Saisonrückblick des HC Ambri-Piotta

Das Ausscheiden im Play-off-Viertelfinal gegen Lugano bedeutete für den HC Ambri-Piotta das Saisonende. Die Leventiner sorgten in der hart umkämpften Serie für die positive Überraschung, doch leider «ging dem HCAP im entscheidenden Moment der Sprit aus», und Lugano gewann die restlichen ...
31.03.2006
r Spiele. Trotzdem darf man zufrieden sein.

4500 Fans strömten am 31. Juli 2005 bei sommerlichen Temperaturen an die traditionelle Mannschaftsvorstellung in die Valascia. Mit Thomas Bäumle kam von Davos ein neuer junger Torhüter. Für die Verteidigung wurde der Finne Jari Korhonen verpflichtet, Daniele Mattioli rückte aus der eigenen Juniorenabteilung nach. In der Offensive verstärkten sich die Leventiner mit Eero Somervuori, und Luca Cereda (vom SCB) und Oleg Siritsa (Sierre) kehrten zum HCAP zurück. Präsident Gian-Paolo Grassi umschrieb das Erreichen des Play-off-Halbfinals als ehrgeiziges Saisonziel. In den Vorbereitungsspielen hinterliess der HCAP meist einen positiven Eindruck, vor allem die beiden Neuzuzüge aus Finnland wussten zu gefallen. Ausser ein paar kleineren Blessuren blieben die Spieler dieses Jahr von Verletzungen verschont.

Durchzogener Saisonstart

Zum ersten Heimspiel gegen Basel kamen beinahe 5500 Fans in die Valascia. Der Aufsteiger wurde mit 6:0 weggeputzt, was eine grosse Erwartungshaltung auslöste. Tags darauf folgte mit einer 4:8-Niederlage in Genf die schnelle Ernüchterung. Die defensiven Mängel waren unübersehbar. In diesem Rhythmus ging es vorerst weiter. Auf einen Sieg folgte meist gleich eine Niederlage. Gegen Ende des ersten Viertels rutschte Ambri nach drei Niederlagen in Folge in der Tabelle bedrohlich ab.
Sofort stand Trainer Serge Pelletier erstmals in der Kritik. Dies auch weil Ambris Ausländerquintett nicht den Erwartungen entsprechend auftrat. Es folgte aber eine Serie von vier Siegen, was vorübergehend etwas Ruhe in die Leventina brachte. Nach einer weiteren Niederlagenserie (die letzte gegen Lugano) reagierten die Verantwortlichen, und Trainer Serge Pelletier wurde freigestellt. Sein Nachfolger wurde der in der Schweizer Eishockeyszene bestens bekannte Finne Pekka Rautakallio. Vom ehemaligen Weltklasseverteidiger und Ex-Coach des SC Bern und der ZSC Lions erwartete man eine Stabilisierung der oftmals überforderten Ambri-Abwehr sowie eine Verbesserung des Power- und Boxplay.

Pekka Rautakallio ersetzt Serge Pelletier

Der neue Trainer hatte dank einer Nationalmannschaftspause zehn Tage Zeit, das Team neu aufzubauen. Im ersten Heimspiel gegen Fribourg klappte die Umsetzung von Pekka Rautakallios Eishockeyphilosophie noch nicht wunschgemäss. Nach und nach begann die Arbeit des neuen Trainers Früchte zu tragen, und Ambri kletterte in der Rangliste aufwärts. Erwähnenswert sind die beiden hohen Auswärtssiege in Zug (5:1 und 7:2) sowie das unvergessliche letzte Drittel (6:0) beim 9:4-Sieg in Davos. Im gewonnenen Heimspiel gegen die ZSC Lions verletzte sich Eero Somervuori an der Schulter, was für ihn das Saisonende bedeutete.
Sportchef Peter Jaks engagierte für zwei Spiele den Tschechen Tomas Kucharcik, der im besagten Davos-Spiel für zwei Treffer verantwortlich war. Für den Rest der Saison wurde der Tscheche Pavel Vostrak engagiert, der ebenfalls in seinem ersten Einsatz für Ambri in Zug zwei Tore erzielte. Diese Siege konnten aber nicht kaschieren, dass der finnische Neuzuzug Jari Korhonen die Erwartungen nie richtig erfüllen konnte. Man fand für ihn einen Abnehmer in seiner Heimat Finnland und engagierte stattdessen den Schweden Fredrik Svensson. So schlecht 2005 mit einer peinlichen Heimniederlage gegen Basel endete, so stark begann Ambri das neue Jahr. Die ersten vier Spiele wurden gewonnen - unter anderem das erste Mal nach 16 Jahren in der Resega zu Lugano. Thomas Bäumle, der nach dem ersten Drittel Simon Züger im Tor ersetzte, war der grosse Held dieser Partie gegen Lugano. In der Folge avancierte Thomas Bäumle zum statistisch besten Goalie der gesamten Liga, und er hielt Ambri mit zum Teil spektakulären Paraden im Spiel.

Die grosse Sensation verpasst

Vor der langen Olympia-Pause wurde es im Strichkampf nochmals prekär. Im entscheidenden Spiel in Zürich zeigten die Leventiner Kampfgeist und holten den dringend benötigten Punkt zur Play-off-Qualifikation. In den letzten beiden Partien wurde allerdings eine bessere Klassierung verpasst. Nach 44 Runden stand Ambri auf dem 7. Tabellenplatz. Der Gegner war zum siebten Mal in der Play-off-Geschichte Erzrivale Lugano, das viel zu verlieren hatte - im Gegensatz zu Ambri.
Der historische Sieg im Januar verlieh den Leventinern Selbstvertrauen. Das erste Spiel in der Serie konnte Ambri dank eines Overtime-Tores von Topskorer Hnat Domenichelli mit 5:4 für sich entscheiden. In der ersten Partie in der Valascia vor nur 5000 Zuschauern baute der HCAP durch einen glatten 3:0-Sieg den Vorsprung in der Serie auf 2:0 aus. Die Hierarchie im Tessiner Eishockey schien vollends auf den Kopf gestellt zu sein, als die Rautakallio-Truppe das zweite Spiel in der Resega für sich entscheiden konnte. In der vierten Partie, in der ausverkauften Valascia, erwiesen sich die Luganer mit neuem Trainer als cleverer und glücklicher. 3 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit benötigten sie aber alles Glück der Welt, als Hnat Domenichelli alleine vor Ronnie Rüeger den vermeintlichen Todesstoss vergab. In der Verlängerung konnte Lugano durch einen glücklichen Treffer die Serie verkürzen. In der Folge lief der Puck zugunsten der Südtessiner, die es als erste Mannschaft schafften, ein 0:3 in einer Play-off-Serie zu drehen. Die Equipe von Pekka Rautakallio war ausgepowert, nicht zuletzt weil Ambri durch Verletzungspech in Personalnot geraten war und nur mit drei Linien spielen konnte.
Die Ambri-Fans waren sehr traurig. Noch nie war man so nah dran, den Erzrivalen aus dem Meisterschaftsrennen zu kippen. Mit etwas Abstand betrachtet, können Spieler, Fans und Verantwortliche des HCAP stolz sein auf das Erreichte. Trotz verschiedener Probleme während der Saison schaffte Ambri erneut die Play-off-Qualifikation. Die Mannschaft bewies Charakter und behielt auch in schwierigen Zeiten die Nerven. Mit einem Schnitt von 4652 Zuschauern wurden die Erwartungen mehr als erfüllt. Die Finanzen scheinen mehr denn je im Lot zu sein. Obwohl die Mannschaft die ganz grosse Sensation verpasst hat, eroberten die Ambri-Hockeyaner viele Sympathien zurück.

André Sägesser


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