So schön kann leiden sein

Die Altdorfer Dezembertage bieten kulturelle Leckerbissen am Laufmeter. Neben auswärtigen Darbietungen kommt stets auch Einheimisches Schaffen auf die Bühne. Ein solches war die Aufführung von Rossinis «Stabat Mater», aufgeführt vom Konzertchor Uri, den beiden Altdorfer Männerchören, dem ...
05.12.2005
weiterten Kammerorchester Uri und vier exzellenten Solistinnen und Solisten.

Wenn Werner Tschalèr ruft, dann kommen sie. Dies galt auch für «Stabat Mater», dem sechsten musikalischen Grossprojekt, das der Urner Dirigent mit Bündner Wurzeln seit 1989 in Altdorf aufführte. Mehr als 100 Sängerinnen und Sänger, das erweiterte Kammerorchester Uri und vier namhafte Solisten versetzten am Samstag, 3. Dezember, sich und das Publikum in der «ausverkauften» Kirche St. Martin in Begeisterung.

Hohe musikalische Qualität

Im Werk «Stabat Mater» vertont Gioacchino Rossini das Gedicht über das Leiden von Maria «Christi Mutter stand mit Schmerzen an dem Kreuz» des umbrischen Mönchs Jacopone da Todi aus dem 13. Jahrhundert. Zu Leiden gab es an diesem Konzertabend allerdings nichts. Im Gegenteil. Einerseits zeichnen sich die zehn Sätze von «Stabat Mater» durch einen enormen Melodienreichtum aus und enthalten viele Elemente aus Rossinis Opern, andererseits boten die Mitwirkenden hervorragende Musikqualität. Das ist in Anbetracht der Grösse des Chors und der Tatsache, dass an diesem Projekt auch viele Personen mitmachten, die nicht Mitglieder des Konzertchors Uri, eines der beiden Altdorfer Männerchöre oder des Kammerorchesters Uri sind, keine Selbstverständlichkeit.

Konzertsaal Kirche

Die Musikerinnen und Musiker bildeten im vorderen Kirchenteil optisch eine gewaltige Wand. Und dieses Wand erwies sich als äusserst sensibel. Ob in den leisesten Pianissimo- oder in den mächtigsten Fortissimo-Sequenzen: Fast nie fiel die Qualität der Quantität zum Opfer. Einzig im Finale, als sich Orchester und Chor zum Höhepunkt musizierten, litt das Zusammenspiel ein wenig.

«Stabat Mater» ist ein geistliches Werk. Die Kirche eignet sich aber nicht nur aus inhaltlichen Gründen als Aufführungsort. Es ist fantastisch, wie sich die Klänge im hohen Kirchenraum entfalten und Stimmung verbreiten. Nach den eher trockenen Atmosphäre bei den Proben in der Aula Hage dürfte dies auch für die Teilnehmenden eindrücklich und zusätzliche Motivation gewesen sein.

Unglaubliche Ausdruckskraft

Die Krone auf diesen musikalischen Leckerbissen setzten die vier bekannten Solisten Madelaine Wibom (Sopran), Stefania Huonder (Alt), Constantin Nica (Tenor) und Alvin Muoth (Bass). Mit schier unglaublicher Leichtigkeit und Ausdruckskraft meisterten sie ihre Passagen, und Madelaine Wibom übertönte im glamourösen letzten Satz «In sempiterna saecula» mit ihrer glanzvollen Stimme gar Orchester und Chor. Ergreifend.

Der lange anhaltende Applaus und die stehenden Ovationen drückten aus, was die Konzertbesucherinnen und -besucher an diesem Abend empfanden. Es war ein echtes Konzerterlebnis, nicht nur für das Publikum, sondern auch für die Mitwirkenden. - Übrigens auch zu Rossinis Zeiten war dessen «Stabat Mater» ein Grosserfolg. Der französische Dichter Stendahl beispielsweise schrieb einmal: «Rossini, wenn Sie mit dieser Messe in der Hand an die Himmelstür klopfen, so wird Petrus trotz all Ihrer Sünden nicht umhin können, sie sogleich zu öffnen.»

Das Konzert «Stabat Mater» wurde auch am Sonntag, 4. Dezember, in der Pfarrkirche St. Martin, Altdorf, erfolgreich aufgeführt.


Markus Arnold


Meistgelesen

  • 01Uri lehnt Volksschulverordnung deutlich ab
  • 02Altdorf empfängt den Samichlaus
  • 03Spiringen sagt Ja zur Kunsteisbahn
  • 04«Rüchä Rock» vor ungewisser Zukunft
  • 05Innovationspark Gotthard erhält Baubewilligung
  • 06Wanderweg wegen Steinschlaggefahr gesperrt