Neuer Multifunktionsraum bleibt umstritten

Insgesamt 3,7 Millionen Franken will der Landrat im Gymnasium investieren. Umstritten waren die 2 Millionen Franken für den Multifunktionsraum und die Cafeteria.
16.12.2011
Die Schlussabstimmung war deutlich. Mit 45 zu 11 Stimmen (bei 2 Enthaltungen) hiess der Landrat einen Kredit über 2 Millionen Franken für die Investitionen am Kollegi gut. Ebenso deutlich (44 zu 14) genehmigte er gebundene Ausgaben von 900`000 Franken für die Sanierung des Dachstockes. Diesen Abstimmungen war aber eine lebhafte Debatte über den Sinn und den Zeitpunkt der Investitionen am Kollegi vorausgegangen.

Rückweisung scheitert

Insbesondere die SVP störte sich daran, erneut Geld ins Kollegi zu investieren, während das Berufs- und Weiterbildungszentrum (bwz) warten müsse. Beim bwz würden dringend benötigte Schulzimmer fehlen, argumentierte SVP-Sprecher Thomas Kempf (Seedorf): «Das Berufsschulhaus verfügt weder über Gruppenräume noch über eine Aula. Lernende fahren bis nach Seedorf in den Unterricht.» Er forderte deshalb eine Rückweisung des Geschäftes an den Regierungsrat. Dieser soll zunächst den Sanierungs- und Ausbaubedarf am Gymnasium und bwz eruieren und anschliessend Prioritäten bei den baulichen Massnahmen setzen. «Wir sollten das Nötige machen und auf das Wünschbare verzichten», fasste SVP-Landrat Peter Tresch die Meinung seiner Partei zusammen, mit Blick auf die düsteren Finanzaussichten des Kantons. Unbestritten seien die Investitionen in einen behindertengerechten Lift und die Verbesserung der Fluchtwege. Auf den geplanten multifunktionalen Raum könne verzichtet werden. Der Rückweisungsantrag der SVP unterlag allerdings deutlich ebenso wie ein Ordnungsantrag von Hans Gisler (SVP, Schattdorf) mit dem gleichen Ziel.

SP/Grüne-Fraktion gespalten

Unterstützung erhielt die SVP von einigen Mitgliedern der SP/Grüne-Fraktion. Annalise Russi (Grüne, Altdorf) etwa bezeichnete den geplanten Multifunktionsraum als «reine Komfortsteigerung». Die 850 Lernenden und 800 Personen der Erwachsenenbildung am bwz hätten ebenfalls Anspruch auf eine moderne Infrastruktur betonte die bwz-Lehrerin und Landrätin. Ihr Antrag, den Kredit für den Multifunktionsraum zu streichen, scheiterte allerdings deutlich. Auch Armin Braunwalder (Grüne, Erstfeld) äusserte als Sprecher der SP/Grüne-Fraktion Kritik am geplanten Ausbau am Kollegi: «Ein Teil der Fraktion fragt sich, ob es diesen Multifunktionsraum wirklich braucht.» Es gebe die Möglichkeit, auch bestehende Räumlichkeiten ausserhalb des Kollegi - etwa den Uristier-Saal - zu nutzen. Auch der Ausbau der Bibliothek blieb vom Fraktionssprecher nicht unkommentiert: «Wer wälzt heute noch Bücher in einer Bibliothek - ausser er oder sie werde von der Lehrperson dazu gezwungen - wenn alle Informationen heute elektronisch und unabhängig vom Ort greifbar sind?» Vielleicht sei es sinnvoller, «den alten Zopf namens Bibliothek» abzuschneiden und stattdessen eine Bezeichnung wie Mediathek einzuführen. Ein Grossteil der Ratslinken sprach sich aber für den Gesamtkredit aus.

bwz wird ebenfalls saniert

Bildungsdirektor Josef Arnold warnte davor, bwz und Gymnasium gegeneinander auszuspielen. Der Kanton Uri brauche beide Bildungsinstitutionen gleichermassen. Die Investitionen am Kollegi seien nötig. So verfüge die Schule über keinen Raum, wo alle Schülerinnen und Schüler versammelt werden oder wo Elternabende durchführt werden könnten. Zudem könne das bwz selbstverständlich die neuen Räume am Kollegi für seine Bedürfnisse mitbenützen, versprach Josef Arnold. Auch das bwz werde in den nächsten Jahren saniert und die Behebung der Mängel angegangen, versicherte der Bildungsdirektor: «In der langfristigen Finanzplanung ab 2016 stehen dafür 10 Millionen Franken bereit.» Auch Baudirektor Markus Züst verteidigte den Kredit für das Kollegi. «Aus baulicher und bildungspolitischer Sicht braucht es diesen Ausbau.» Das bwz werde nicht vernachlässigt, betonte Markus Züst. «Das bwz hat unbestritten Raum- und Sanierungsbedarf.» 2013 beginne man mit der internen Bedarfsabklärung.

Volk stimmt erneut ab

Das letzte Wort rund um den Multifunktionsraum und die Erweiterung der Cafeteria am Kollegi hat das Volk. Es wird im kommenden Jahr über den entsprechenden Kredit abstimmen. In Bezug auf den Multifunktionsraum bereits das zweite Mal nach 2007. Damals hiess das Volk einen Kredit in der Höhe von rund 1 Million Franken gut. Das war allerdings für den geplanten Bau zu wenig. Der Kredit von 2007 wird nun aufgehoben, da sich in der Evaluation die neue Variante durchgesetzt hat.

Sanierungs- und Anbauprojekt

Der Kanton will in den kommenden zwei Jahren 3,7 Millionen Franken am Kollegi investieren. Für 600`000 Franken soll die bestehende Cafeteria zu einem Aufenthaltsraum erweitert werden. Weitere 2,8 Millionen Franken sind für den Umbau des Dachstocks in einen Multifunktionsraumsraum für Versammlungen und Veranstaltungen, für den Einbau eines behindertengerechten Liftes und die Verbesserung der Fluchtwege vorgesehen. 300`000 Franken sollen zudem in die Umgestaltung der Bibliothek und die Schaffung von zusätzlichen Studier- und Arbeitsplätzen investiert werden. Das Volk wird über einen Teil des Kredits in der Höhe von 2 Millionen Franken abstimmen.

Ralph Aschwanden


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