Lawinenwarndienst Uri: eine 30-jährige Erfolgsgeschichte

Seit über 30 Jahren arbeiten freiwillige Beobachter, Angestellte der Armee und des Kantons bei der Verhütung von Lawinenopfern auf den Verkehrswegen und Baustellen im Rahmen der Organisation Lawinenwarndienst Uri erfolgreich zusammen. Entstanden ist diese Organisation anfänglich zum Schutz ...
25.10.2000
der Grossbaustellen der Nationalstrasse im Reusstal. Heute beschäftigen sich während den Wintermonaten täglich zwischen 10 und 20 Personen in irgendeiner Form mit der Aufarbeitung der meteorologischen Daten zur Analyse der Lawinengefährdung und der Verbreitung der Gefahrenbulletins.

Als 1968 die Ripplistallawine das kurz zuvor evakuierte Baustellen-Barackenlager «Surüti» schwer beschädigte, wurde die Lawinenwarndienstkommission der N2 ins Leben gerufen, um in Zukunft Lawinenopfer und grössere Lawinenschäden auf den Baustellen zu verhindern. 1980 wurde die Tätigkeit des Lawinenwarndienstes auch auf die bereits im Betrieb stehenden Nationalstrassenabschnitte und auf die Kantonsstrassen ausgedehnt. Nach der durchgehenden Inbetriebnahme der N2 Ende 1981 verlagerte sich das Schwergewicht von den Baustellen zur Beurteilung der aktuellen Lawinengefahr entlang der in Betrieb stehenden Verkehrswege.

Der Lawinenwarndienst Uri, wie er seit 1991 heisst, ist seit diesem Zeitpunkt als fachliche Unterstützung für die Verantwortlichen des Strassen- und Eisenbahnbetriebs nicht mehr wegzudenken. Die Beobachter der zehn Messstationen, die Betreuer der beiden Lawinenzentralen in Andermatt und auf dem Urnerboden, Mitarbeiter der Polizei, des Amts für Forst und Jagd und des Amts für Tiefbau bilden das Personal des Lawinenwarndienstes. Die einen sind täglich, die andern je nach den meteorologischen Bedingungen mit dem Naturprodukt Schnee und seinen Auswirkungen beschäftigt.

Die Lawinenzentrale Anderrnatt - das Nervenzentrum

Dabei bildet die Lawinenzentrale Andermatt das operative Zentrum des Warndienstes. Hier laufen die Informationen aus den verschiedenen Beobachtungsstationen in den einzelnen Kantonsteilen zusammen, hier werden die Prognosen der Meteodienste und des Schweizerischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) Davos aufgrund der lokalen Wettersituationen überprüft. Für den Bereich Urnerboden ist eine eigene Lawinenzentrale vor Ort zuständig.

Ein auf die Bedürfnisse der Verkehrswege zugeschnittenes Produkt ist das Ergebnis dieses Analyse- und Beurteilungsprozesses. Ein Gefahrenbulletin für die Betriebsverantwortlichen, das je nach der meteorologischen Entwicklung nach Bedarf aber auch mehrmals täglich erstellt wird. Dabei werden bei den einzelnen Strassenabschnitten ihre topographische Lage, Lawinenzüge, bereits vorhandene Schutzmassnahmen und so weiter bei der Risikoabschätzung berücksichtigt. Dieses Lawinenbulletin widerspiegelt nicht die allgemeine Lawinengefährdung in einem Tal und ist deshalb auch nicht als touristische Information geeignet. Zudem werden nicht die europäischen Gefahrengrade benutzt.

In diesem Sinne steht das Produkt des Lawinenwarndienstes auch nicht in Konkurrenz mit den Produkten des SLF. Im Gegenteil, es wird eng zusammengearbeitet. So betreut die Zentrale Gebirgskampfschule in Andermatt - respektive ihre Vorgängerin, das Festungswachtkorps - bereits seit 1942 die Schneemess- und Beobachtungsstation des SLF und nimmt bei kritischen Situationen entscheidend Einfluss auf die Aussagen des schweizerischen und regionalen Lawinenbulletins für die Region Gotthard.

Die Armee als Glücksfall für den Kanton Uri

Seit den ersten Stunden des Lawinenwarndienstes wurde die Lawinenzentrale Andermatt durch Angehörige der Armee betreut. Bis zum Winter 1998/99 war das Festungswachtkorps für diese Aufgabe zuständig, das in Personalunion die armeeeigene und die Zentrale des Lawinenwarndienstes betreute. Da aber seit dem letzten Herbst dem FWK keine Lawinenspezialisten mehr zur Verfügung stehen und der Waffenplatz Andermatt für seine Aufgaben keiner eigenen Lawinenzentrale mehr bedarf, mussten neue Lösungen gesucht werden.

Das Kommando der Zentralen Gebirgskampfschule (ZGKS) in Andermatt sprang in die Lücke und stellt ihre Lawinenspezialisten, die in ihrer Hauptaufgabe die Gebirgsspezialisten und die Angehörigen des Armeelawinendienstes ausbilden, für diese Aufgabe zur Verfügung. Ein Glücksfall für den Kanton, da die ZGKS im Ausnahmefall auf mehrere gut ausgebildete Mitarbeiter zurückgreifen kann, um den Dauerbetrieb der Lawinenzentrale, wie er bei extremen Wettersituationen notwendig ist, zu gewährleisten. Betreut wird die Lawinenzentrale zur Zeit von einem vierköpfigen Spezialistenteam. Die Leistungen dieses Teams sind in einer Vereinbarung zwischen der Gruppe Heer und der Baudirektion des Kantons festgehalten. Die Lawinenzentrale Andermatt ist heute mit Ausnahme des Urnerbodens für den gesamten Kanton zuständig.

Moderne Technik zur Unterstützung des Menschen

Noch immer ist der Mensch mit seiner Beobachtungsgabe, seiner gesammelten Erfahrung und seinem Urteilsvermögen durch keine technischen Hilfsmittel bei der Erstellung von Gefahrenbulletins zu ersetzen. Trotzdem ist auch in diesem jahrhundertealten Geschäft die Technik nicht mehr ganz wegzudenken. Moderne technische Systeme liefern den Spezialisten zusätzliche Informationen und dies in kürzester Zeit. Ein Beispiel dafür ist das Interkantonale Mess- und Informationssystem für die Lawinenwarnung (IMIS). Über die Schweizer-Alpen sind zirka 50 Stationen verteilt. Im Kanton Uri stehen davon 6 Stück. Diese Stationen liefern den Fachleuten rund um die Uhr stündlich die neuesten meteorologischen Daten von Standorten weit abseits der Siedlungsgebiete, dafür nahe der Geburtsstellen der Lawinen. Mit diesem System stehen unseren Lawinenzentralen nicht nur die Unterlagen der eigenen Organisation zur Verfügung, sondern sie können auch auf die Daten der umliegenden Kantone und des SLF zurückgreifen.

Laptop und Handy erlauben es, die notwendigen Informationen von jedem beliebigen Ort aus zu beschaffen. Aber nicht nur die Informationsbeschaffung, sondern auch die Informationsverbreitung bedient sich neuer Kommunikationsmittel. In Zukunft erhalten die Strasssenverantwortlichen die neuesten Gefahrenmeldungen per SMS an jedem beliebigen Standort sofort auf ihr Mobiltelefon übertragen und E-Mails werden die Faxübertragung ablösen.

Sicherheit auf Strassen, Eisenbahnen und Baustellen

Aber die auch noch so rasch und bequem kommunizierte Information muss vom Empfänger auch richtig verstanden werden, deshalb bilden die Lawinenspezialisten immer wieder auch die Informationsempfänger weiter. Damit die Sicherheit für die Benützer der Verkehrswege oder das Baustellenpersonal letztendlich gewährleistet ist, muss bei allen beteiligten Organisationen rasch und richtig kommuniziert werden.


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