Donnerstagabend, 3. Juli: Wir sind zu Gast beim Bauern Sepp Truttmann. Seine ganze Familie umsorgt die Besucherinnen und Besucher mit Speis und Trank, während er alle freundlich begrüsst. Sepp Truttmann war von Anfang an beim «hof-theater» dabei. Schon zum dritten Mal gewährt er dem Verein nun Gastrecht in seiner Scheune. Für ihn ist es «eine glatte Sache, eine gelungene Abwechslung».
Urchige KlängeEine eigentliche Bühne gibt es nicht. In der Ecke stehen Strohballen und Instrumente. Wir sind nicht im Theater, sondern in einer gemütlichen Abendrunde auf dem Bauernhof. Es herrscht eine fröhliche Stimmung, Gelächter, Geschichten werden erzählt. Mitten im angeregten Gespräch beginnt einer laut zu sprechen. Die Aufmerksamkeit richtet sich ihm zu. Das Publikum verstummt. Die Atmosphäre aber bleibt. Erzähler Jürg Steigmeier führt nicht etwa einen Monolog, vielmehr ist er in ständigem Dialog mit dem Publikum. - Zwischen Geschichten von armen Bauernmädchen, von Kröten und kleinen Männchen ertönen immer wieder urchige, teils auch etwas schräge Klänge, produziert von Christine Lauterburg und Dide Marfurt. Dabei wird vom Schwyzerörgeli über die Folle bis hin zu den Holzschuhen alles eingesetzt.
Ein Theater beim und über den BauernEin Ziel des Vereins hof-theater ist es, das Verständnis zwischen Bauer und Städter, Produzent und Konsument zu fördern. Als Auftakt des abwechslungsreichen Stücks fungiert demnach auch die Frage: «Wer macht euer täglich Brot?» Alles in allem scheint das Augenmerk aber mehr dabei zu liegen, dem Bauern Sympathie entgegenzubringen, ihn dabei als zufrieden und gutmütig darzustellen. Nicht zuletzt geht es aber auch um seine enge Beziehung zur Natur und zu einigen gar übernatürlichen Kräften. Demnach geschehen in Jürg Steigmeiers Geschichten auch allerhand unglaubliche Dinge. An interessanten Figuren fehlt es den Märchen nicht, kohlrabenschwarze, mehr tote als lebendige Lindwürmer, Sennen, Lärchen und Geister tauchen auf und verschwinden genauso plötzlich wieder.
Beim Geruch von Bratkäse, Most und Heu geht ein stimmungsvoller Abend voller Jauchzer und Gelächter zu Ende und mit ihm ein fröhliches Plädoyer für die Bauern.
Rahel Aschwanden