Zusammenarbeit. In die gleiche Richtung ging Präsidentin Ruth Hefti. Für sie ist die Bahn ein Superangebot und ein Paradebeispiel für Durchhaltewillen.
Urnerbödeler «Stiärägrindä»Auf witzige Art und Weise verstand es der Urner Volkswirtschaftsdirektor Isidor Baumann auf die besondere geografische Lage des Urnerbodens hinzuweisen. Etwas komisch sei aber schon, wenn die Urner Regierung auf eigenem Boden von der Glarner Regierung eingeladen werde. Isidor Baumann meinte, dass die Distanz der Urnerbödeler zum übrigen Kantonsteil auch Vorteile habe. Dadurch, dass sie nicht verwöhnt worden seien, seien sie gezwungen gewesen, sich selber zu motivieren und zu organisieren. Vom «Stiärägrind» her seien sie aber noch richtige Urner, sonst hätten sie dieses Projekt bei allen Widerständen nicht durchgezogen.
Er sei sich bewusst, dass sich der Kanton Uri mit 48 bestehenden Seilbahnen für jede neue Anlage restriktiv verhalten müsse, und so bekamen die Bahninitianten eben nur ein kleines Versprechen. Sie mussten den Weg über die Sponsoren suchen. «Der Kanton und die Region ziehen nun den Nutzen ohne Risiko», meinte Isidor Baumann. Und weiter: «Die Genossenschaft hat gezeigt, dass nicht nur die grossen Agglomerationen bereit sind, einen Anteil für nachhaltige Wertschöpfung zu leisten, sondern auch die Berggebiete. Dies wird den Behörden Zuversicht geben bei ihren künftigen Entscheidungen.»
Robi Kuster