Mathematikerin Nicole Walter: «Damit habe ich nicht gerechnet»

Der Altdorferin Nicole Walter wird am 1. Februar eine besondere Ehre zuteil. Sie darf für ihre Diplomarbeit im Bereich Versicherungsmathematik den Walter-Saxer-Versicherungs-Hochschulpreis der ETH Zürich entgegennehmen. Ihr «Diplomvater» Professor Alois Gisler ist ebenfalls ein gebürtiger ...
28.01.2005
rner. Nicole Walter ist überrascht und freut sich natürlich.

«Es ist eine sehr schöne Auszeichnung», freut sich die frisch diplomierte Mathematikerin Nicole Walter aus Altdorf. Mit ihrer Diplomarbeit «Entwicklung eines Tarifsystems mit Credibility» hat sie aus zwei bestehenden Modellen ein neues Berechnungsmodell für Versicherungsprämien entwickelt. Gerechnet habe sie mit dem Preis überhaupt nicht. «Das Modell zu entwickeln war mathematisch zwar komplex, doch muss die Praxistauglichkeit noch geprüft werden.»

Urner «Co-Produktion»

Doch die Jury, bestehend aus Professoren, die auch bei Versicherungen tätig sind, war von Nicole Walters Arbeit überzeugt. Heuer erhalten gleich zwei Diplomandinnen den Preis. Dies ist ebenfalls ein Zeichen dafür, dass die junge Urnerin eine hervorragende Diplomarbeit geschrieben hat.
Zur Urner «Co-Produktion» kam es unter anderem dadurch, dass Nicole Walter im UW-Magazin «pfyyl» vom 2. November 2002 gelesen hatte, dass der in Bürglen aufgewachsene Alois Gisler zum Titularprofessor der ETH Zürich ernannt worden war. Bei ihm hatte sie zuvor bereits eine Vorlesung besucht. «Als ich im pfyyl' von der Ernennung gelesen hatte, beschloss ich, ihn zu fragen, ob ich bei ihm meine Diplomarbeit schreiben könne.»
Der Bereich Versicherungsmathematik ist bei den Studierenden ein sehr gefragtes Diplomthema. Freudig nahm Nicole Walter deshalb die positive Antwort entgegen. «Natürlich hatte ich meine Altdorfer Adresse angegeben», schmunzelt sie. Aber dies habe wohl kaum Einfluss darauf gehabt, dass ihr Alois Gisler sein Einverständnis gab. «Ich glaube, ich war einfach die Erste, die sich bei ihm gemeldet hatte.»

Nicht alltäglich

Nicole Walter spricht von einer optimalen Betreuung durch ihren «Diplomvater». Dieser hätte ihr gar während ihrer Diplomzeit einen Schreibtisch bei der Winterthur Versicherungen in Winterthur angeboten, wo er selber tätig ist. Das Pendeln von Zürich nach Winterthur war ihr auf die Dauer aber zu aufwändig. Zirka einmal wöchentlich sei sie jedoch mit Alois Gisler zusammengekommen.
«Wie die Auszeichnung zeigt, hat Nicole Walter ihre Sache sehr gut gemacht», sagt Alois Gisler. «Ich freue mich natürlich, dass ich in meiner Funktion einen kleinen Beitrag leisten konnte.» Eine Urner Preisträgerin und ein Urner «Diplomvater» seien nicht alltäglich.

Warum Mathe-Studium?

Einen Abschluss in Mathematik zu machen hatte Nicole Walter ursprünglich nicht geplant. Nach der Matura 1999 spielte sie zuerst mit dem Gedanken, Betriebswirtschaftslehre (BWL) zu studieren. Sie erfuhr dann, dass an der ETH der neue Studiengang «Rechnergestützte Wissenschaften» - eine Kombination zwischen Informatik und Naturwissenschaften - angeboten wird. Das sagte ihr zu, und sie nahm das Grundstudium mit Mathematik und Informatik in Angriff. «Irgendwann merkte ich, dass ich es nicht so mit der Informatik habe», erinnert sich Nicole Walter. So entschied sie sich nach zwei Jahren Grundstudium und guten Prüfungsresultaten, das Mathematikstudium durchzuziehen. Als Wahlfach
belegte sie BWL. Im vergangenenMai schloss sie nach neun Semestern ihr Studium - bis auf die Diplomar-beit - ab.
Seit Oktober 2004 arbeitet Nicole Walter bei einer Unternehmensberatung in Zürich. «Nun habe ich wieder viel Programmierarbeit, die mir erstaunlich viel Spass macht», sagt sie und lächelt dabei. «Ich kann mir aber schon vorstellen, einmal bei einer Versicherung zu arbeiten.» - Bei einer allfälligen Bewerbung macht sich ein Hochschulpreis in Versicherungsmathematik sicherlich nicht schlecht, und wer weiss, vielleicht errechnet sie dereinst mit ihrem eigenen «Walter-Modell» die bestmögliche Prämie für ihre Kundinnen und Kunden ...

Markus Arnold


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