s auch den Merck-Konzern befriedigt. Die Urner Regierung unterstützt dieses Vorhaben.Das Auflageprojekt der AlpTransit Gotthard AG (ATG) sieht vor, dass zwischen dem heutigen Bahntrassee und dem Produktionsgebäude der Merck & Cie KG in Altdorf ein provisorisches Gleis und eine Transportpiste für den Baustellenverkehr erstellt werden. Das Projekt beinhaltet auch eine neue Unterführung für die Strasse nach Attinghausen, wofür Land vom Merck-Areal benötigt wird. In diesem Bereich soll zudem ein Bauinstallationsplatz mit einer Deponie für Erdmaterial zu stehen kommen.
Altdorf ein VorzeigestandortDie Merck in Altdorf produziert pharmazeutische Wirkstoffe und beschäftigt knapp 90 Personen. Sie unternimmt jährlich grosse Anstrengungen für den Unterhalt, die Erneuerung und die Modernisierung ihrer Anlagen. «Die Merck & Cie KG ist für die Urner Volkswirtschaft von hoher Bedeutung», äussert sich der Urner Regierungsrat in seiner Antwort vom 8. September auf die Interpellation von Landrat Leo Brücker vom 12. Juni. Dieser verlangte von der Regierung eine Stellungnahme zur Gefährdung des Merck-Produktionsstandortes in Altdorf durch das Neat-Projekt.
«Altdorf ist ein Vorzeigestandort innerhalb des Merck-Konzerns», führt Dr. Rainer Michling, seit Juli Werkleiter der Merck in Altdorf, aus. Würde das Neat-Projekt so umgesetzt, wie es vorgelegt wurde, könnte dies für die Firma unangenehme Konsequenzen haben. Um das Entwicklungspotenzial nicht einzuschränken und die Produktion auch künftig optimal gewährleisten zu können, hatte die Merck gegen das Auflageprojekt Einsprache erhoben.
Sicherheit muss gewährleistet werdenWie auch bei den Einsprachen des Urner Regierungsrates und der Gemeinde Altdorf werden vor allem das zusätzliche, provisorische Gleis, die Baupiste, die Deponie und der Landverlust bemängelt. Mögliche Auswirkungen für die Firma seien noch schwer abzuschätzen, sagt Rainer Michling. Mit Sicherheit wäre in der Bauphase mit Beeinträchtigungen durch Staub und Abgas zu rechnen. Auch eine Zunahme von mikrobiologischen Immissionen bei einem zusätzlichen Gleis könnte die Produktionsanlagen gefährden. Ältere Züge mit ihren häufig noch offenen Toilettensystemen könnten zu Verunreinigungen führen. Es gelte auch abzuklären, inwiefern elektromagnetische Felder wegen der Fahrleitung und Erschütterungen während der Bauphase die Produktion beeinträchtigen.
Weiter gibt es für die Merck & Cie KG Sicherheitsaspekte zu beachten. Die Einhaltung der strengen Zutrittsvorschriften sei sehr wichtig. Der Abstand einer Baupiste zum Gebäude würde gemäss Auflageprojekt teilweise bloss 80 Zentimeter betragen. Eine weggeworfene Zigarettenkippe oder der Gebrauch des Mobiltelefons könnten im Extremfall schwerwiegende Folgen haben. Oder auch ein Zugunglück könnte eine Havarie auslösen. Trotz aller Sicherheitsmassnahmen sei eine Gefährdung von innen oder aussen nie gänzlich auszuschliessen, sagt Rainer Michling. Für ein solches Szenario müssten die Zufahrtswege für die Einsatzkräfte von allen Seiten her gewährleistet sein. Das zusätzliche Gleis und die Baupiste an der Ostseite des Gebäudes wären hier ein Hindernis.
Urner Regierung setzt sich einIn der Einsprache des Regierungsrates wird gefordert, auf das provisorische Gleis zu verzichten. Der Betrieb der Gotthardstrecke könne während der Bauzeit mit nur einem Gleis sichergestellt werden. Solche Lösungen seien schon bei anderen Grossbaustellen wie zum Beispiel bei der Sanierung der Axentunnels von den SBB praktiziert worden. Die Baupiste auf dem Merck-Areal und der Baustelleninstallationsplatz mit der Deponie auf dem Firmengelände sollen nicht erstellt oder zumindest in der zeitlichen Beanspruchung stark reduziert werden, verlangt die Regierung weiter. Zudem müsse der Landverlust durch Zukauf von angrenzendem Armeeareal kompensiert werden.
Eine minimale Bauzeit ist laut Urner Regierung eine unbedingte Notwendigkeit, damit die Dauer möglicher Produktionsunterbrüche die Firma Merck nicht veranlasse, Produkte von Altdorf an andere Konzernstandorte zu verlagern und so den Gesamtstandort Altdorf letztlich in Frage zu stellen. «Der Regierungsrat setzt sich mit Überzeugung dafür ein, dass die Firma Merck & Cie KG durch den Bau und Betrieb der Neat in keiner Weise gefährdet wird.»
Interessen unter einen Hut bringenRainer Michling schätzt diese Unterstützung. «Das ist auch eine Wertschätzung gegenüber der Firma Merck», so der Werkleiter. Die Merck könne Produktionsunterbrüche begrenzt verkraften, beruhigt er, da nicht wie zum Beispiel bei einer Erdölraffinerie die kontinuierliche Produktion ständig gewährleistet werden müsse. Er ist überzeugt, dass sowohl die Interessen der ATG als auch diejenigen der Merck bei den Einspracheverhandlungen unter einen Hut gebracht werden können. «Wir arbeiten nicht gegeneinander, sondern miteinander. Es handelt sich um ein ganz normales, sachliches Vorgehen», betont er.
Bereits seien Gespräche geführt worden, und die ATG habe sich über den Merck-Produktionsstandort in Altdorf informieren lassen. Dass es zu einem Gang vors Bundesgericht kommen wird, wie es die Urner Regierung als letzte Möglichkeit angibt, hofft und glaubt Rainer Michling nicht.
Markus Arnold