«Als neuer Präsident wünscht man sich eigentlich eine andere erste Generalversammlung!» Das Fazit des vor einem Jahr neu gewählten BBU-Präsidenten Orlando Strub nach einer dreistündigen, intensiven Versammlung trifft den Nagel auf den Kopf. Die Brass Band Uri durchlebt derzeit die wohl schwierigste Phase in ihrer 27-jährigen Geschichte.
«Grind appä»Elf Mitglieder hatten auf die GV hin ihren Rücktritt aus dem Verein bekannt gegeben. Ein Neumitglied konnte aufgenommen werden. Somit besteht die Brass Band Uri nach der Generalversammlung vom vergangenen Sonntag, 31. August, noch aus elf Aktivmitgliedern. Orlando Strub bedauerte den grossen Mitgliederschwund. «Man trifft im Leben immer wieder Entscheidungen, macht Schritte nach links und nach rechts. Dies müssen wir akzeptieren», hielt er fest und bedankte sich bei den Austretenden für die jahrelange Vereinstreue und das grosse Engagement. Trotzdem seien die verbliebenen Vereinsmitglieder motiviert, die BBU in die Zukunft zu führen, nach dem Motto: «Grind appä und wytter!»
Brass-Band-Uri-EnsembleDie Brass Band Uri hat in der Vergangenheit mit grossartigen Konzerten und Projekten das Urner Kulturleben mitgeprägt. Und auch für das neue Vereinsjahr präsentierte der Vorstand ein ambitiöses Programm. Aufgrund der vielen Austritte aus dem Verein tritt die BBU neu als Brass-Band-Uri-Ensemble auf und nimmt die Probearbeiten am 7. September in Angriff. Da Ensemblebesetzungen am schweizerischen Brass-Band-Wettbewerb vom 29. und 30. November in Montreux nicht zugelassen sind, ist die BBU - entgegen der ursprünglichen Absicht - nur als Publikum mit dabei. Am 8. Dezember wird das BBU-Ensemble seinen ersten öffentlichen Auftritt haben und im Kapuzinerkloster in Altdorf ein Adventskonzert geben. Am Sonntagsverkauf der Altdorfer Geschäfte vom 21. Dezember erfolgen weitere Auftritte, und am 4. April wird die BBU in Ascona und Locarno den Frühling mit brassigen Tönen einläuten. Vom 13. bis 18. April findet das Urner Brass-Band-Lager statt. Unter der Lagerleitung von Justin Blunschi und der musikalischen Leitung von Ueli Kipfer, ein schweizweit namhafter Dirigent, wird die Brass Band Uri dieses Lager organisieren. Am 13. Juni begibt sich das Brassband-Ensemble anlässlich des «BBU- Grenzlaufs» auf die befahrbaren Urner Pässe, und beendet das Vereinsjahr musikalisch.
«BBU Project»Im kommenden Jahr möchte die Brass Band Uri als Hauptevent ein grosses Konzertprojekt organisieren und finanzieren: das «BBU Project» am 27. Juni im Theater(uri). Alle Blechbläser aus Uri werden eingeladen, bei diesem Projekt kostenlos mitzumachen. Ziel ist es, ein Unterhaltungskonzert auf einem durchschnittlichen, nationalen 2.-Klasse-Niveau einem breiten Publikum vorzutragen. «Hier wird es sich zeigen, wie das Interesse der Urner Szene an der Brass Band Uri ist», heisst es im gedruckten Kommentar zum Jahresprogramm der BBU. Der Verein hofft, mit dem Projekt vielen ein tolles und emotionales Musikerlebnis zu bieten und so potenzielle Neumitglieder anzusprechen. «Es wäre schön, wenn wir in einem Jahr wieder eine ganze Brass Band präsentieren könnten», so Orlando Strub.
BedenkenEs entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, nachdem Ehrenpräsident Heinz Blaser Bedenken zum Jahresprogramm anmeldete. Die BBU sei schon oft in schwierigen Situationen gewesen, aber die derzeitige sei in diesem Ausmass noch nie da gewesen, hielt er fest. Als Ensembleformation so schnell vor Publikum aufzutreten, sei sehr ambitiös. Das Publikum interessiere es nicht, unter welchen Umständen ein musikalisches Produkt zustande gekommen sei, sondern es wolle Qualität. Auch bezweifle er, ob das «BBU Project» das richtige Werkzeug sei, um den Fortbestand der BBU zu sichern. «Ein solches Jahresprogramm vorzulegen, ist sehr mutig und verpflichtet die Vereinsleitung!» Der Vorstand dürfe sich wegen der aktuellen Situation nicht gedrängt fühlen, unbedingt ein Projekt realisieren zu müssen. Ein solches müsse gut durchdacht und aufgegleist werden. Heinz Blaser schlug vor, das Jahresprogramm nur bis Ende Jahr zu genehmigen, um anschliessend, wenn ein allfälliges Projekt konkreter angedacht ist, über das weitere Vorgehen zu entscheiden.
Wie ein letztes AufbäumenVor allem die ehemaligen Aktivmitglieder, die an der Versammlung zugegen waren, teilten die Einwände von Heinz Blaser. Was, wenn beim Projekt der erhoffte Erfolg ausbleibt? Gibt es Alternativstrategien? Was kann ein Konzert auf 2.-Klasse-Niveau bieten, damit Urner Musikerinnen und Musiker unbedingt mitmachen wollen? «Ein solches Projekt muss krass gut sein, sonst kommt es eher wie ein letztes Aufbäumen der Brass Band Uri daher», hiess es aus der Versammlungsmitte.
Die Befürworter des vorliegenden Jahresprogrammes betonten, die BBU wolle mit dem Ensemblespiel einen nahtlosen Betrieb gewährleisten, um den Mitgliedern musikalische Erlebnisse zu ermöglichen. Die meisten Vereine hätten heute Personalsorgen. Sich in einem Verein zu verpflichten, sei nicht mehr «in». Vielleicht sei das projektartige Arbeiten eine Möglichkeit, Gegensteuer zu geben.
Der Geschichte verpflichtetEin vollständiges Jahresprogramm sei auch notwendig, um das Jahresbudget erstellen zu können, wurde argumentiert. Als Worst-Case-Szenario könne man immer noch in einer ausserordentlichen Generalversammlung oder in einer Aktivmitgliederversammlung Anfang Jahr eine Kursänderung vornehmen. «Wir haben auch diskutiert, die Brass Band Uri aufzulösen. Wir fühlen uns aber der BBU-Geschichte verpflichtet und wollen weitermachen», sagte Präsident Orlando Strub.
Vonseiten der Aktivmitglieder stellte niemand einen Gegenantrag bezüglich Jahresprogramm. Einstimmig wurde der Vorschlag des Vorstandes angenommen.
Markus Arnold