Als sich der Landrat am vergangenen Mittwoch, 26. Januar, mit dem Bericht «Volksschule 2016» beschäftigte, äusserte die SP/Grüne-Fraktion Kritik am Schulnetz Uri, der gemeinsamen Computerplattform fast aller Urner Schulen. «Bevor wieder ein neues Projekt im Informatikbereich gestartet wird, sollte versucht werden, zuerst das alte Angebot zum Laufen zu bringen», erklärt Landrätin Annalise Russi (Grüne, Altdorf). «Das Schulnetzwerk Uri zum Beispiel ist ein riesiger Bauplatz. Es ist zu langsam und oft gar nicht offen, weil bis heute nur eine ungenügende Anzahl Lizenzen gelöst worden ist.» Happige Vorwürfe für das Urner Vorzeigeprojekt, das im Mai 2010 gestartet hat.
Genug Lizenzen vorhandenDass man zu wenige Lizenzen hat, davon will der Geschäftsleiter des Schulnetzes Uri, Thommy Walker, aber nichts wissen: «Wir haben genug Lizenzen gelöst, sodass alle Schulen reibungslos arbeiten können.» Die einzige Einschränkung: Einige Schulen haben von sich aus auf die Lizenzierung von Microsoft-Programmen verzichtet und verwenden stattdessen Open-Office-Programme. Einige Probleme bei Schulnetz gibt es aber tatsächlich: «Wir hatten Schwankungen bei der Stabilität des Servers.» Konkret heisst das, dass Schülerinnen und Schüler, die auf dem Schulnetz arbeiten wollten, sich entweder gar nicht einloggen oder auf einzelne Programme nicht zugreifen konnten. «Einige Benutzerinnen und Benutzer wurden auch während der Arbeit vom Schulnetz getrennt», erklärt Thommy Walker.
Problem erkanntMittlerweile habe man den Grund für die Stabilitätsprobleme erkannt, so Thommy Walker: «Der Mauszeiger eines Programms hat die Probleme verursacht.» Gemeinsam mit der Gemeinde Altdorf habe man nun das Problem in den Griff bekommen. «Allerdings hat das länger gedauert, als wir gedacht haben. Denn sobald wir etwas am Schulnetz verändern, muss das ganze System neu getestet werden.» Der ganze Prozess der Problemlösung habe deshalb bis in den Januar gedauert - und nicht wie zunächst gehofft bereits im August 2010 abgeschlossen werden können. Den Unmut, der bei einigen Lehrpersonen und IT-Verantwortlichen aufgekommen ist, kann Thommy Walker durchaus verstehen. «Allerdings haben wir es hier mit einem Projekt zu tun, das es in dieser Form noch nirgends gegeben hat.» Da seien gewisse Anfangsschwierigkeiten nie ganz zu vermeiden. Es gebe von den Lehrpersonen aber auch viele gute Feedbacks, betont Thommy Walker: «Positiv waren die Rückmeldungen vor allem von den Primarlehrpersonen.»
Schulunterricht unterschiedlich betroffenEine Umfrage bei einigen Urner Schulen zeigt, dass die Probleme mit dem Schulnetz Uri unterschiedlich eingestuft werden. Guido Baumann, Schulleiter von Andermatt, etwa spricht von «Kinderkrankheiten» des Systems. «Wer realistisch ist, muss wissen, dass es bei so einem Projekt zu Anfangsschwierigkeiten kommen kann.» In einer anderen Urner Gemeinde allerdings haben die Probleme mit dem Schulnetz dazu geführt, dass nur sehr wenig damit gearbeitet werde. «Das Schulnetz ist sehr langsam, und einzelne Programme laufen gar nicht», führt ein IT-Verantwortlicher aus. «Lange haben wir nicht gewusst, wo das Problem liegt: beim Server in Altdorf, bei der Leitung zur Schule oder bei der Verkabelung innerhalb der Schule.» Ein anderer IT-Verantwortlicher berichtet ebenfalls von der fehlenden Geschwindigkeit des Schulnetzes. «Zudem gibt es Probleme beim Abspeichern der Programme.» Grundsätzlich bewertet er aber das Schulnetz positiv: «Die Verfügbarkeit des Schulnetzes ist gut. Die Mängel sind übers Ganze gesehen nicht gravierend.» In Unterschächen hat man erst im Januar damit begonnen, das Schulnetz gezielter im Unterricht einzusetzen, wie Martin Huser erklärt. «Wir sammeln zurzeit die Rückmeldungen der Lehrpersonen. Grosse Reklamationen gab es bisher nicht», so Martin Huser. «Und bei Problemen mit dem Schulnetz hat die Geschäftsleitung immer ein offenes Ohr.»
Gemeinden sind gefordertEine Folge der erwähnten Anlaufschwierigkeiten des Schulnetzes: Einige Urner Schulen arbeiten immer noch auf ihren eigenen Schulservern. Dies soll sich nun ändern, so Thommy Walker. Ende Februar werde man die Gemeindeverantwortlichen über das weitere Vorgehen informieren. Zudem seien Probleme mit der Geschwindigkeit des Schulnetzes teilweise hausgemacht: «Dass das Schulnetz nicht in allen Gemeinden gleich schnell ist, hängt auch von den Installationen vor Ort ab.» Allenfalls müsse eine Gemeinde deshalb ihre Leitungen erneuern und zum Beispiel Glasfaserkabel einbauen. «Wir werden den Gemeinden Empfehlungen bezüglich Leitungskapazität und Installationen vor Ort abgeben.»
Ein Schulserver für 3500 NutzerDas Schulnetz Uri wurde im vergangenen Mai offiziell eingeweiht. Daran beteiligt sind praktisch alle Urner Schulen. Die Idee: Auf einem zentralen Server in Altdorf werden sämtliche Lernprogramme, die im Unterricht benutzt werden, installiert. Von jedem Schulzimmer aus können rund 3500 Kinder, Jugendliche und Lehrpersonen mit einem persönlichen Passwort auf diesen Server und die für sie vorgesehenen Programme zugreifen. Statt 170 verschiedene Lernprogramme brauchen die Urner Schulen nur noch deren 60. Das spart Lizenzkosten und erleichtert den Unterhalt. In Zahlen heisst das, dass die beteiligten Schulen für rund 20 Franken pro Kind oder Jugendlichen die Lizenzkosten für die Benutzung von allen Lernprogrammen abgegolten haben. Insgesamt hat der Aufbau des Schulnetzes rund 320`000 Franken gekostet.
Ralph Aschwanden