vor Augen: Sie möchten ihrem Team nach einer ganzen Serie von undankbaren 4. Plätzen endlich wieder einmal zu einer Medaille verhelfen. Im Kampf um Bronze dürften Frankreich und Italien die schwierigsten Widersacher sein.
In ihrem Auftaktspiel treffen die Schweizer am Dienstag, 20. September, auf Italien. Diesen Gegner müssen die Eidgenossen unbedingt bezwingen, wollen sie ihren Medaillentraum verwirklichen und die Serie von undankbaren 4. Plätzen endlich beenden. Letztmals Edelmetall holten die Rot-Weissen übrigens vor zehn Jahren. Damals schaute die bronzene Auszeichnung heraus.
Gastgeber als haushoher FavoritFür den Kontinental-Titelkampf haben sich die sechs besten europäischen Teams qualifiziert. Jedes spielt gegen jedes, was innerhalb von fünf Tagen ebenso viele Matches ergibt. Für die Schweizer, die in der Regel zwei- bis dreimal wöchentlich trainieren, ist dieses Programm ganz schön happig. Als haushoher Favorit wird Spanien ins Turnier steigen, denn der Gastgeber räumte die Titel in den vergangenen Jahren gleich reihenweise ab. Alles andere als ein Sieg der Iberer wäre eine grosse Überraschung, wenn nicht sogar eine Sensation. Am ehesten befähigt zu sein, dem zum Teil mit Profis und Halbprofis antretenden Heimteam die Suppe zu versalzen, scheint Portugal. Experten gehen davon aus, dass die beiden Erzrivalen Gold auf jeden Fall unter sich ausmachen werden. Um Bronze dürften sich wie gehabt Frankreich, Italien und die Schweiz streiten. Diese drei Nationen gelten, was deren Leistungsstärke anbelangt, als nahezu ebenbürtig. Den Direktbegegnungen unter den Bronze-Aspiranten wird deshalb eine ganz zentrale Bedeutung zukommen.
Spielsystem perfektioniertPatrik Gisler war als einziger des Urner Trios bereits im vergangenen Jahr mit dabei, als die Schweiz an den Junioren-Europameisterschaften in Düsseldorf - wie könnte es anders sein - zum wiederholten Mal den undankbaren 4. Platz belegte. Der 17-jährige Seedorfer ist überzeugt, dass sein Team deutlich besser vorbereitet ist, als vor Jahresfrist. Zum einen, weil die Eidgenossen an verschiedenen im Hinblick auf den Saisonhöhepunkt bestrittenen Vorbereitungsturnieren einen starken Eindruck hinterliessen und zum anderen, weil die Zahl der Trainingszusammenzüge deutlich erhöht wurde. Grosse Stücke hält der Maurerlehrling auf den neuen Nationaltrainer Pedro Antunes: «Der Portugiese setzt auf ein System, bei dem viel Bewegung im Spiel ist und das läuferische Element eine zentrale Rolle einnimmt, was mir persönlich sehr behagt. Wir sind nun fähig, uns auf jeden Gegner optimal einzustellen. Unter dem vorherigen Natitrainer haben wir immer in etwa nach dem gleichen Muster agiert.» Sollten die Schweizer tatsächlich Edelmetall holen, so wäre es für Patrik Gisler bereits das zweite grosse Erfolgserlebnis auf internationaler Ebene. Vor zwei Jahren hatte er nämlich demjenigen Team angehört, welches von den Jugend-EM Bronze mit nach Hause brachte.
Feuertaufe für Michael GerigMit seinen erst 16 Jahren der Benjamin im Schweizer Team ist Joshua Imhof. Der Gymnasiast aus Seedorf gilt als Allrounder und spielt heuer erstmals bei den Junioren, trotzdem verfügt er bereits über eine gewisse internationale Erfahrung. Im vergangenen Jahr figurierte er im Schweizer Aufgebot, welches sich an den Jugend-EM den 5. Rang erkämpfte. Wie seine beiden Kollegen hilft auch Joshua Imhof regelmässig im Fanionteam des RHC Uri aus. Normalerweise spielt das aufstrebende Trio aber noch in der Junioren-A-Meisterschaft. Seine Feuertaufe auf internationalem Parkett erleben wird im Nordwesten Spaniens Michael Gerig. Von der Stimmung innerhalb des Natiteams während der Vorbereitungsperiode ist der Neuling begeistert: «Wir sind eine eingeschworene Truppe. Die Moral ist ausgezeichnet. Jeder ist bereit, sich voll für die Mannschaft einzusetzen.» Das sind zweifellos gute Voraussetzungen, um einen Coup zu landen. Vielleicht gelingt ja ausgerechnet dem 17-jährigen Zimmermannlehrling der eine oder andere entscheidende Treffer. Zuzutrauen wäre es dem Seedorfer allemal, ist er doch für seine Offensivstärke und seinen ausgeprägten Torriecher bekannt.
Urs Hanhart