Festlich beflaggt und im Beisein von SGV- und Gemeindevertretern rund um den Urnersee trat das vollständig umgebaute Motorschiff Titlis am Donnerstag, 12. Juli, zur zweiten Jungfernfahrt an. Aus dem ehemaligen 400-PersonenSchiff von 1951 baute die SGV-Werft in 14 Monaten ein kleines, schmuckes Schiff. Dabei profitierten die heute in der Werft tätigen Mitarbeiter von Erfahrungen ihrer Vorfahren. MS Titlis wurde 1950/51 von der damaligen Dampfschifffahrtsgesellschaft DGV in Eigenregie geplant und gebaut.
300 Plätze auf zwei Decks
Das Schiff hat wie früher auf dem Hauptdeck vorne und hinten einen Fahrgastraum. Neu und für den Anfang noch gewöhnungsbedürftig ist die Einteilung in die 1. (vorne) und 2. Klasse (hinten). Das Freideck am Bug ist nämlich wieder Zweitklassbereich. Das Oberdeck ist gegenüber früher verkürzt und bietet im Wesentlichen ein halb offenes, halb gedecktes Freideck sowie einen «Wintergarten» an. Dieser Bereich ist vollständig der 1. Klasse zugeordnet. Eine Küche sowie ein Buffet bieten je nach Einsatz auch Verpflegung an. Alle Räume sind hell gestaltet und bieten eine wohnliche Atmosphäre. Zu bemerken sind einzig die Motorengeräusche im hinteren Teil des Hauptdecks, die an die «alte Titlis» erinnern. Hier wäre eine bessere Schallisolation sicher prüfenswert. Insgesamt ist aber ein schmuckes, elegantes Motorschiff entstanden, das einen bisher nie gekannten Komfort im Bereich der Lokalkurse im Urnersee bietet.
Ade Kleinmotorschiffe
Bis heute werden die lokalen Kurse ab Brunnen bis Treib und Rütli sowie im Winter bis Flüelen und Beckenried von kleinen Eindeckmotorschiffen besorgt. In der Regel stehen MS Reuss oder Mythen im Einsatz. Beide Einheiten kommen in die Jahre, eben hat die «Reuss» das 75-Jahr-Jubiläum erlebt, und MS Mythen blickt Ende dieses Monats auf 70 Dienstjahre zurück. So nostalgisch sie auch sind, der Komfort entspricht bei weitem nicht mehr den heutigen Anforderungen. Das war ein Grund für den Umbau der «Titlis» und ihre Verwendung im Urnersee. Die Kundschaft soll auch hier vom Komfort der übrigen Schiffe und Linien profitieren. Wenn nun MS Titlis im Gegensatz zu den zwei erwähnten Veteranen zwei Decks mit 300 Plätzen anbietet, so steht dahinter die Absicht, sie auch für Sonderfahrten einzusetzen. Damit kann das Schiff neben den zeitlich beschränkten Lokalkursen besser ausgelastet werden. Und wer das «neu-alte» Schiff chartert, muss nicht wie bisher die Leerfahrt ab Luzern berappen, die für andere Schiffe berechnet wird.
Ab 28. Juli im Einsatz
Noch wenige Tage wird MS Mythen die guten Dienste in Brunnen anbieten. Dann wird Brunnen der Heimathafen für MS Titlis. Als Trost für die Freunde der Eindeckboote wird als Reserve auch MS Reuss künftig in Brunnen stehen. Die «Mythen» ist künftig in Luzern der Reserve zugeteilt. Die SGV hat im Hinblick auf die Inbetriebnahme von MS Titlis regional einen Wettbewerb ausgeschrieben und das Formular allen Haushaltungen rund um den Urnersee zukommen lassen. Das Wettbewerbsbild zeigt MS Titlis im Urnersee, und es gilt herauszufinden, was an diesem Bild falsch ist. Wer sein Glück versucht, möge daran denken, dass der Name Titlis einem Berg gewidmet ist ...
Mario Gavazzi