Genau genommen gibt es zwei neuralgische Punkte. Der eine befindet sich mitten im Dorf Isenthal. Für einen Linienbus normaler Bauart stellt der unmittelbar nach dem Schulhausplatz auftretende Engpass ein unüberwindbares Hindernis dar. Weiter unten auf der steilen Bergstrecke gibt es eine enge, aufgemauerte Spitzkehre, die vom Chauffeur in einem Zug genommen werden muss. Mit dem jeweils morgens am Postauto angehängten Milchwagen wäre ein Rückwärtsfahren wegen des Klappmessereffektes unmöglich respektive eine Beule im Heck wäre bei einem solchen Manöver kaum zu vermeiden.
In Italien fündig geworden«Die Beschaffung eines für diese Strecke geeigneten Fahrzeugs war für uns eine grosse Herausforderung, machte uns aber gleichzeitig auch sehr viel Spass», erklärte Urs Haener, Betriebsleiter der Auto AG Uri, im Anschluss an die erste offizielle Fahrt, zu der Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinden Altdorf, Seedorf und Isenthal geladen waren. «Wir haben viele Busse ausprobiert, aber keiner vermochte die Anforderungen zu erfüllen. Bei allen waren die Überhänge zu lang», so Urs Haener. Nach langem Suchen wurde man schliesslich doch noch fündig, und zwar in unserem südlichen Nachbarland. Beim neuen Postauto handelt es sich um einen so genannten italienischen Bergbus der Marke Cacciamali (370`000 Franken).
Kurz, schmal und wendigObwohl der neue Bus mit einem Gesamtgewicht von 17,6 Tonnen zur Kategorie der Grossfahrzeuge gezählt wird, ist er kurz, schmal und wendig. Er hat 290 PS unter der Haube, bietet 68 Fahrgästen Platz und ist mit einem Behindertenlift ausgerüstet. Ausserdem erfüllt er die strengsten Abgasvorschriften. Urs Haener gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Fahrgastzahlen auf dieser Strecke in Zukunft weiter erhöht werden können. Bereits jetzt werde das Postauto von vielen Pendlerinnen und Pendlern genutzt, insbesondere von Schülerinnen und Schülern. Auch bei Wanderern erfreue sich dieses Transportmittel grosser Beliebtheit. In den Sommermonaten sei es oft vorgekommen, dass ein zweites Fahrzeug habe eingesetzt werden müssen.
Thomas Aschwanden, Leiter Abteilung öffentlicher Verkehr des Kantons Uri, betonte, solch grosse Investitionen in den öffentlichen Verkehr seien wichtig, um die Grundversorgung sicherzustellen. Denn längst nicht alle hätten die Möglichkeit, auf den Individualverkehr zurückzugreifen. Letztlich werde durch die wichtige Bedeutung der Verbindung Altdorf-Isenthal für den Tourismus auch ein hoher volkswirtschaftlicher Nutzen generiert. Thomas Aschwanden dankte allen, die einen Beitrag dazu leisten, dass diese Linie überhaupt betrieben werden kann.
Ein gutes OmenDurch das Umwetter vom August 2005 war die Strasse ins Grosstal, wo sich der Wendepunkt des Postautos («St. Jakob») befindet, stark beschädigt worden. In einer ersten Phase konnte sie nur notdürftig geflickt werden und war dementsprechend holprig. Seit wenigen Tagen ist der Belag nun wieder in tadellosem Zustand. Der Gemeindepräsident von Isenthal, Toni Gasser, wertete das zufällige Zusammentreffen der Inbetriebnahme des neuen Postautos und der Beendigung der Instandstellungsarbeiten als gutes Omen. Den Chauffeuren und allen, die mit dem Postautobetrieb zu tun haben, wünschte er im übertragenen Sinne eine holperfrei Fahrt und möglichst viele Passagiere.
Urs Hanhart