KV-Lehrabschluss beginnt schon im 1. Lehrjahr

In eineinhalb Jahren wird die KV-Reform umgesetzt. Am vergangenen Donnerstag, 14. März, wurden Vertreterinnen und Vertreter der Urner Lehrbetriebe im Foyer der Berufsschule Uri über die Erfahrungen der Pilotklassen in Luzern informiert, und sie erhielten Gelegenheit, Fragen zu stellen. Vor ...
16.03.2002
allem der aufgesetzte Zeitdruck bereite etwas Mühe. - Der Einladung zur Orientierungsveranstaltung folgten rund 130 Personen.

Ab dem Schuljahr 2003/04 gibt es das KV und die Bürolehre in der heutigen Form nicht mehr («Urner Wochenblatt» vom 9. März). Stattdessen wird der kaufmännische Lehrberuf in drei verschiedenen Profilen angeboten: das B-Profil, welches die heutige Bürolehre ersetzt, das E-Profil als «KV-Ersatz» und das M-Profil, die Berufsmatura.
An der Versammlung vom 14. März wurden die Urner KV-Lehrbetriebe zum ersten Mal offiziell über die KV-Reform unterrichtet. Als Referentinnen wurden Ruth Waldburger, Pilotprojektleiterin Luzern, und Sonja Knecht vom Amt für Berufsbildung Luzern eingeladen. Luzern ist seit 1999 Pilotkanton. Im ersten Pilot-Jahr beteiligten sich 33 Lehrbetriebe und 60 Auszubildende in drei Klassen am Projekt. Diese «Generation» wird im kommenden Juni ihren Lehrabschluss machen.

Schlüsselqualifikationen

«Fachwissen veraltet schnell», eröffnete Ruth Waldburger ihr Referat. Deshalb sollen die künftigen Kaufmänner und Kauffrauen - so die offizielle Berufsbezeichnung - in Schlüsselqualifikationen wie Ganzheitlichem Denken und Handeln, Selbstständigkeit, Teamfähigkeit und lebenslangem Lernen gefördert werden. Die Auszubildenden sollen lernen, auf eigenen Füssen zu stehen und im Betrieb Verantwortung zu über-
nehmen. Natürlich kämen auch die Fachkompetenzen nicht zu kurz. Doch werden bisherige Fächer zusammengefasst in «Branche und Firma», «Information, Kommunikation, Administration», «Wirtschaft und Gesellschaft» sowie «Sprachen».
Zuerst Grundkenntnisse erwerben
Neu werden die Lehrlinge und Lehrtöchter zu Beginn ihrer Ausbildung einen Basiskurs absolvieren, an dem sie den Grundstoff der kaufmännischen Schule kennen lernen: Schreibmaschine schreiben, wichtigste Grundkenntnisse in verschiedenen Computerprogrammen, Einblicke in Sachen Wirtschaft und Rechnungswesen, Repetition von Sprachkenntnissen ... Nach diesem Basiskurs können die Auszubildenden bereits produktiv im Betrieb eingesetzt werden.
Elisabeth Fähndrich, Rektorin der Kaufmännischen Berufsschule Uri, erklärte, dass es noch nicht klar sei, ob im Kanton Uri das Luzerner Modell mit einem sechswöchigen Basiskurs zu Beginn der Lehre oder das Lausanner Modell - während des ersten Semesters wird während zweienhalb Tagen in der Woche die Schule besucht - eingeführt werde. Hier gelte es noch infrastrukturelle Fragen zu klären. Vor allem bei den Schulzimmern gebe es Engpässe.

Betriebe geben Noten

Die Ausbildung in den Lehrbetrieben erhält mit der neuen Ausbildung klar mehr Gewicht. Bereits ab dem 1. Lehrjahr beurteilen die Lehrbetriebe ihre Lehrlinge und Lehrtöchter und geben Noten,
die bereits zur Lehrabschlussprüfung zählen. Sie bewerten im Verlaufe der drei Lehrjahre insgesamt sechs Arbeits- und Lernsituationen (ALS) und drei Prozesseinheiten (PE). Dazu kommen am Ende der Ausbildung, wie bisher, eine betriebsexterne schriftliche und mündliche Prüfung. Während der Ausbildung besuchen die Jugendlichen vier überbetriebliche Kurse, wo die einzelnen Berufsverbände spezifische Branchenkenntnisse vermitteln. Um das Eidgenössische Fähigkeitszeugnis zu erhalten, müssen sowohl der schulische als auch der betriebliche Teil bestanden werden.
Die beiden Referentinnen zogen aus den bisherigen Pilotprojekten ein überaus positives Fazit. Sowohl die Auszubildenden als auch die Lehrbetriebe hätten das neue Modell positiv beurteilt. Auch wissenschaftlich durchgeführte Evaluationen bestätigten dies.

Stand in Uri

Für die Berufsschule Uri und für die Urner Lehrbetriebe bleibt noch viel zu tun, um im Sommer 2003 für die neue kaufmännische Grundausbildung bereit zu sein. Bisher wurden eine Steuerungsgruppe, eine Projektgruppe Lehrbetriebe und eine Projektgruppe Berufsschule gebildet. Diese müssen nun ihre Arbeiten aufnehmen, eine Umfrage machen, wie viele Jugendliche im Jahr 2003 die kaufmännische Ausbildung starten und die Auszubildenden - sowohl an der Berufsschule wie auch in den Lehrbetrieben - schulen. Grundsätzlich gilt, dass man von den Erfahrungen der Pilotkantone profitieren kann.

Der zeitliche Druck

In der Diskussion nach den Referaten zeigte sich vor allem, dass noch viele Fragen im Bereich der bisherigen zweijährigen Bürolehre offen sind. Auch die mit den Auszubildenden zu erreichenden Ziele wurden teilweise als illusorisch betrachtet und Bedenken geäussert, dass gewisse fachliche Kompetenzen zu kurz kommen könnten. Vor allem bereite auch der aufgesetzte zeitliche Druck, die Reform bis im Jahr 2003 umzusetzen, Mühe.

Markus Arnold


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