«Alter und Vorkenntnisse sind nebensächlich. Freude, Spontanität und Ausgelassenheit stehen im Mittelpunkt.» So steht es auf der Website von proMusicante. Der Verein hat im vergangenen Jahr in Rapperswil eine Musikschule 60+ ins Leben gerufen. «Viele Menschen spielten in der Jugend ein Instrument und möchten wieder gemeinsam mit anderen musizieren. Oder aber sie möchten schon lange ein Instrument lernen», erklärt Urs Krienbühl von proMusicante. Genau diese Personen - aber «auch Interessierte unter 60», wie der Musikpädagoge betont - sollen das Angebot der Musikschule 60+ bei der Erfüllung ihres Traums unterstützen. «Eine Musikschule für diese Generation gibt es so bisher nicht», betont Urs Krienbühl. Diese Lücke wolle man nun schliessen. «Damit werden bestehende Musikschulen, die ihr Angebot vor allem auf Jugendliche ausrichten, nicht konkurrenziert», stellt der in Oberarth wohnhafte Musikpädagoge und Primarlehrer klar.
Angebot zu Interessierten bringenNach dem erfolgreichen Start in Rapperswil bietet proMusicante ab August auch in Altdorf und Luzern Kurse an. Urs Krienbühl erklärt, warum: «Damit wollen wir unsere Kurse näher an die interessierten Personen bringen. Für viele ist der Weg nach Rapperswil zu weit.» Dass die Musikschule 60+ nun gerade nach Altdorf kommt, hat seine Gründe. «Ich habe viele Jahre gemeinsam mit Sepp Wipfli Ländlermusik gemacht und kenne dadurch den Kanton Uri.» Zudem habe man mit dem Haus der Volksmusik in Altdorf einen Partner gefunden, der ideale Räume für die verschiedenen Angebote zur Verfügung stellen könne. «Wir haben bei Johannes Schmid-Kunz und seinem Team offene Türen vorgefunden.»
Verschiedene InstrumenteEinzelunterricht wie an einer Musikschule für Jugendliche findet man im Altdorfer Programm von proMusicante auf den ersten Blick nicht. Dennoch ist die Angebotspalette vielseitig, erklärt Urs Krienbühl: «Wir bieten gemeinsames Musizieren, Impulskurse für Klavier, Gitarrenbegleitung sowie Theoriekurse an.» Beim gemeinsamen Musizieren sei jeder mit seinem Instrument oder aber als Sänger willkommen. Der Grundgedanke: «Jeder soll so mitspielen oder mitsingen, wie es seinem Können entspricht.» Die Stilrichtungen und das Repertoire entwickeln sich aus den Neigungen und Vorkenntnissen der Gruppenmitglieder. Das könne, das müsse nicht unbedingt Volksmusik und Ländler sein, betont Urs Krienbühl. «Es hat Platz für fast alle Musikstile.» Wichtig sei es, dass man in einer Formation spiele und gemeinsam Freude am Musizieren habe.
Wer seine Fertigkeiten auf dem Klavier verbessern möchte, für den bietet die Musikschule 60+ Impulskurse an. Dabei geht es nicht um klassischen Instrumentalunterricht. «Das Begleiten auf dem Klavier, das notenbefreite Spielen und das Improvisieren stehen im Vordergrund.» Klavier- und Gitarrenkurse stehen zwar auf dem Programm - doch auch für andere Instrumente werde gesorgt, betont Urs Krienbühl. «Je nach Bedarf ziehen wir andere Musikerinnen und Musiker hinzu, die uns bei einzelnen Instrumenten wie beispielsweise dem Kontrabass oder der Klarinette unterstützen.» Und wer sich Einzelunterricht wünsche, auch für den lasse sich eine Lösung finden.
Ein erster VersuchDas Angebot in Altdorf sei ein erster Versuch, stellt Urs Krienbühl klar. Er selber wird einen Grossteil der Kurse in Uri leiten. «Bisher steht das Programm für das erste halbe Jahr. Wir werden aber sicher bis im Sommer 2012 in Altdorf präsent sein.» Natürlich erhoffe er sich, dass es am Standort Altdorf auch darüber hinaus weitergehe. Er selber investiert einiges dafür: Um den Ausbau der Musikschule 60+ voranzutreiben, hat Urs Krienbühl nämlich nicht nur an seiner Stelle als Primarlehrer eine einjährige Pause eingelegt, sondern er erwirbt einen berufsbegleitenden Abschluss als Musikpädagoge an der Hochschule Zürich. «Ich war schon immer ein leidenschaftlicher Lehrer und Musiker. Nun ist es für mich an der Zeit, vermehrt diese beiden Tätigkeiten zu verbinden», begründet er seinen Entscheid.
Ralph Aschwanden