MGB auf der Oberalp: Beneidenswerte Infrastruktur

Nach drei Jahren Bauzeit sind auf der Oberalp der neu erstellte Oberalptunnel und die Bahnhofstation offiziell ihrem Zweck übergeben worden. Die Matterhorn Gotthard Bahn (MGB) verfügt nun auf ihrer höchsten Stelle über die ideale Infrastruktur, um im Winter dem Ansturm von Wintersportlern ...
13.10.2003
ewachsen zu sein. Anlässlich einer kleinen Feierstunde am Freitag, 10. Oktober, wurde das Projekt eingeweiht.

Neulich ist in einer grossen Zürcher Tageszeitung ein Beitrag über eine Reise über den Oberalppass erschienen, und es hiess, dass die Matterhorn Gotthard Bahn dort oben über eine beneidenswerte Infrastruktur verfüge. Der alte, baufällige Tunnel und die daran anschliessende Galerie auf dem Scheitel des Passes wurden durch eine neue, grosszügigere Konstruktion ersetzt. Das kleine Stationshäuschen wurde abgerissen, und direkt neben dem Tunnel steht nun die neue Station, mit grossem Wartesaal, neuen Toiletten, einem Raum für das Dienstpersonal und einer Garage für die Schneefräse. Ebenso wurde ein Perron-Bereich geschaffen, um so die Kundenfreundlichkeit zu erhöhen, und die Geleise wurden von 135 auf 174 Meter verlängert, so dass nun auf der Passhöhe auch längere Züge kreuzen können.

Zwei kurze Betriebsunterbrüche

Im Frühling 2000 wurde mit den Arbeiten begonnen. Ein interkantonales Bau-Konsortium bestehend aus der Murer AG, Erstfeld, den Gebrüdern Bonetti, Andermatt, sowie der Murer SA, Disentis, und der Loretz SA aus Sedrun gingen gemeinsam daran, manchmal untern widrigsten Witterungsbedingungen das Werk zu vollbringen. Die Bauleitung hatte die Rätia Ingenieure AG, Chur, und W. Deplazes, Surrein. Als Bauleiter vor Ort fungierte Christoph Keller, Andermatt. Der Tunnel wurde im Tagebau erstellt. Zunächst musste der alte Tunnel vollständig abgerissen werden, bevor mit dem Neuen begonnen werden konnte. Um den Bau zu ermöglichen mussten zudem die Oberalpstrasse umgebaut und Massnahmen getroffen werden, damit das oberhalb der Station gelegene Restaurant Piz Calmot keinen Schaden nahm. Das ganze Vorhaben war so geschickt geplant, dass nur zwei Betriebsunterbrüche von jeweils zwei Wochen im Oktober 2001 und 2002 nötig waren. Insgesamt wurden 12,4 Millionen Franken verbaut.

Von FOB begonnen, durch MGB vollendet

«Unter der Regie der Furka Oberalp Bahn wurde dieses Projekt in Angriff genommen, und die Matterhorn Gotthard Bahn hat es zu Ende geführt», erklärte Hans Ruedi Moser, Direktor der MGB, in seiner Ansprache. Während der vergangenen drei Jahren habe sich nicht nur auf dem Oberalppasse einiges verändert sondern entlang der ganzen Strecke zwischen Disentis und Zermatt. Roland Krause, Rätia Ingenieure AG Chur, machte anschliessend einige Ausführungen aus der Sicht der Bauplaner und erklärte die verschiedenen, getroffenen Massnahmen im Detail.

Horizontaler Regen

«Wenn es auf dem Oberalppass regnet, dann horizontal, weil von irgendeiner Seite immer ein starker Wind weht.» Christoph Keller, Leiter des Baukonsortiums, gab einige Reminiszenzen zum Besten bezüglich der Ausführung des Baus und den damit verbundenen Schwierigkeiten. «Sobald die Schneeschmelze gut fortgeschritten war, konnten wir im Frühling mit den Arbeiten beginnen, das war meistens Mitte Mai/Anfang Juni, und Ende Oktober/Anfang November, beim Einsetzen des Winters, mussten wir die Baustelle meist fluchtartig verlassen.» Nach der Ansprache des Projektleiters der Matterhorn Gotthard Bahn, Bernhard Glor, stellte Pater Nestor Werlen in Vertretung des ferienabwesenden Andermatter Dorfpfarrers das Werk unter den Machtschutz Gottes. Mit einem gemütlichen Aperitif im Restaurant Piz Calmot wurde die Feierstunde abgeschlossen.

Laufende Projekte der MGB

Die Matterhorn Gotthard Bahn sei sich ihrer volkswirtschaftlichen und regionalpolitischen Verantwortung für die Regionen und Talschaften, die sie täglich durchfährt, bewusst. Gemäss den Angaben von MGB-Direktor Hans Ruedi Moser werde diese Verantwortung wahrgenommen, indem der Regionalverkehr optimiert und der Fernverkehr ausgebaut werde. Damit sollen langfristig ein attraktives Bahnangebot gesichert und eine gute verkehrsmässige Anbindung dieser Regionen an die Zentren ermöglicht werden.
Konkret will die MGB vor allem die Kundenfreundlichkeit steigern. Dies unter anderem dadurch, dass in Visp der Neat-Bahnhof realisiert werde. Mit diesem Bahnhof werde die Anbindung an die Zentren ermöglicht. Die Neugestaltung des Bahnhofs in Brig schaffe die Voraussetzungen für einen kostengünstigeren Betrieb, und es würden 22 Bahnübergänge eliminiert. In Täsch werde mit der Schaffung eines neuen Terminals Wettbewerbsvorteile gegenüber der Strasse erzielt. Der Glacier Express werde erneuert, um damit die Spitzenposition unter den Expresszügen in den Alpen zu festigen. Auf der Strecke Andermatt-Realp im Gebiet Richleren wird momentan das Bahntrassee einer Totalsanierung unterzogen. Auch eine neue Brücke über die Reuss in Zumdorf wird gebaut. Die Werkstätten in Andermatt werden zu einem wichtigen Zentrum für die Instandhaltung des Rollmaterials ausgebaut. Dafür wird die Werkstatt in Göschenen geschlossen. Der Zusammenschluss der FOB und BVZ zur MGB sei bis anhin gut vorangekommen. Alle Mitarbeitenden würden über neue Arbeitsverträge verfügen. 15 Prozent des Wagenparks sei bisher auf das neue Erscheinungsbild umgespritzt worden. Ab Mitte Dezember wird das Personal der MGB die neue Dienstbekleidung fassen können.

Georg Simmen


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