Mehr als ein Relikt aus alten Zeiten

In den meisten Urner Gemeinden läuft wieder die Birnel-Aktion, bei der via Gemeindekanzleien der dickflüssige, süsse Saft bezogen werden kann. Aber was verbirgt sich hinter der Aktion? Warum vertreiben Gemeinden Lebensmittel? Wer kauft heute noch diesen hochkonzentrierten Birnensaft? Das ...
11.10.2002
rner Wochenblatt» ging solchen Fragen nach.

Zu Zeiten des rationierten Zuckers wurde dem gemeinen Volk Birnel als Zuckerersatz abgegeben. 1 Kilogramm dieses honigähnlichen Konzentrates - hergestellt aus 10 Kilogramm Mostbirnen - beinhaltet rund 600 Gramm hochwertigen Fruchtzucker, dazu viele Mineralstoffe. Aber heutzutage kann das Engagement der Gemeinden für die Verbreitung des eingedickten Saftes sicherlich nicht mehr mit einer (drohenden) Zuckerknappheit begründet werden.

Vom 250-g-Dispenser bis zum 12,5-kg-Kessel

Mit der herbstlichen Aktion unterstützen die Gemeinden landauf und landab die Winterhilfe Schweiz. Für das Hilfswerk ist der Verkauf von Birnel seit 1952 eine enorm wichtige Einnahmequelle. Man gelangt jeweils an die Gemeinden mit der Bitte, den Verkauf des Birnels zu koordinieren. In der Gemeinde Schattdorf beispielsweise ist hierfür Priska Muheim zuständig. Die Gemeinde wendet sich jeweils im Herbst an die Öffentlichkeit, dass sie Birnel-Bestellungen entgegennimmt. Erhältlich ist der Saft im 250-g-Dispenser, im 1-kg-Glas sowie in den 5-kg- und 12,5-kg-Kesseln. 1 Kilogramm kostet in Schattdorf in diesem Jahr 8 Franken, der grosse Kessel ist für 90 Franken erhältlich. Hat die Gemeinde die Bestellungen aufgenommen, kauft sie den Birnel bei der Winterhilfe Schweiz, der danach bei der Gemeindekanzlei abgeholt werden kann.

Nachfrage

Wer kauft heute Birnel? Priska Muheim kennt die Vorzüge des Naturprodukts: «Birnel eignet sich in der Vorweihnachtszeit hervorragend zum Backen von Weihnachtsgebäck oder Lebkuchen.» Aber auch als Brotaufstrich geniesst das Produkt mit dem eigenen Geschmack - zwischen Birnen, Caramel und Honig - einen hervorragenden Ruf, und oft findet es auch Verwendung für Birchermüesli oder Desserts.
In Schattdorf wurden im vergangenen Jahr 136 Kilogramm Birnel bezogen. Im Jahr 2000 waren es gut 200 und ein Jahr zuvor 151 Kilogramm. Die Zahlen schwanken also. Bezüglich Verbreitungsgebiet erklärte Priska Muheim, dass hier keine Tendenzen feststellbar seien.
Die Birnel-Aktion ist also angelaufen. In diesem Jahr kann in folgenden Urner Gemeinden Birnel bestellt werden: Altdorf, Andermatt, Amsteg/Silenen/Bristen, Bauen, Bürglen, Erstfeld, Flüelen, Hospental, Isenthal, Schattdorf, Seedorf, Seelisberg, Sisikon, Spiringen, Unterschächen und Wassen.
Vom 14. bis am 26. Oktober läuft auch die Sammelaktion der Winterhilfe Schweiz. Sämtliche Haushalte erhalten einen Brief mit Einzahlungsschein. Die Spenden, die im Kanton Uri aufgenommen werden, werden auch für Projekte im Kanton Uri verwendet.

Markus Arnold


Meistgelesen

  • 01Uri lehnt Volksschulverordnung deutlich ab
  • 02Altdorf empfängt den Samichlaus
  • 03Spiringen sagt Ja zur Kunsteisbahn
  • 04«Rüchä Rock» vor ungewisser Zukunft
  • 05Innovationspark Gotthard erhält Baubewilligung
  • 06Wanderweg wegen Steinschlaggefahr gesperrt