Musikschule: Das Fass ist übergelaufen

«Wenn keine Ruhe einkehrt, wird den beiden Lehrern gekündigt.» Diese Ankündigung von Markus Meier, Präsident der Musikschule Uri, wird nun umgesetzt und per Ende Schuljahr das Arbeitsverhältnis mit den Lehrpersonen Christine Waldmann und Carlo Balzaretti aufgelöst. Die Kritik von Landrätin ...
23.12.2003
Ruth Feubli, Erstfeld, am 17. Dezember im Urner Landrat brachte das Fass zum Überlaufen.

Seit längerer Zeit gibt es einen - auch öffentlich ausgetragenen - Arbeitskonflikt an der Musikschule Uri. Einige Eltern sind mit dem Führungsstil und dem Angebot der Musikschule nicht einverstanden. Im Mittelpunkt stehen die beiden Lehrpersonen Christine Waldmann und Carlo Balzaretti. Ihnen wurde im vergangenen Frühjahr gekündigt. Nach einem Gespräch zwischen der Bildungs- und Kulturdirektion sowie den betroffenen Parteien wurde die Kündigung jedoch rückgängig gemacht. Für den Vorstand war aber klar: Eine erneute Eskalation der Angelegenheit hätte die erneute Kündigung zur Folge.

Drei Wochen Arbeitsaufwand

In der Öffentlichkeit kehrte in dieser Sache etwas Ruhe ein, es brodelte jedoch weiter. Telefonate und Briefwechsel wurden getätigt, die Eltern verlangten schliesslich eine Mediation mit allen Beteiligten, worauf aber die Musikschule nicht einging. «Das Thema ist aufgrund privater Interessen einzelner Eltern derart belastet, dass weder eine Besprechung noch eine Mediation als Erfolg versprechend betrachtet wird», lautete die Begründung. Im vergangenen Jahr habe Markus Meier rund drei Wochen Arbeitszeit für den Konflikt aufgewendet. Jetzt sei genug, die Angelegenheit für den Vorstand der Musikschule erledigt.

Eine ferngesteuerte Aktion

Landrätin Ruth Feubli kritisierte in der Fragerunde der vergangenen Session die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Schulleitung und die unhaltbare Situation an der Musikschule. Das brachte das Fass zum Überlaufen. Dies sei eine ferngesteuerte Aktion, sagte Markus Meier auf Anfrage des «Urner Wochenblattes». «Mich erstaunt, dass Ruth Feubli, ohne je einmal mit Armando Cambra oder mit mir gesprochen zu haben, im Landrat solche Vorwürfe deponieren kann.» Dabei habe er selber verlauten lassen, dass er dem gesamten Landrat für Auskünfte zur Verfügung stehe. Bei der ganzen Geschichte handle es sich um einen Arbeitskonflikt. Mit der Qualitätskontrollen-Thematik habe sie nichts zu tun, wie dies von der Gegenseite ins Feld geführt werde.

Klare Verhältnisse schuldig

Per Ende Schuljahr erhalten die beiden Lehrpersonen Christine Waldmann und Carlo Balzaretti nun die Kündigung. Dies wurde ihnen bereits schriftlich mitgeteilt. Befürchtet die Schulleitung nicht, dass die betroffenen Kreise jetzt erst recht Sturm laufen? Markus Meier hofft, dass dies nicht der Fall sein wird. «Ich kann aber nicht verhindern, dass man - nachdem man die goldene Brücke' (die Rückgängigmachung der ersten Kündigung) zertrampelt hat - noch weiter Geschirr zerschlägt und Schaden anrichtet. Aber wir sind den 100 Lehrpersonen mit 2,5 Millionen Franken Lohnsumme sowie den 1 400 Schülerinnen und Schülern klare Verhältnisse schuldig.»
Im Januar wird sich die Schulleitung mit der Bildungs- und Kulturdirektion treffen. Doch dabei werde es um das Thema «Qualitätssicherung» gehen, so Markus Meier.

Nächste Frage drängt sich auf

Die Kündigung der beiden Lehrpersonen geschah als Reaktion auf eine Intervention von Landrätin Ruth Feubli im Landrat. Nach einer einleitenden Kritik gegenüber der Schulleitung wollte sie bei der Fragerunde im Landrat wissen, wann der Regierungsrat die Qualitätskontrolle bei der Musikschule in Angriff nehme und was die Regierung zu tun gedenke, wenn die Führungsqualitäten des Schulleiters nicht befriedigen. «Nach der bekannten Reaktion der Schulleitung drängt sich nun eine nächste Frage auf», erklärte Ruth Feubli dem «Urner Wochenblatt». «Lässt es sich der Landrat gefallen, dass eine Frage im Landrat missbraucht wird, um zwei Lehrpersonen zu entlassen?»

Angelegenheit noch nicht erledigt

Ruth Feubli ist eine der direkt betroffenen Elternteile. Ihre Tochter nimmt bei Carlo Balzaretti Klavierunterricht. Sie habe als Mutter selber erfahren, dass die Musikschulleitung auf keine Art und Weise versuche, einen Konsens zu finden. «Als dann eine von Regierungsrat Josef Arnold empfohlene Mediation zweimal abgeschlagen wurde, musste ich einfach reagieren. Von einer ferngesteuerten Aktion kann also nicht die Rede sein. Ich bin genügend schriftlich dokumentiert, dass ich diese Frage im Landrat nicht nur stellen wollte, sondern auch musste. Zudem erachte ich es als politischen Auftrag, als Landrätin nachzufragen, wenn falsche Entwicklungen zu befürchten sind. Vor allem, wenn es sich um eine private Institution handelt, die vom Kanton mit 800`000 Franken unterstützt wird. Wir Eltern haben das Recht auf ein Gespräch, wenn etwas nicht gut läuft. Schliesslich zahlen auch wir dieser Schule viel Geld.» Ein weiterer Beweis für die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Schulleitung sei die nun umgesetzte Drohung einer Kündigung der beiden Lehrpersonen, falls die Eltern nicht Ruhe gäben. - Ruth Feubli ist überzeugt, dass die Angelegenheit, obwohl dies die Musikschule so sehe, nicht erledigt ist. Bis zur Februarsession des Landrates werde sicherlich noch einiges geschehen ...

Markus Arnold


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