Preisübergabe Danioth-Stiftung: Künstlerische Präsenz als ausschlaggebender Faktor

Die Jury hat dieses Jahr die künstlerische Präsenz besonders gewürdigt. Am Samstag, 12. März, sind die Werk- und Förderungspreise der Kunst- und Kulturstiftung Heinrich Danioth erstmals im Haus für Kunst Uri in Altdorf überreicht worden. Urs Bugmann würdigte das Schaffen von Vanessa ...
15.03.2005
r, Beatrice Maritz und Fiona Hirzel. Peter Stohler, der neue Kurator des Kunstvereins Uri, stellte sich mit einem kurzen Referat der Öffentlichkeit vor.

Urs Bugmann, Kulturjournalist und Kuratoriumsmitglied, wies in seiner Laudatio darauf hin, dass die Jury zwar drei ganz unterschiedliche Ausdruckssprachen und Medien auszeichne, Fotografie, Zeichnung und Tanz, aber durchaus eine Gemeinsamkeit damit verbinde: «Es gibt das Gemeinsame einer mit hohem Einsatz und Anspruch und mit beeindruckender Konsequenz geschaffenen Kunst. Das drückt sich für Betrachterinnen und Betrachter in einer gesteigerten Gegenwart aus.»

Werkjahr für Vanessa Püntener

Gegenwart und darin Vergangenes, das belebt werde, begegne einem im Projekt «Alp» von Vanessa Püntener, erklärte Urs Bugmann. Sie wurde mit dem Urner Werkjahr (dotiert mit 14'000 Franken) ausgezeichnet. Die 1973 in Erstfeld geborene Fotografin, die heute in Zürich lebt, präsentierte Beispiele aus einer entstehenden, grossen Arbeit, die den Urner Alpen, ihren Bewohnerinnen und Bewohnern gewidmet ist. Im Haus für Kunst Uri waren Bilder von der Alp Waldnacht, der «Chraienalp» und vom Urnerboden zu sehen. Vanessa Püntener empfand bei ihrer fotografischen Arbeit in der «Waldnacht» den Alpinspektionsbericht der Korporation Uri, den Ambros Püntener, ihr Urgrossvater, 1905 bis 1908 erstellt hatte, als eine interessante Grundlage. (In einer ersten Medienmitteilung war irrtümlicherweise von der Alp ihres Urgrossvaters in Alpnach geschrieben worden.) - «Die Menschen und ihre Lebenswelt zeigen sich in Vanessa Pünteners Fotografien in bedrückender Präsenz. Sie werden dargestellt, ohne von der Fotografin ausgestellt zu werden. Menschen und Lebenswelt erhalten den Raum, der ihnen zusteht, um sich uns wortlos mitzuteilen», sagte Urs Bugmann. Die Gegenwart, die diesen Bildern zukomme, sei gesättigt von Vergangenheit, die nicht mehr lange anhalten werde und die in eine Zukunft weise, die noch ungewiss sei.

«Tänzerin von intensivster Präsenz»

Je einen mit 5000 Franken dotierten Förderungspreis entgegennehmen durften die 1977 geborene und in Göschenen aufgewachsene Berufstänzerin Fiona Hirzel und die Künstlerin Beatrice Maritz. Für Urs Bugmann ist Fiona Hirzel eine «Tänzerin von intensivster Präsenz». «Ihre Bewegungen sind voller Leben, angereichert mit Erfahrungen, die sich unmittelbar mitteilen. Ihr Instrument und Medium ist der Körper.» Beatrice Maritz, die 1962 in Muri geboren wurde und seit fünf Jahren in Unterschächen lebt, gehe in ihrer künstlerischen Arbeit einen ebenso eigenwilligen wie eigenständigen Weg. «Ihre Farbstiftzeichnungen auf Transparentpapier zeigen uns eine andere, doch an Intensität um nichts geringere Präsenz als die Fotografien von Vanessa Püntener oder eine Tanzvorstellung von Fiona Hirzel», meinte Urs Bugmann. In den Arbeiten der drei kunstschaffenden Frauen sei besonders überzeugend zu sehen, was künstlerische Präsenz ausmache. Das wolle die Kunst- und Kulturstiftung Heinrich Danioth mit ihren Beiträgen bekräftigen, ohne dabei allen anderen, die sich mit ihren Arbeiten dem Juryurteil ausgesetzt hätten, Qualität und Gelingen rundweg abzusprechen. Man habe sich in der sowohl glücklichen als auch nicht ganz angenehmen Lage befunden, aus einer guten Auslese das Beste wählen zu dürfen.

Zum Denken herausfordern

Landammann Josef Arnold stellte im Zusammenhang mit dem in den Augen vieler unsäglichen «Polittheater» um die Ausstellung von Thomas Hirschhorn in Paris einige Überlegungen grundsätzlicher Art an. Aus seiner Sicht besteht in der Schweiz da und dort die Tendenz, missliebige Künstlerinnen und Künstler auszugrenzen. Das gelte für beide politische Lager. «Kunstschaffende sollen sich die Freiheit herausnehmen, quer zum politischen und gesellschaftlichen Zeitgeist zu stehen und dies in ihren Werken auszudrücken. So können sie zum Denken und zum Widerspruch herausfordern.» Kultur in der Schweiz sei nicht der Politik verpflichtet, sondern vielmehr der Gesellschaft. Denn unser freiheitlicher Staat beruhe auf demokratischen Auseinandersetzungen. Die Rechtstaatlichkeit setze dort Grenzen, wo es zu Verletzungen von Gesetzen und Spielregeln komme. Josef Arnold vertritt klar den Standpunkt, dass Kunst und Kultur grundsätzlich unabhängig sein sollten, auch finanziell. Weder Zwangsförderung - sprich Anspruch auf Subventionierung - noch Zensur seien gefragt. Der Staat habe in erster Linie für offene Rahmenbedingungen und gute Voraussetzungen zu sorgen.

Urs Hanhart


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