Volksmusik, Jazz und Klassik - wer am Freitag, 12. August, noch dachte, dass sich diese Mischung nicht verträgt, wurde bis spätestens Sonntag, 14. August, am Musikfestival Alpentöne eines Besseren belehrt. An über 40 Konzerten zeichneten verschiedenste Formationen aus dem In- und Ausland ihre Vorstellung von «Alpentönen» musikalisch nach. Entstanden ist ein qualitativ hochstehendes Klangbild, das vielfältiger nicht hätte sein können.
Wenn Saxofon und Trompete sich streiten ...Nach einigen philosophischen Worten von Volker Hesse startete das Musikfestival Alpentöne denn auch gleich mit einem Höhepunkt: Der italienische Jazzklarinettist Gianluigi Trovesi gestaltete zusammen mit dem Orchestra della Svizzera italiana und Solisten am Freitag, 12. August, ein fulminantes Eröffnungskonzert. Die Neukompositionen nach musikalischen Motiven aus Thomas Manns «Der Zauberberg» liessen Klassik und Jazz zu einer Einheit verschmelzen. So bildete das Orchester den klassischen Untergrund, auf der Gianluigi Trovesi seine jazzigen Spiele verwirklichen konnte. So stritten sich Saxofon und Trompete um die Gunst des Publikums, überliessen den Streichern das Wort, und ehe man sich versah, verwandelte sich das Theater(uri) mal in eine sanft-klassische, dann wieder in eine jazzig-chaotische Klangwelt.
... freut sich das PublikumDass die Mischung aufgegangen war, liess sich an der Reaktion des Publikums ablesen. Anhaltendes Klatschen und gar vereinzelte stehende Ovationen drückten die Begeisterung des Publikums aus. Und auch die Freude der Musikerinnen und Musiker auf der Bühne war offensicht-
lich. So lebte Dirigent Stefano Montanari seine Begeisterung auf eine mitreissend körperliche Art aus. Und auch sein leidenschaftliches Solo an der Violine sowie deren vehementen Dialog mit der Trompete begeisterte das Altdorfer Publikum - und zwar nachhaltig; viele Zuhörerinnen und Zuhörer bezeichnen das Eröffnungskonzert als Höhepunkt des Musikfestivals Alpentöne.
Tradition mit Humor begegnenEinzelne Formationen begegneten dem Thema «Alpentöne» zwar mit hohem musikalischen Niveau, aber immer wieder auch mit einer Prise Humor. So zum Beispiel die Musicbanda Franui aus dem Tirol, die mit Erzählungen aus ihrer Heimat Innervillgraten für einige Lacher im Publikum sorgten. Mit Ständchen von Mahler, Schubert und Brahms, gespielt mit dem Instrumentarium der Volksmusik, führte die Musicbanda Franui das Publikum auf einem etwas unkonventionellen Weg an die Klassik heran. Noch unkonventioneller ging es am Sonntag, 14. August, im Schlüsselsaal zu und her: Die in Wien lebende Slowenin Maja Osojnik verlieh mit ihrer warmen, eindringlichen Stimme der Geschichte ihres Volkes eine Bühne. Dies mit einer solchen emotionalen Intensität, dass die oftmals besungene Tragik von ihrer Stimme gleich in die Herzen des Publikums überging. Ebenfalls düster, aber humorvoll unterhielt die Formation Alpenjodeln und Balkandudeln die Festgemeinde auf dem Lehnplatz mit bosnisch-deutschen Bänkelliedern über Schauriges, und wie man ihm mit Humor begegnen kann.
Urner Formationen begeistertenNeben vielen internationalen Cracks aus der Musikszene räumte das Musikfestival Alpentöne auch einheimischen Klängen ihren Platz ein. So nutzten die Seedorfer Blaskapelle, das Handorgelduo Schuler-Muheim sowie die Blaskapelle Schächental die Bühne auf dem Lehnplatz für ihre Auftritte. Und auch junge, rockigere Formationen aus Uri wie The Krabbers Project Revival, Nikovi, Salbitschijen, und phonograph präsentierten sich dem zahlreichen Publikum. Mit Erfolg: So forderten die Zuhörerinnen und Zuhörer von den «Sheepheadmonkeez» gar eine Zugabe. Ebenfalls ein Publikumsmagnet war der Auftritt des Alpentöne-Blasorchesters mit Michel Godard und Wolfgang Puschnig. Das Abenteuer, Jazz mit alpenländischer Blasmusik zu mischen, hat sich für alle Beteiligten gelohnt. Und neben den eindrücklichen Sololeistungen brillierten auch die Urner Blasmusikerinnen und Blasmusiker im Theater(uri). Als krönender Abschluss des Festivalsonntags spielte schliesslich die Formation Alpini Vernähmlassig auf dem Lehnplatz auf. Neben lüpfigen Liedern der neuen Volksmusik aus der Feder von Markus Flückiger, Dani Häusler und Co. gab die Urner Violonistin Maria Gehrig gar ein selber komponiertes Stück zum Besten. Das Publikum im vollen Festzelt auf dem Lehnplatz zeigte sich begeistert.
Alle drei Tage fast ausverkauftDie heftigen Applause, positiven Rückmeldungen und begeisterten Voten während der drei Festivaltage haben sich auch in den Zahlen niedergeschlagen, wie Festivalleiter Hansjörg Felber berichtet: «Die Alpentöne waren an allen drei Tagen so gut wie ausverkauft. Am Samstag mussten wir gar Personen abweisen, weil alle 950 Tagespässe bereits verkauft waren.» Auch im Festzelt auf dem Lehnplatz zeigte sich der Andrang deutlich. «Zeitweise waren alle 650 Sitzplätze besetzt und weitere Gäste verfolgten die Konzerte im Stehen», so Hansjörg Felber. Doch nicht nur der Publikumsaufmarsch kann als voller Erfolg gewertet werden. Auch die Feedbacks zur inhaltlichen Gestaltung des Musikfestivals Alpentöne waren laut Hansjörg Felber durchwegs positiv.
«Wir sind auf einem guten Weg»Auch Johannes Rühl, der künstlerische Leiter des Musikfestivals Alpentöne, ist begeistert. «Das Festival ist auf allen Ebenen ein voller Erfolg gewesen», lautet sein eindeutiges Votum. Dies sei vor allem der grossen Fülle an unterschiedlichen und hochwertigen Künstlerinnen und Künstlern zu verdanken. «Beim diesjährigen Festival kamen alle Geschmäcker auf ihre Kosten», zeigt sich Johannes Rühl überzeugt. Die Reaktionen, die an den künstlerischen Leiter der Alpentöne herangetragen wurden, bestätigen ihn in seiner Arbeit: «Wir sind auf dem richtigen Weg mit der Wahl des Programmes, indem wir sowohl Bewährtes zeigen, aber auch Experimente zulassen - und das immer auf einer qualitativ hochstehenden Art.»
Auch mit der Organisation des Festivals zeigt sich Johannes Rühl «hoch zufrieden». Und noch begeisterter ist er vom Festivalort selber. «Es zeigt sich immer wieder, dass Altdorf genau der richtige Ort für die Alpentöne ist. Hier durchmischen sich die lokalen Besucherinnen und Besucher mit auswärtigen Gästen auf eine so tolle Art, die andernorts wohl nicht so selbstverständlich wäre», betont Johannes Rühl abschliessend.
Carmen Epp