«Reifetechnisch im Happy-End-Tempel gelandet»

73 junge Damen und Herren durften am 21. Juni im Tellspielhaus Altdorf nach sechsjähriger Mittelschulzeit den verdienten Lohn in Form des Maturitätsausweises entgegennehmen. Matthias Huber aus Göschenen erhielt darüber hinaus den mit 1`000 Franken dotierten UKB-Preis. Er hatte mit einem ...
26.06.2002
chschnitt von 5,5 die beste Maturanote erzielt. Weil zum ersten Mal das neue Maturitätsreglement zur Anwendung gelangte, stand die Feier heuer unter einem besonderen Stern.

Ruth Wipfli Steinegger wies in ihrer Begrüssung darauf hin, dass von den Hochschulen zunehmend in Frage gestellt werde, ob das Maturitätszeugnis tatsächlich ein Beweis für die Hochschulreife sei. Man verlange dann Aufnahmeprüfungen und veranstalte bei den Vorprüfungen eher ein Abweisungsritual als eine Kontrolle über das in den ersten Semestern an der Uni erworbene Wissen. «An dieser Situation tragen Kantone und Schulen eine Mitschuld, bei denen die Quantität vor der Qualität steht», sprach Ruth Wipfli Steinegger Klartext, und um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, fügte sie an die Adresse der Maturandinnen und Maturanden gleich hinzu: «Ich darf für die Mittelschule Uri feststellen, dass die Hochschulreife ein oberstes Ziel ist und Sie deshalb mit Zuversicht an die Uni gehen können.» Dies werde auch von Hochschulrektoren, mit denen sie habe sprechen können, so anerkannt.

Historische Feier

«Die heutige Maturafeier hat historischen Charakter», leitete Ruth Wipfli Steinegger zu einem anderen Thema über. «Nicht etwa weil ich erstmals die Maturitätskommission präsidiert habe, sondern weil erstmals die neue Maturitätsregelung zur Anwendung gelangt ist», präzisierte sie schmunzelnd. Insofern seien Kommissionsmitglieder, Lehrerschaft sowie Maturandinnen und Maturanden alle Maturitätsfrischlinge. Mit der neuen Maturaordnung könnten individuelle Stärken besser ausgespielt und allfällige Schwächen besser kaschiert werden. Wegen der Wahl von Schwerpunktfächern und den neuen Fachgruppen würden die einzelnen Fächer besser gewichtet. Im Zusammenhang mit den von der Maturitätskommission geprüften Präsentationen meinte Ruth Wipfli Steinegger zu den Maturandinnen und Maturanden: «Sie und wir haben Grenzen erlebt, niemand von ihnen, welche hier anwesend sind, hat sie jedoch überschritten, mit den glücklichen Folgen, dass alle Anwesenden reifetechnisch im Happy-End-Tempel gelandet sind.»

Netz von Beziehungen bauen

«Die Welt kommt jetzt mit rasenden Schritten auf euch zu, fordert Kompetenz und Effizienz und erfordert - angesichts der Halbwertzeit des Wissens von vier bis fünf Jahren - ein Höchstmass an geistiger Präsenz», meinte Rektor Josef Arnold an die Adresse seiner nun ehemaligen Schützlinge. Die Druckwelle der Globalisierung habe mittlerweile auch die Universitäten erreicht. Mit der Studentenherrlichkeit sei es nun vorbei. «Ihr werdet dann mit Wehmut an die Mittelschulzeit zurückdenken, wo ihr für eine Prüfung höchstenfalls 30 Seiten präsent haben musstet», spielte er auf den an der Uni weit umfangreicheren Lernstoff an. «Baut ein Netz von Beziehungen mit allen, die euch auf dem Weg zu eurem Studien- oder Berufsziel begegnen», empfahl Josef Arnold, und er hatte noch einen Tipp auf Lager: «Beteiligt euch an Studienzirkeln oder - noch besser - schafft selber solche.»

Dynamisches «Adieu Kollegi»

Ein völlig neues Gesicht hatte für einmal die Rubrik «Adieu Kollegi». Die Maturandinnen und Maturanden verabschiedeten sich nicht wie gewohnt auf rhetorische, sondern auf tänzerische Art von der Mittelschulzeit. Beim Publikum kam diese von der Klasse 6d dargebotene Einlage jedenfalls sehr gut an. Zum Schluss flogen sogar Plüschtiere auf die Bühne. Man wähnte sich für kurze Zeit eher an einem Rockkonzert, denn an einer Maturafeier. Es war dies quasi der zweite Showblock nach dem musikalischen Auftakt der Kollegi-Jazz-Band.

Das Schlusswort gehörte dann traditionsgemäss dem Urner Bildungs- und Kulturdirektor. Josef Arnold verglich die sechs Jahre an der Mittelschule mit einem 110-m-Hürdenlauf. «Auch die Welt von morgen wird eine Welt voller Hürden und Widersprüche sein», meinte er. «Sie und wir alle werden auf den Wegstrecken in die Zukunft einerseits Wissen und Können benötigen, anderseits aber auch Hartnäckigkeit, Beharrlichkeit, vor allem aber auch Begeisterung und Selbstvertrauen.» Die Matura sei ein Etappenziel. Nun stünden die Absolventinnen und Absolventen vor vielfältigen Wegkreuzungen. Josef Arnold wünschte den jungen Damen und Herren die Besonnenheit, den richtigen Pfad zu wählen, das Glück, die notwendigen Orientierungspunkte zu erkennen, die Kraft, die Herausforderungen anzunehmen, und genügend Durchhaltewillen, um das Ziel zu erreichen. «Glaubt an das gute in der Welt - entwickelt Visionen - und geht mit viel jugendlicher Unbekümmertheit und überzeugtem Selbstvertrauen auf diesen Weg in die Zukunft.»

Die erfolgreichen Maturandinnen und Maturanden

6a: Cornelia Arnold, Schattdorf, Philipp Arnold, Flüelen, Kathrin Baumann, Bürglen, Monika Bieri, Altdorf, Carla Bricker, Seedorf, Claudia Dubacher, Erstfeld, Eliane Egli, Schattdorf, Irene Epp, Erstfeld, Andrea Flury, Altdorf, Simone Flury, Altdorf, Manuela Forrer, Göschenen, Simon Gamma, Erstfeld, Nina Hochstrasser, Attinghausen, Guido Jauch, Bristen, Delia Kempf, Silenen, Patrick Schmucki, Altdorf, Michael Zgraggen, Altdorf, Thomas Zgraggen, Silenen, Raffaela Züst, Altdorf.

6b: Miriam Aschwanden, Schattdorf, Thomas Bollmann, Schattdorf, Roshan Denier, Altdorf, Martina Feubli, Schattdorf, André Gisler, Schattdorf, Melinda Gisler, Seedorf, Stefanie Lusser, Erstfeld, Sarah Marty, Altdorf, Marion Meier, Altdorf, Jeannine Zgraggen, Seedorf, Angela Zurfluh, Altdorf.

6c: Matthias Amacher, Altdorf, Ivo Cathry, Andermatt, Barbara Fellmann, Bürglen, Antonia Furger, Erstfeld, Thomas Huber, Erstfeld, Ronald Indergand, Schattdorf, Michael Kluser, Altdorf, Thomas Kollbrunner, Schattdorf, Mario Lussmann, Göschenen, Sven Müller, Schattdorf, Aline Rosenkranz, Altdorf, Matthias Truttmann, Schattdorf, Fabienne Walter, Altdorf, Andrea Welti, Schattdorf.

6d: Esther Amstad, Altdorf, Felix Arnold, Altdorf, Pascal Arnold, Altdorf, Stephanie Arnold, Altdorf, Christian Gisler, Altdorf, Nicole Gisler, Altdorf, Simon Gnos, Bürglen, Martin Imholz, Altdorf, Patrick Marti, Erstfeld, Ninoslav Mitric, Erstfeld, Pirmin Stadler, Altdorf, René Stucki, Erstfeld, Denise Wölfler, Bauen.

6e: Tanja Aschwanden, Altdorf, Martin Bauer, Altdorf, Johanna Brücker, Altdorf, Matthias Büeler, Altdorf, Elias Epp, Erstfeld, Katrin Frei, Altdorf, Rahel Friedli, Schattdorf, Pirmin Gut, Stans, Lukas Hofstetter, Bürglen, Patrik Horat, Bürglen, Marielle Huber, Altdorf, Matthias Huber, Göschenen, Sandra Osusky, Silenen, Rafael Schuler, Altdorf, Claudio Waser, Schattdorf, Armin Zgraggen, Erstfeld.




Urs Hanhart


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