Mehr Weitsicht für regionale Schiessanlage

Am 15. März hat der Regierungsrat über seinen Beschluss informiert, die raumplanerische Sicherung des Gebietes Bodenwald für eine Kreisschiessanlage im kantonalen Richtplan wieder aufzuheben. Damit wird in absehbarer Zukunft keine regionale Schiessanlage gebaut, wie sie aus Schützenkreisen ...
03.04.2001
seit Jahren gefordert wird. Am Donnerstag, 5. April, treffen sich daher die Schützen zu einer ausserordentlichen Schützenratstagung, um in der Frage die weitere Strategie festzulegen.

Das Projekt einer regionalen Schiessanlage im Gebiet Bodenwald ist bereits seit Jahrzehnten ein Thema. Die betroffene Attinghausen hat sich stets gegen diesen Standort gestellt. Mit dieser Haltung begründet der Regierungsrat auch seinen Entscheid vom 15. März. Seiner Auffassung nach lässt sich ein solches Projekt gegen den Willen der Standortgemeinde nicht realisieren. Das Projekt ist damit erst mal vom Tisch, sehr zum Ärger der Urner Schützen.

Unverständlicher Entscheid

«Der Entscheid des Regierungsrats ist für uns Schützen und für mich persönlich unverständlich», sagt Rinaldo Deplazes, scheidender Präsident der kantonalen Schiesskommission, der sich seit Jahren mit diesem Projekt beschäftigt hat. «Ich verfechte diesen Standort seit 20 Jahren, weil es ganz einfach der ideale Platz ist, zumahl der Grundeigentümer, die Korporation Uri, dem Projekt ebenfalls positiv gegenüber steht.» Für Rinaldo Deplazes gibt es nach dem Entscheid des Regierungsrates nur Verlierer. Die Schützen, die nun auf eine moderne Anlage verzichten müssen, aber auch die Bevölkerung, denn mit einer regionalen Schiessanlage hätten die Schützenstände in den Talgemeinden wohl aufgehoben werden können. «Die Lärmimmissionen hätten sich an einem Standort konzentriert, der den neusten Erkenntnissen des Lärmschutzes entsprochen hätte. Auf diesem Gebiet wurde in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht», erklärt Peter Aregger, Präsident der Urner Matchschützen. «Damit hätte auch die Umwelt profitiert, deshalb verstehe ich nicht, dass das Amt für Umweltschutz einen solchen Entscheid mittragen konnte», sagt Rinaldo Deplazes.



Für Regierungsrat Markus Stadler, Vorsteher der Gesundheits-, Sozial- und Umweltdirektion, ist die Frage des Umweltschutzes in diesem Entscheid jedoch nur eine unter vielen: «Es gibt immer ein ganzes Bündel von Interessen, die es zu berücksichtigen gilt, und es ist in einem solchen Fall nicht ein Amt allein, das entscheidet. Lärmsanierung, Schliessung und Bau einer Schiessanlage sind zudem Sache der Gemeinden.»

Die ablehnende Haltung der Gemeinde Attinghausen war für die Regierung ein wichtiger Faktor. Markus Stadler sieht darin auch eine Grundsatzfrage. «Wir können als Kanton beispielsweise in der Frage der Neat-Linienführung nicht vom Bund erwarten, dass uns nichts Gravierendes aufgezwungen wird, und gleichzeitig in einer anderen Frage gegen den Willen einer Gemeinde etwas realisieren.»

Mehr als nur ein Schützenstand?

In Schützenkreisen ist man indes überzeugt, dass Attinghausen von einer regionalen Schiessanlage auch profitiert hätte. «Man hätte ein eigentliches Sportzentrum bauen können, welches auch andersweitig hätte genutzt werden können», zeigt Rinaldo Deplazes auf. «Ich denke da beispielweise an Duschen und Umkleidekabinen für Sportler, die den Vita-Parcours besuchen oder ein Restaurant für Spaziergänger. Mit Weitsicht wäre da viel zu machen gewesen.» Den Status des Bodenwalds als beliebtes Naherholungsgebiet wäre nach Ansicht der Schützen kaum beeinträchtigt worden. «Die Anlage hätte sich durch Lärschutzdämme auf beiden Seiten ausgezeichnet. Ich habe schon ähnliche Anlagen in der Schweiz gesehen. Selbst in unmittelbarer Nähe ist so kaum Schiesslärm zu vernehmen», sagt Rinaldo Deplazes. Auch das Verkehrsproblem hätte man durch geeignete Signalisationen in den Griff bekommen, ist man in Schützenkreisen überzeugt.

«Vielleicht hat man das Projekt zu wenig kommuniziert», so Peter Aregger. «Die Vorteile hätten wohl stärker herausgestrichen werden müssen. Das ist ein Vorwurf, den man uns Schützen vielleicht machen kann, denn beinahe alle Gespräche, auch ausserhalb der Schützenkreise, die ich geführt habe, signalisierten eigentlich immer Zustimmung.»

Zwangszuweisungen sollen vermieden werden

Nun sucht man nach anderen Lösungen für das Problem. Die Zeit drängt, denn die Sanierungen der einzelnen Anlagen müssen bis zum 31. März 2002 abgeschlossen sein. Vier Schiessanlagen im Kanton Uri - Bürglen, Gurtnellen, Isenthal und Schattdorf - gelten als mit verhältnismässigem Aufwand nicht sanierbar und dürften wohl geschlossen werden. In Altdorf und Erstfeld wird bereits jetzt nicht mehr geschossen. «Im Moment ist man wieder daran, das Gespräch zu suchen», erklärt Markus Stadler. «Diesmal jedoch unter veränderten Voraussetzungen. Alle, die bis jetzt immer darauf hingewiesen haben, es gäbe sowieso bald eine regionale Schiessanlage, müssen nun erst einmal davon Abstand nehmen.» Von Seiten der zuständigen Direktion zeigt man sich dabei durchaus gesprächsbereit.

Erleichterungsverfügungen kann man sich nur für sanierbare Anlagen vorstellen. Von einer blossen Fristverlängerung hält man bei der Urner Regierung wenig. «Wenn das passieren würde, wäre man in drei Jahren wieder genau gleich weit», ist Markus Stadler überzeugt. Was man jedoch unbedingt vermeiden möchte, sind Zwangszuweisungen der Pflichtschützen auf verschiedene Schiessanlagen.

Der Wunsch bleibt

Bei den Urner Schützen hingegen ist der Wunsch nach einer reginalen Schiessanlage noch immer vorhanden. «Wir wollen weiterhin mit allen Betroffenen zusammen eine Lösung suchen, dass eine solche Anlage doch noch realisiert wird», sagt Peter Aregger. In Schützenkreisen hofft man jedenfalls, dass die Urner Regierung auf ihren Entscheid zurückkommt. «Sicher nicht kurzfristig», meint Markus Stadler. «In den nächsten Jahren ist dies die Grundposition des Regierungsrates. Wenn sich jedoch plötzlich die Umstände ganz anders präsentieren, dann wird sich die Regierung solchen Überlegungen sicher nicht widersetzen.»

Stefan Arnold


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