Nach dem Projekt «Sahlenweidli» lanciert das Schweizer Fernsehen erneut eine Sendung mit Echtheitscharakter. «Pfahlbauer von Pfyn - Steinzeit live!» heisst das Experiment. Zwei Familien und zwei junge Männer werden für einen Monat unter möglichst authentischen, steinzeitlichen Bedingungen in einem Pfahlbaudorf im thurgauischen Pfyn leben. Einer der Pfahlbauern ist der 21-jährige Muotathaler mit Urner Wurzeln, Martin Imhof. Er hat sich gegen knapp 1000 Mitbewerber durchgesetzt.
Bis an die Grenzen gehen«Ich habe es geschafft», freut sich Martin Imhof zwei Tage nachdem er von seiner Verpflichtung erfahren hat. «Nun lasse ich alles auf mich zukommen.» Er steckt noch mitten in seinen Abschlussprüfungen für die Matura, steht mitten im Leben. Am 25. Juli wird es sich komplett verändern. Er wird 6000 Jahre in die Vergangenheit zurückgeschickt. «Das ist bestimmt eine tolle Erfahrung», so Martin Imhof. «Auch wenn wir bis an die Grenzen gehen müssen.» Nebst dem Leben im Dorf ist eine Alpenüberquerung geplant. Er und sein Pfahlbauerkollege begeben sich auf die Spuren von Ötzi, der es bekanntlich nicht geschafft hat, das Gebirge heil hinter sich zu lassen. Auch sie haben dabei nur die Ausrüstung der damaligen Zeit. Ohne Schuhe, nur in Fellkleidern und mit wenig Essen nehmen sie den Weg vom Thurgau bis ins Bündnerland in Angriff. «Es wird schwierig», ist sich der Muotathaler bewusst. «Aber die vom Fernsehen werden uns schon nicht sterben lassen.»
«Ich kenne Ausnahmesituationen»Martin Imhof ist hart im Nehmen. Er hat die Offiziersschule in der Kampftruppe absolviert und kennt Ausnahmesituationen. Schon damals in der Überlebenswoche seien sie mit nur sehr wenig Nahrung neun Tage unterwegs gewesen, erzählt er. Er glaubt, dass sich die Fernsehleute auch aufgrund seiner Erfahrungen für ihn entschieden haben. Von den gut 1000 Anmeldungen wurden vergangenen Samstag gerade mal zehn Bewerber zum Casting eingeladen und auf Herz und Nieren geprüft. Fernsehtauglichkeit, Authentizität und körperliche Robustheit waren die Kriterien. «Ich wurde gefragt, wie ich mich verhalten würde, wenn ich nichts zu essen kriege», berichtet der 21-Jährige. «Im Gegensatz zu anderen konnte ich den Jurymitgliedern genau erklären, wie ich mich verhalte, da ich diese Situation schon erlebt habe.» Das habe sie wohl beeindruckt.
Handball und ein kühles BierBis der gelernte Versicherungskaufmann als Pfahlbauer mit Stock und Rute Feuer entfacht, dauert es noch eine Weile. In der Zwischenzeit werden sich die Teilnehmer intensiv auf ihre Pfahlbauerzeit vorbereiten - unter anderem in einem Trainingscamp. Das Projekt wird eng von verschiedenen Wissenschaftlern begleitet. Im Anschluss an «Schweiz Aktuell» berichtet das Schweizer Fernsehen während der Pfahlbauzeit jeden Tag über die Pfahlbauer von Pfyn.
Am 25. Juli geht es los. Einige Sachen werde er wohl schon vermissen, wenn er im Pfahlbaudorf lebe, sagt Martin Imhof abschliessend. Am meisten wohl das Handballspielen und ein kühles Bier.
Harry Tresch