Schlammschlacht um altes Herrenhaus

ht und läutet die letzte Runde einer jährigen Schlammschlacht um das alte Herrenhaus ein.

Seit Längerem steht das Herrenhaus Muheim an der Gotthardstrasse 2 zum Verkauf. Zweimal schon lag der Kaufvertrag fixfertig auf dem Tisch. Zweimal ist der Termin für die Unterzeichnung geplatzt. Der Grund: Der vermeintlich willige Käufer Marcel Wullimann, Besitzer des Geschäfts Herrenmode Marcel und Mieter im Muheim-Haus, hat es sich anders überlegt. Nun hat das 200-jährige Gebäude dennoch den Besitzer gewechselt. Die Erbengemeinschaft Otto Walker-Kesselbach hat ihren Besitz der Immobilienfirma Kadmos Real Estate AG veräussert. Das stinkt Marcel Wullimann gewaltig, hat er doch das Vorkaufsrecht auf das Gebäude. Nun überlegt er sich, doch noch von seinem Recht Gebrauch zu machen. Wenn er innert drei Monaten unter den gleichen Vertragsbedingungen das Haus kauft, gehört es ihm. Lässt er diese Zeit verstreichen, ist die Firma Kadmos rechtmässige Besitzerin. Eine längere Schlammschlacht um ein Herrenhaus mitten in Altdorf geht somit in die allerletzte Phase.

Eine Hetzjagd

Marcel Wullimann hegt schwere Vorwürfe gegenüber der ehemaligen Besitzerin, der Erbengemeinschaft Otto Walker-Kesselbach. «Ich kann nur sagen, dass es beim Verkauf dieses Hauses nicht mit rechten Dingen zuging», entrüstet er sich. So habe er wichtige Unterlagen nur halb oder gar nicht einsehen können, zudem sei er richtiggehend unter Druck gesetzt worden. Ja gar als Hetzjagd habe er den Fall erlebt. «Die Verhandlungen wurden nicht im offenen Dialog geführt», so Marcel Wullimann. «Informationen wurden mir nur notdürftig zugespielt.» Was er nun unternehmen will, werde er nicht preisgeben, sagte er. «Ich lasse mir nicht in die Karten schauen.»

Einen Tag vor Unterzeichnung

Die Aussagen des Altdorfer Ladenbesitzers führen bei Werner Walker, dem Vertreter der Erbengemeinschaft, zu Kopfschütteln. «Zweimal sagte Herr Wullimann, er wolle das Haus kaufen. Zweimal wurde von unserem Notariatsbüro der Kaufvertrag vorbereitet. Zweimal hat er einen Tag vor der Unterzeichnung einen Rückzieher gemacht», sagt Werner Walker. «Dadurch haben wir nebst unseren Nerven, Tausende von Franken verloren.» Den Vorwurf, dass Marcel Wullimann nicht informiert worden sei, lässt er nicht gelten. Sie hätten immer mit offenen Karten gespielt. «Er hatte ja die Chance, das Haus zu kaufen. Wir haben es ihm ja angeboten, aber er wollte nicht», so Werner Walker. «Er hat mit diesen Verzögerungen immer gehofft, wir kämen ihm entgegen und würden den Preis drücken.» Einen Preis, den sie immer als sehr fair betrachteten. Nachdem nun Marcel Wullimann von seinem Vorkaufsrecht niemals Gebrauch gemacht hat, entschied die Erbengemeinschaft, das Haus an die Firma Kadmos zu verkaufen.

Mietsituation kein Problem

Hinter der Käuferfirma Kadmos Real Estate AG steht der Urner Kurt Marty. Schon seit Längerem interessiert er sich für das alte Herrenhaus. Bereits im vergangenen Sommer hat er sich mit der Erbengemeinschaft und Marcel Wullimann zusammengesetzt und seine Kaufabsicht erklärt. Mit Marcel Wullimann habe er die Mietsituation angeschaut und das Angebot unterbreitet, so lange zu bleiben, wie er möchte, so Kurt Marty. Es gab also diesbezüglich keinen Druck vonseiten der Käufer. Dennoch stemmt sich Marcel Wullimann mit aller Kraft dagegen. Wie die Geschichte um das alte Herrenhaus an der Gotthardstrasse 2 ausgeht, wird sich in spätestens drei Monaten zeigen. Dann ist die Frist für den Träger des Vorkaufsrechtes abgelaufen.

Harry Tresch