Land unter im Kanton Uri

Das Hochwasser im Kanton Uri hat horrende Schäden angerichtet. Bristen, Amsteg, Altdorf, Schattdorf, Isenthal und viele weitere Gebiete zeigen ein Bild der Zerstörung. Die Ruag und die DAG in Schattdorf und weite Flächen sind überflutet. Wie 1977 brachte vor allem der Schächen am meisten ...
23.08.2005
rstörung. Besonders schlimm getroffen hat es auch das Maderanertal. Gemäss aktuellem Stand sind keine Personenschäden bekannt.

Die schweren Regenfälle der vergangenen Tage in der ganzen Schweiz hatten sich über Nacht vor allem in die Alpen zurückgezogen. Der Kanton Uri war bis am Montagnachmittag, 22. August, vom Unwetter einigermassen verschont geblieben, doch in der Nacht auf den Dienstag änderte sich dies.
Am Montagabend gibt die Polizei die Warnung heraus, die Dämme der Reuss sowie der hochgehenden Flüsse und Bäche nicht zu betreten. Es bestehe Lebensgefahr.

Erst der Prolog

Am Montagnachmittag kann die Axenstrasse von Flüelen her nur bis Sisikon befahren werden, in Flüelen und Altdorf stehen diverse Keller unter Wasser, in Isenthal gehen Rüfen auf diverse Strassen nieder, die meisten Feuerwehren im Urner Unterland sind im Einsatz. Um 16.00 Uhr «meldet» sich der Selderbach in Silenen. Er verschüttet die Kantonsstrasse mit Geröll und Geschiebe, was zur Folge hat, dass die Reuss über die Ufer tritt und die Autobahn unter Wasser setzt. Autobahn und Kantonsstrasse müssen für eine halbe Stunde gesperrt werden. Für den Schwerverkehr wird um 16.30 Uhr die Phase Rot ausgelöst. Doch das ist erst der Prolog der Katastrophe.

Die Häuser verlassen

Der Wasserstand aller Bäche und Flüsse im Kanton Uri nimmt so bedrohliche Ausmasse an, dass um 17.00 Uhr Teile des Kantonalen Führungsstabs Uri (Kafur) unter der Leitung von Franz Steinegger zum Einsatz kommt. Um zirka 18.00 Uhr geht eine Rüfe zwischen Windeggen (hinter Urigen) und Urnerboden nieder, und die Klausenpassstrasse muss gesperrt werden. Die Lage verschärft sich zusehends.
In Silenen zwischen Evibach und Selderbach sowie in Amsteg in der Umgebung der Chärstelenbachbrücke müssen mehrere Häuser evakuiert werden. Auch in Isenthal, im hinteren Grosstal werden rund 100 Personen evakuiert. Ab 22.10 Uhr ist der Kanton Uri von Norden her nur noch über den Seeweg erreichbar. Die Autobahn ist im Raum Stans gesperrt, und in Sisikon ist die Bahnlinie unterbrochen.
In verschiedenen Gemeinden fällt im Verlaufe der Nacht auch der Strom aus. Die grossen Wassermengen haben vor allem die Energieversorgung der Seitentäler in Mitleidenschaft gezogen. Betroffen sind in erster Linie Isenthal, Bristen und der Teilabschnitt Bürglen-Unterschächen. Einzelne Schaltanlagen im Talboden stehen bis zu 3 Meter unter Wasser. «Ein Abpumpen ist zurzeit nicht möglich, da keine Abflussmöglichkeiten für die enormen Wassermengen bestehen», schreibt das Elektrizitätswerk Altdorf in einer Medienmitteilung am Dienstagmorgen.

Abgeschnittene Dörfer

In den frühen Morgenstunden des 23. August lassen die Niederschläge auch im Kanton Uri nach. Die Wettersituation scheint sich zu beruhigen, doch die Auswirkungen des Unwetters haben den Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Die Klausenstrasse ist bei Witterschwanden teilweise weggespült und unterbrochen, der Schächen ist im Bereich der Mündung in die Reuss bei Attinghausen über die Ufer getreten. Sowohl die Kantonsstrasse durch den Talboden als auch die Autobahn sind mittlerweile gesperrt. Das Dorf Flüelen ist ebenfalls nicht mehr passierbar, Bauen und Isenthal können wegen eines Strassenunterbruchs beim Bolzbach nicht mehr erreicht werden, und das Gebiet Isleten wird vom Isenthalerbach überschwemmt. Amsteg steht teilweise unter Wasser. Neu ist auch der Sustenpass gesperrt.

Überblick per Helikopter

Am Dienstagvormittag hat das «Urner Wochenblatt» Gelegenheit, sich per Helikopter einen Überblick zu verschaffen. Der Schächen mündet nicht mehr in die Reuss, sondern hat sich beim Schächenwald eigene Wege gesucht. Das Ruag-Areal, die Dätwyler AG in Schattdorf, die Markthalle, die neue Anlage der Gärnerei Bürgi - die ganze Umgebung ist unter Wasser. Entlang des Bahngleises setzt sich die Wasserspur über die ganze Reussebene fort. Auch Seedorf ist vom Verkehr abgeschnitten.
Ein besonders bizarres Bild zeigt sich in Bristen. Häuser werden um- und unterspült. Die Golzernbahn-Talstation steht am Rande der Zerstörung. Im Bachbett hat sich ein Hausdach zwischen Talstation und Garage Jauch verfangen. In Amsteg ragt ein riesiger Bagger aus den Fluten der Reuss. Hier konnte der Baggerführer in letzter Minute von der Rega gerettet werden.
Im Maderanertal, im Schächental, im Isental - überall sind Rüfen niedergegangen. Strassen und Brücken sind weggerissen. Der Pegel des Urnersees ist so hoch, dass von den Naturschutz- und Badeinseln praktisch nichts mehr zu sehen ist.
Über den entstandenen Schaden kann derzeit nur spekuliert werden. Gemäss Karl Egli von der Kantonspolizei Uri sind bis anhin glücklicherweise keine Personen- oder Tierschäden bekannt.

Die Polizei bittet die Bevölkerung nach wie vor, folgende Anweisungen zu beachten: «Bitte verlassen Sie das Haus nur wenn absolut notwendig. Auch die Benutzung von Autos ist, wenn möglich, zu unterlassen. Bitte beobachten Sie die Situation in Hanglagen. Bitte befolgen Sie die Hinweise der lokalen Einsatzkräfte und benutzen Sie die Mobiltelefone nur wenn notwendig.»

Markus Arnold


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