«Nun habe ichs geschafft: Wahrscheinlich bin ich als Bergler weit und breit der Erste, der sich so was geleistet hat.» So lautet der letzte Satz in Wendl Hergers Buch «Bärglerglick - Bärglerleid», das vor einem Jahr erschienen ist. Wendl Herger ist gerade mal 27 Jahre alt und hat sich soeben für 2000 Franken ein Motorrad gekauft, mit dem er der harten Kinder und Jugendzeit entflieht, der Freiheit und der Zukunft entgegen.
2500 Mal verkauft«So kann dein Buch doch nicht aufhören, mit Erlebnissen im Alter von 27 Jahren!», konfrontierten viele Leserinnen und Leser den heute 77-jährigen Autor. Das war auch Wendl Herger klar. Denn mit 27 Jahren hatte sein Leben ja erst richtig begonnen. Zwischen 2001 und 2007 hatte er sein Leben auf Hunderten von Seiten niedergeschrieben. Während Monaten hat er aus seinem Rohmaterial nun ein weiteres Buch zusammengestellt. So erscheint nur ein Jahr nach seinem Erstlingswerk im Verlag Gisler die Fortsetzung von «Bärglerglick - Bärglerleid» mit dem Titel «Ds offnigi Toor zum Läbä».
Dabei knüpft Wendl Herger nahtlos an sein Erfolgsbuch an, das innert Jahresfrist sage und schreibe rund 2500 Mal verkauft worden war - vor allem im Kanton Uri, aber auch in der übrigen Schweiz und gar im Ausland. Im neuen Buch erzählt Wendl Herger auf, wie sein Leben bis zu seinem 75. Geburtstag verlaufen ist. Rund 80 Farbfotos illustrieren die verschiedenen Begebenheiten.
300 Seiten gekürzt«Dieses Buch zu schreiben, war ein Riesenchrampf», hält Wendl Herger fest. Und ohne grosse Mitarbeit seiner Frau Annemarie und von Lektor Kurt Zurfluh hätte das Buch gar nicht erscheinen können. Es gab unglaublich viel zu überlegen, entscheiden, korrigieren, abändern und vor allem zu kürzen. «Insgesamt habe ich 300 computergeschriebene A4-Seiten kürzen müssen», betont Wendl Herger. Auch musste Rücksicht genommen werden auf rechtliche und ethische Gesichtspunkte. Denn viele im Buch genannte Personen sind noch am Leben.
Emotionen ausgelöstHauptmotivation, den zweiten Band zu realisieren, waren aber ganz klar die unzähligen positiven Reaktionen auf das Buch «Bärglerglick - Bärglerleid». Auch wildfremde Leute hätten ihm telefoniert oder ihn auf der Strasse angesprochen. Manchmal stundenlang. «Ich hätte nie gedacht, dass mein Buch so viele Emotionen auslöst. Jemand hat mir gesagt, er habe noch nie in seinem Leben ein Buch gekauft oder gar gelesen. Mein Buch sei die Ausnahme», so Wendl Herger. Noch heute vergehe fast kein Tag, an dem er nicht von irgendjemandem angesprochen werde.
Auch viele Briefe seien gekommen, sogar aus Österreich, Italien und England. Wendl Herger wurde auch zu Lesungen eingeladen, und gar das Schweizer Fernsehen berichtete in der Sendung «Aeschbacher» über den schreibenden Bergler. «Das ist eine unglaubliche Genugtuung. Das vergangene Jahr war für mich eines der schönsten meines Lebens.»
Kein dritter BandDass sein Buch einen so reissenden Absatz finden würde, hätte Wendl Herger nie gedacht. Die erste Auflage von 1600 Büchern war aber nach dreieinhalb Wochen ausverkauft. Die zweite Auflage beträgt 1500 Exemplare, von denen es
noch einige hundert gibt. Er wisse, dass viele seiner Bücher in Familien und Freundeskreisen die Runde machten und somit vier- oder fünfmal gelesen wurden. «Viele Autoren haben Mühe, ihre Bücher zu verkaufen. Nun komme ich als hundsgewöhnlicher Schächentaler, und
mein Buch schlägt dermassen ein. Unglaublich!»
Dank dem Erfolg mit dem ersten Buch hält sich Wendl Hergers finanzielles Risiko für den Fortsetzungsband in Grenzen. Wendl Herger verfügt auch bereits heute über eine ansehnliche Liste mit Namen von Leuten, die das Buch vorbestellt haben. Die Auflage von «Ds offnigi Toor zum Läbä» beträgt 2000. «Ich denke, dies dürfte wohl reichen.» - Mit 75 Jahren endet die Biografie von Wendl Herger. Eine Fortsetzung werde es nicht geben, hält der Schattdorfer fest. «Was seither in meinem Leben geschieht, ist privat.»
Markus Arnold