Als die Arbeiter der Baumann und Epp Bau GmbH am vergangenen Mittwochmorgen, 20. April, an ihrem Arbeitsplatz, dem Steinbruch im Ries, Göschenen, eintrafen, staunten sie nicht schlecht: Die Zufahrt zum Steinbruch war durch einen Personenwagen versperrt. Schnell wurde klar, dass es sich um eine Blockade durch Personen der Gotthard Granit AG handelte. Vorsitzender der unlängst neu gegründeten Firma ist der Göschener Landrat Ernst Zgraggen, ebenfalls beteiligt ist der Hospentaler Landrat Remo Christen.
Mehrere Blockaden
Ein Polizeieinsatz war nötig, um die Blockade zu räumen, wie Herbert Planzer von der Kantonspolizei Uri bestätigt. Die bestellten Lastwagen konnten endlich die Steine abtransportieren. Gemäss Martin Baumann und Bernhard Epp von der Baumann und Epp Bau GmbH wurde kurze Zeit später - kurz vor 10.00 Uhr - die Strasse erneut blockiert. Erst nach einem erneuten Polizeieinsatz sei dann auch diese Blockade aufgehoben worden. Einen Tag später, am Donnerstagmorgen, war die Zufahrtsstrasse erneut blockiert, diesmal mit einem Bagger. Doch noch bevor die Polizei eintraf, war diesmal die Blockade geräumt.
Rechtliche Schritte
Die Baumann und Epp Bau GmbH will sich damit nicht abfinden. Sie hat gemäss Urs Thali, verantwortlicher Projektleiter und Sicherheitsbeauftragter des Abbauprojekts im Ries, rechtliche Schritte gegen die Blockierer eingeleitet. Die Umtriebe durch solche Vorkommnisse zehrten an den Nerven und kosteten nicht zuletzt viel Geld. Und auch die Transportunternehmen seien durch die Blockaden betroffen. «Und man weiss ja, wie hart das Lastwagengewerbe heute ist», so Urs Thali. Auch die Firmenleitung ist empört: «Im ganzen Kanton wird um Arbeitsplätze gerungen. Vor allem Politiker beschwören, dass sie alles unternehmen, um Arbeit für die Urner Bevölkerung sicher zu stellen. Da fragt man sich, was gewisse Landräte für ein Verständnis von Recht haben.»
«Legaler Akt»
Die Zufahrtsstrasse zum Steinbruch führt durch ein Privatgrundstück. Wie sich der Rechtsvertreter der Grundstückeigentümerin im «Urner Wochenblatt» äussert, sind die Blockaden rechtens und verhältnissmässig. Die Baumann und Epp Bau GmbH habe auf der Zufahrtsstrasse zum Steinbruch gar kein Durchfahrtsrecht für derartige Fuhren. Die Firma Baumann und Epp sei mehrmals aufgefordert worden, die Durchfahrten zum Steinbruch einzustellen. Da dies nichts genützt habe, habe man Mitte vergangener Woche die Blockade für den 20. April sogar schriftlich angekündigt. «Zu beachten ist schliesslich, dass es sich um eine rein privatrechtliche Angelegenheit handelt, so der Rechtsvertreter.
Verdrängungskampf?
Warum aber werden in Göschenen solche Saiten aufgezogen? Urs Thali spricht von einem Verdrängungskampf. Die Gotthard Granit AG wolle mit dem Faustrecht auf dem gleichen Areal wie die Baumann und Epp Bau GmbH, welche seit 1997 hierfür eine Konzession besitzt, Gestein abbauen.
Für den Göschener Landrat Ernst Zgraggen hat das Ganze nichts mit einem Verdrängungskampf zu tun. Während die Firma Baumann und Epp lediglich loses Gesteinsmaterial abbaue, möchte die Gotthard Granit AG gewachsenen Fels abbauen. «Wir haben eine Marktlücke entdeckt und könnten grosse Absätze tätigen», so Ernst Zgraggen. Doch man werde durch die Firma Baumann und Epp daran gehindert. Zudem betont er, dass es sich am Mittwoch lediglich
um eine einzige Blockade gehandelt habe. Zwar sei er beim angeblich zweiten Mal auch vor Ort gewesen, doch die so genannte Blockade sei durch die engen Verhältnisse dort automatisch entstanden.
Mit Brechstange Ziel erreicht
Eine Nachfrage bei Korporationsschreiber Pius Zgraggen bestätigt das Vorhaben der Gotthard Granit AG. «Wir haben der neuen Firma einen Konzessionsvertrag in diesem Gebiet in Aussicht gestellt, unter der Bedingung, dass man mit der Baumann und Epp Bau GmbH eine Vereinbarung trifft.» Der Abbau sei nach der Meinung der Korporation Uri nebeneinander möglich, wenn die Sicherheitsvorschriften eingehalten würden.»
Schon längere Zeit suche die Gotthard Granit AG vergeblich um ein Treffen mit der Firma Baumann und Epp, sagt Ernst Zgraggen. Selbst mit Hilfe eines Anwalts sei es bisher nicht gelungen, die Baumann und Epp Bau GmbH an einen Tisch zu holen. Den Vorwurf, dass die beiden FDP-Landräte die «Gewerbler» behinderten, weist Ernst Zgraggen deshalb klar zurück. Mit der Brechstange habe man nun endlich einen Termin festlegen können.
Keine Freude bei Korporation Uri
Welche Konsequenzen das Vorgehen der Gotthard Granit AG haben wird, ist offen. Sicher ist, dass auch die Korporation Uri keine Freude daran hatte. Als Besitzerin des Abbaugebietes erhält sie von der Baufirma nämlich finanzielle Abgeltungen. Und wird der Abbau behindert, wirkt sich dies auf die Einnahmen der Korporation, von welcher sich die Gotthard Granit AG ihrerseits eine Abbaukonzession erhofft, aus. Über diese Angelegenheit werde sich der Engere Rat wohl an der Sitzung vom kommenden Montag, 25. April, unterhalten, sagt Pius Zgraggen.
Auch die Urner Kantonspolizei hat laut Angaben von Herbert Planzer gegen die Blockierer eine Anzeige wegen Nötigung gemacht.
Markus Arnold