Als ein «Objekt für Liebhaber» bezeichnet der Gutachter des Konkursamtes von Biasca das Viersternehotel La Claustra, das sich in der Artilleriefestung San Carlo auf dem Gotthard befindet. Der auf 2050 Meter über Meer gelegene Bunker wurde 1938 als Prototyp des Reduits errichtet. Bis zu seiner Stilllegung im Jahr 1994 war er fester Bestandteil der Landesverteidigung. Anschliessend machte sich die Stiftung La Claustra daran, das 4000 Quadratmeter grosse Artilleriewerk in einen Ort der Begegnung umzuwandeln.
Nach fünf Jahren Bauzeit wurde im Jahr 2004 in der absoluten Stille des Berginnern der Komplex La Claustra eröffnet. Er umfasste ein Viersternehotel mit 17 modern eingerichteten Zimmern, Dampfbad und Wassergrotte, Seminar- und Tagungsräume sowie einen Restaurantbetrieb. «Losgelöst vom hektischen Tagestreiben gibt dieser aussergewöhnliche Ort Impulse zu Inspiration und Kreativität, die nachhaltig Wirkung zeigen», versprachen die Promotoren von «La Claustra».
Stark erschwerter HotelbetriebSo aussergewöhnlich der Ort war, so schwierig war das Unterfangen, das Hotel gewinnbringend zu betreiben. «Mit jährlich nur fünf Monaten Öffnungszeit und 17 Zimmern ist dies nicht möglich», räumte Jean Odermatt, Gründer des Hotels und Präsident der mittlerweile Pleite gegangenen Stiftung La Claustra, vor etwas mehr als einem Jahr gegenüber der «Hotel Revue» ein. Zu einem ähnlichen Schluss kommt das Gutachten des Konkursamtes. Die geringe Zimmerzahl, die kurze Öffnungszeit, die Schwierigkeit, qualifiziertes Personal zu finden sowie die sehr hohen Energiekosten seien Faktoren, die den Hotelbetrieb stark erschweren würden. Tatsächlich schlagen allein die Kosten für Heizung und Belüftung der Anlage mit jährlich 60 000 Franken zu Buche.
Vor diesem Hintergrund müsse das seit Oktober 2010 geschlossene Hotel La Claustra als «nicht gewinnorientiert» betrachtet werden, schreibt das Architekturbüro Conceprio e Piazzini aus Osogna, welches das Gutachten verfasst hat. Die Liegenschaft sei folglich ein Liebhaberobjekt. Ob sich jemand findet, der bereit ist, für die Anlage 3 686 000 Franken - so hoch ist der Schätzwert - zu bieten, wird sich am 27. März zeigen. Dann kommt «La Claustra» um 10.00 Uhr im Bezirksgericht in Biasca unter den Hammer.
Omar Gisler