«Plötzlich standen neun Polizisten vor der Tür»

Kurt Feurer betreibt seit mehreren Jahren ein «Beizli». Vergeblich kämpft er für eine Bewilligung. Sein Haus ist in der falschen Zone.
23.03.2010
Um 8.10 Uhr läutete es. Vor der Türe von Kurt Feurers Häuschen beim Campingplatz Moosbad standen neun Polizisten mit einem Hausdurchsuchungsbefehl. Danach durchsuchten sie sämtliche Räume und die beiden Autos von Kurt Feurer. «Sogar die schmutzige Wäsche und der Werkzeugkasten wurden durchforscht», erinnert er sich. Mitgenommen wurden alle möglichen Papiere, sämtliches Bargeld und ein Laptop. «Es war wie bei einer Drogenrazzia.» Als Angestellter beim Sicherheitsdienst einer Schweizer Grossbank in Zürich könne er dies beurteilen.

Anschliessend wurde Kurt Feurer zur Befragung - er nennt es Verhör - mitgenommen, während die Polizei auch das Haus des 59-Jährigen auf den Eggbergen durchsuchte. Dies geschah vor einem Monat, am 23. Februar. Kurt Feurer ist noch immer aufgebracht: «Ich fühlte mich wie der grösste Staatsfeind!»

Behörden herausgefordert

Kurt Feurer kennt sein Vergehen. Er betreibt seit einigen Jahren die Besenbeiz «Zur Heechi», etwa eine halbe Stunde Fussmarsch von der Bergstation Eggberge gelegen. Illegal. «Das gebe ich ja auch zu.» Mehrmals schon habe er deswegen eine Busse bezahlt.

Das Haus hat Kurt Feurer, der mit seiner Frau aus dem Zürcher Oberland in den Kanton Uri gezogen war, im Jahr 2005 gekauft, abgebrochen und neu aufgebaut. Danach sei die Idee aufgekommen, ein «Beizli» zu betreiben, so wie früher, als das Haus noch «Rophaienhütte» hiess. Am Anfang habe es auch gut ausgesehen. Die Bewilligung zu erhalten sei kein Problem, habe es beim Kanton geheissen. Das Amt für Gesundheit sei sogar vorbeigekommen und habe einen positiven Bericht verfasst. Doch plötzlich habe es gestockt.

Der Kanton und die Gemeinde habe den «Puck» hin und her geschoben. Als nichts geschah, habe er es auf die Spitze treiben wollen und sich entschlossen, ohne Bewilligung Getränke und Snacks zu verkaufen. In der Hoffnung, es würde nun endlich vorwärts gehen. Nach den anfänglichen Ordnungsbussen hätten ihn die Behörden dann zwei Jahre in Ruhe gelassen. Bis zur Razzia vor einem Monat.

Zu kleines Gebiet

Keine Freude an der zusätzlichen Konkurrenz auf den Eggbergen haben die Wirtsleute der Restaurants Seeblick und Eggberge. «Wir bezahlen Patentabgaben, Mehrwertsteuer und versteuern unsere Einnahmen, während Kurt Feurer seit vier Jahren schwarz wirtet. Ich bin nicht mehr bereit, hier mitzumachen», erklärt Rita Getzmann, Wirtin des «Seeblicks», gegenüber dem «Urner Wochenblatt». Sie hat gemeinsam mit Ambros Marty, dem ehemaligen Besitzer des Restaurants, gegen Kurt Feurer geklagt. «Das Gebiet ist zu klein für so viele Gastbetriebe», ist sie überzeugt.

Von einer Klage abgesehen hat bisher Maya Ronner vom Restaurant Eggberge. «Wenn jetzt aber nichts geschehen wäre, hätte ich der Gemeinde Altdorf geschrieben, dass ich künftig das Betriebsmodell von Kurt Feurer übernehmen werde, ohne Steuern und Gebühren», sagt Maya Ronner. Dem Amt für Migration als zuständige Stelle habe sie bereits mitgeteilt, man brauche ihr für dieses Jahr gar keine Rechnung fürs Wirte­patent mehr zu stellen.

Umzonung kaum vorstellbar

Die Konkurrenzsituation schätzt Kurt Feurer anders ein. Er ist überzeugt, dass sein «Beizli» die Attraktivität des Gebietes noch steigere. «Es haben doch alle Platz.» Und er würde ja auch Steuern und Abgaben bezahlen, doch fehlten ihm bisher die rechtlichen Grundlagen.

Warum erhält Kurt Feurer denn keine Bewilligung? Die Sache sei kompliziert, hiess es seitens der Altdorfer Gemeindebehörden. Das Haus liege nicht in einer Zone, in der man einen Gastrobetrieb führen könne. Bereits die Umzonung vor einigen Jahren für das Pistenrestaurant sei äusserst umstritten gewesen. Es dürfte deshalb kaum vorstellbar sein, an der Gemeindeversammlung eine Umzonung durchzubringen, die dann noch die Zusage des Regierungsrates erhält - dies in einem Gebiet, das teilweise national geschützt ist.

Verhörrichterin Beatrice Kolvodouris wollte zum laufenden Verfahren keine Auskunft geben. Die Strafuntersuchung laufe. Es werde vermutlich noch eine zweite Befragung stattfinden, anschliessend müssten die richterlichen Behörden ein Urteil fällen. - Für Kurt Feurer steht nicht nur sein «Beizli» auf dem Spiel. Bei einer allfälligen Verurteilung rechnet er damit, seinen Job beim Sicherheitsdienst zu verlieren.

Markus Arnold


Meistgelesen

  • 01Uri lehnt Volksschulverordnung deutlich ab
  • 02Altdorf empfängt den Samichlaus
  • 03Spiringen sagt Ja zur Kunsteisbahn
  • 04«Rüchä Rock» vor ungewisser Zukunft
  • 05Innovationspark Gotthard erhält Baubewilligung
  • 06Wanderweg wegen Steinschlaggefahr gesperrt