Jodlerfest: Ein Fest der Superlative und der Pannen

Das 25. Eidgenössische Jodlerfest von vergangenem Wochenende war gekennzeichnet durch Höhepunkte und Pannen. Einerseits bot Fribourg mit seiner malerischen Altstadt die ideale Kulisse für einen so grossen Anlass, anderseits stiessen die Organisatoren mit den 12000 Aktiven und dem ungeahnten ...
08.07.2002
Besucherstrom an die Grenzen des Machbaren. Doch allen Unzulänglichkeiten zum Trotz war Fribourg ein Fest der Superlative: Die Stadt quoll buchstäblich über von Jodlern, Alphornbläsern, Fahnenschwingern und Besuchern. Sehr gut waren auch die Leistungen der Urner Vertreter.

Die Wettvorträge begannen bereits am Freitagabend, 5. Juli. Wenn auch der weitaus grössere Teil der Aktiven noch die allerletzten Vorbereitungen zu Hause trafen, herrschte im Jodlerdorf schon eine tolle Stimmung. Immerhin konnte man sich im Gegensatz zum Samstagabend da und dort noch problemlos einen Platz ergattern.
Aus dem Milchzelt wurde vom Radio DRS ein erster Stimmungsbericht gesendet, an dem auch das Waldstätter-Chörli beteiligt war. Wer aber in den umliegenden Ortschaften untergebracht war und irgendwann in der Nacht Lust verspürte, seine Unterkunft aufzusuchen, kam in arge Nöte. Schliesslich verblieben nur noch die Taxis, welche das Problem lösen konnten. Zum Glück wurde Fribourg am Freitagabend vom Regen verschont.

Neue Fahne für den Jodlerverband

Auch die festliche Zeremonie im Garten der Universität mit der Fahnenübergabe am Samstagvormittag ging ohne Regen über die Bühne. Die OK-Präsidenten von Frauenfeld und Fribourg sowie der Zentralpräsident des Eidgenössischen Jodlerverbandes waren sich darin einig, dass in Zeiten rasanter Veränderungen durch Globalisierung und dem Identitätsverlust der Pflege der eigenen Kultur eine immer grössere Bedeutung zukomme. Der Anlass erhielt noch eine besondere Bedeutung, weil nach 21 Jahren und sieben Eidgenössischen Jodlerfesten die alte Zentralfahne ihren letzten Dienst tat. Sie soll im Museum von Burgdorf ihre Ruhe finden.
Im übrigen waren der Samstagmorgen und Samstagnachmittag geprägt durch die Vorträge in zwölf Jodlerwettlokalen, auf zwei Alphornplätzen und in der Vortragshalle für die Fahnenschwinger. Wie schon am Zentralschweizerischen Jodlerfest in Altdorf waren sämtliche Vortragsorte überfüllt. Wer häufig wechseln wollte, brauchte gute Schuhe und Kondition. Und wer den Stress und die Nervosität nach dem Vortrag ablegen konnte, begab sich in eines der vielen Jodlerlokale, um dort erst mal seinen Durst zu stillen und ungezwungen seiner Jodlerkehle freien Lauf zu lassen.

Grossartiges Feuerwerk

Der Samstagabend war das üblich grosse Volksfest für Aktive und Besucher. Da und dort stellten sich Jodler- oder Alp-horngruppen zu einem spontanen Ständchen auf und wurden von den flanierenden Gästen mit Applaus zu weiteren Beiträgen aufgefordert. Um Mitternacht wartete Fribourg mit einem grandiosen Feuerwerk auf. Begleitet wurde es von der wohl grössten Alphorngruppe in der Geschichte des Jodlerverbandes.
Viele konnten aber das Spektakel gar nicht sehen, weil sie ihren mühsam erkämpften Sitzplatz in der Altstadt verteidigen mussten. Dafür wurden sie entschädigt durch eine Superstimmung. Oftmals fehlte es aber am nötigen Personal. Wer nicht selber Hand anlegte, kam lange nicht zu seinen gewünschten Getränken. Da sich auch der Transport in die Unterkünfte nur schleppend dahinzog, verbrachten viele die Nacht mehr oder weniger auf der Gasse.
Die Aufräumgruppen hatten bis in den frühen Sonntagmorgen einen schweren Stand, den Abfall zu beseitigen. Bereits stürmten nämlich die «Übernächtler» die Cafés, um mit einem starken Kaffee die zufallenden Augenlider zu stützen. Und dann begann das grosse Warten auf die Klassierungslisten. Mit einem kurzen Blick auf das schicksalshafte Papier entlud sich die angespannte Ruhe bei den einen in einen erlösenden «Juchzer» und bei den andern in einen abgrundtiefen Katzenjammer.
Diejenigen, welche ausgeruht wieder nach Fribourg kamen, erfreuten sich am Festakt mit prominenten Festrednern und eindrücklichen Vorträgen der Jodler, Fahnenschwinger und Alphornbläser. Wie jedes Jodlerfest endete auch das von Fribourg mit einem farbenprächtigen Festumzug mit rund 100 Nummern. Traditionsgemäss nahmen die «Tälläbuebä» daran teil und vertraten so den Kanton Uri in der welschen Schweiz.

Sehr gute Leistungen der Urner

Auf allen Plätzen brillierten die Urner Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit guten bis sehr guten Leistungen. Nach dem gelungenen Fest in Altdorf wollte man auch hier gute Figur machen. Damit trug der Kanton Uri auch wesentlich bei zum guten Abschneiden des Zentralschweizerischen Jodlerverbandes.

Die Noten der Urnerinnen und Urner

Jodel Einzel
Antoinette Crawley, Emmetten 1; Erika Zanini-Brun, Altdorf 1.

Jodel Duett
Gaby Barmettler-Bucher, Buochs / Angela Arnold, Altdorf 1; Ambros Gnos-Baumann, Erstfeld / Robert Scheiber-Mulle, Schattdorf 3; Erika Zanini-Brun / Reto Zanini-Brun, Altdorf 1.

Jodlergruppen
Waldstätter-Chörli, Altdorf 1; Jodlerklub Tälläbuebä, Attinghausen 1; Trachtenchor Erstfeld 1; Jodlerklub Seerose, Flüelen 1; Jodlergruppe Bärgkristall, Schattdorf 2.

Alphorn Einzel
Stefan Bucheli, Sisikon 2; Sepp Bühlmann, Erstfeld 2; Werner Furrer, Bürglen 2; Trudi Schilter, Attinghausen 2; Gerhard Ziegler-Bernet, Altdorf 2.

Alphorn Duo
Duo Jagdmatt (Thomas Furger, Erstfeld / Erwin Zgraggen, Erstfeld) 3; Duo Steckbänkli (Anton Gisler, Haldi / Edi Walker, Schattdorf) 2.

Alphorn Trio
Trio Gemsstock (Sepp Bühlmann, Erstfeld / Anton Gisler-Zgraggen, Schattdorf / René Briker, Andermatt) 1; Trio Schlossberg (Thomas Furger, Erstfeld / Erwin Zgraggen, Erstfeld / Stefan Bucheli, Sisikon) 2; Trio Balmerbüäbä (Anton Gisler, Schattdorf / Peter Gisler, Altdorf / Josi Gisler-Schuler, Altdorf) 1; Trio Gisler (Anton Gisler-Zgraggen, Schattdorf / Anton Gisler, Schattdorf / Peter Gisler, Altdorf) 1; Trio Steckbänkli (Edi Walker, Schattdorf / Anton Gisler, Haldi / Karl Infanger-Herger, Flüelen) 1.

Fahnenschwingen
Werner Arnold, Erstfeld 2; Konrad Gisler, Schattdorf 1; Stefan Gisler, Schattdorf 1; Werner Gisler, Schattdorf 1; Toni Herger, Altdorf 3; Paul Scheuber, Attinghausen 1; Isidor Schilter, Attinghausen 2; Lorenz Schilter, Attinghausen 3.

Fahnenschwingen Duo
Otto Arnold, Attinghausen / Paul Scheuber, Attinghausen 1.

Robi Kuster


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