Spektakel.Als Georg Gerig nach seinem letzten Arbeitstag das Verwaltungsgebäude verliess, standen die Urner Förster schon bereit. Sie bildeten ein Spalier und liessen ihre Motorsägen in voller Lautstärke knattern. Um die Illusion vom Wald zu verstärken, hatten sie zuvor noch einige Nadelbäumchen vor dem Eingang platziert. Der sichtlich verdutzten Hauptperson war dieses abgasgeschwängerte «Konzert» entschieden zu laut. Mit Gesten versuchte sie dem Ganzen Einhalt zu gebieten. Schliesslich hatten die Förster ein Einsehen und stellten die Motoren ab.
Forstwesen nachhaltig geprägt«Wer einmal eine Biographie über Georg Gerig schreibt, der findet in seinem langen Berufsleben viele Eckpunkte, die ihn auszeichnen und das Urner Forstwesen geprägt haben», sagte der Erstfelder Förster Pius Walker in seiner Laudatio. «Er hat Akzente gesetzt, die nachhaltige Wirkung im Urner Wald haben werden. Als dienstältester Förster kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, dass es am Anfang viel Überzeugungskraft brauchte, um in den Urner Forstbetrieben neue Strukturen zu schaffen.» Die von aussen oftmals belächelte Waldbewirtschaftung sei dank Georg Gerig professioneller geworden. Sein Einsatz für die Abgeltung der neuen Bewirtschaftungsformen im Schutzwald verdiene grosse Anerkennung. Pius Walker versicherte, dass die Urner Förster bemüht sein werden, die Philosophie des scheidenden Kantonsforstmeisters fortzuführen. Nebst den Zustandsverbesserungen im Wald habe er auch dafür gesorgt, dass Arbeitsplätze geschaffen wurden, die in den Randregionen von enormer Bedeutung seien. «Eigentlich hätte Georg Gerig einen Wirtschaftsförderungspreis verdient», gab sich der Sprechende überzeugt und fügte an: «Er war stets ein kompetenter Chef, der mit seinen philosophischen Auftritten die Zuhörerschaft zu begeistern wusste. Seine prägnanten, zum Teil aber auch sehr kurz abgefassten Votun bleiben unvergessen. Was ich an ihm besonders schätze, ist die Tatsache, dass er für sture Hierarchien nie etwas übrig hatte. Auch vom einfachen Waldarbeiter hat er sich nie distanziert.»
Gewichtiges AbschiedsgeschenkNach einem musikalischen Zwischenspiel durch den Alphornbläser Renato Ferrari schenkte Pius Walker dem abtretenden kantonalen Chefbeamten im Namen seiner Försterkollegen eine gewichtige Holzskulptur des St. Galler Künstlers Thomas Jud. Den prächtigen Auerhahn hatten sie im Rahmen der Präsentationsveranstaltung «Der Urner Wald lebt» in Erstfeld ersteigert. Im Sockel ist «Kantonsoberförster Georg Gerig, in Dankbarkeit, Deine lieben Förster» eingraviert. «Ihr habt mich echt auf dem falschen Fuss erwischt. Das ist wirklich ein dicker Hund», meinte der Beschenkte, der sonst nicht gerade auf den Mund gefallen ist, sichtlich nach Worten ringend. «Ich komme mir vor wie Roger Federer nach einem Titelgewinn. Ob ich diese Ehre wirklich verdiene, lasse ich erst mal dahingestellt. Auf jeden Fall mein herzlichster Dank, ihr lieben Förster. Ich werde euch bestimmt nicht vergessen.»
Urs Hanhart