Simon Enzler ist kein unbeschriebenes Blatt in der Schweizer Comedy-Szene. Und im Kanton Uri brauchte er mit seinem neuesten Programm «wedeschegg» nicht lange, um das Publikum auf seine Seite zu ziehen. «Schön, hier zu sein», sagte er den rund 450 Zuschauern, «im Tellspielhaus an der Schützengasse - was für eine Adresse!». Simon Enzler kam in Begleitung des genialen Bassisten Daniel Ziegler.
«Wie viel säuft Deine Frau?»Enzlers Programme sind immer gespickt mit brisanten politischen Themen, wobei er sich ganz auf die Schweizer Eigenheiten konzentriert. Und er nimmt kein Blatt vor den Mund. So auch, als er als Wasserkorporationspräsident zur GV lud, um den neuen Dichtungsring feierlich einzuweihen. Er spannte dabei den Bogen, um die Wasserknappheit vor Augen zu führen. «Wasser ist ein knappes Gut», sagte er. «Bald heisst es nicht mehr, wie viel Most braucht Dein Auto? Nein, bald heisst es, wie viel Wasser säuft Deine Frau!» Und da der Mensch ja zu 78 Prozent aus Wasser bestünde und Wasser der Allgemeinheit gehöre, gelte das zu 78 Prozent auch bei Menschen. «Ein Wasserknie wird bald nicht mehr von der Krankenkasse bezahlt, sondern vom Umweltamt subventioniert!», sagte er. Doch solange noch genügend Wasserköpfe im Parlament sässen, hätten wir diesbezüglich noch kein Problem. Auch religiöse Themen griff er auf und schwärzte sie. So habe er im Radio DRS gehört, dass der Papst die einfache Vorhölle abgeschafft habe. «Ich wusste gar nicht, dass der dafür zuständig ist!» Das sei ein heikles Thema, sagte er weiter. «Was passiert nun mit all den hochqualifizierten Heizern und Folterern? Umschulen? Zu Primarlehrern vielleicht? Dazu hätten sie wenigstens die Qualifikation!» Er habe auch herausgefunden, wieso der Papst dem Teufel einfach so die Vorhölle unter dem «Füdlä» wegrationalisieren könne. Der Teufel ist beim Papst angestellt. Und wenn der Teufel Angestellter des Papstes sei und Bischof Haas ebenfalls, dann seien diese beiden logischerweise Arbeitskollegen.
«Verdammter Sautotsch!»Bei Simon Enzler kriegt jeder sein Fett weg. Polizisten zum Beispiel. «Die sind ja so empfindlich», erklärte er, nachdem er von einem Polizisten wegen unterlassener Hilfestellung angeklagt wurde, er selbst aber beteuert, überhaupt nichts getan zu haben. «Du verdammter Sautotsch, du alter Lackaff, du», habe er dem Polizisten gesagt. «450 Franken hat mich das gekostet! Solch eine Mimose war der!» Das Programm «wedeschegg» dauerte rund zwei Stunden.
Harry Tresch