Königs stehen, die zum Teil zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Am Donnerstag, 5. April, war die Vernissage in Bürglen.
«Das Wort Fan' im Titel der Sonderausstellung deutet bereits an, was für ein besonderes Verhältnis König Ludwig II. zu Wilhelm Tell hatte», sagte Erich Arnold, Konservator des Tell-Museums, anlässlich der Vernissage. «Der Märchenkönig' war nicht einfach nur interessiert am berühmten Urner Freiheitshelden, er war in einer fast überbordenden Weise begeistert von ihm.»
Zwei Mythen treffen sichZweimal hat denn der romantische König Bürglen besucht, um die Originalschauplätze von Friedrich Schillers Drama «Wilhelm Tell» kennen zu lernen. In der Sonderausstellung des Tell-Museums treffen so zwei Mythen aufeinander. «Auf der einen Seite steht der Märchenkönig' Ludwig II., der vor allem an der Kunst, der Literatur und den Schlössern interessiert war, auf der anderen Seite Wilhelm Tell, das grosse Symbol für die Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz», erklärte Erich Arnold. «Merkwürdig an dieser Begegnung ist die Begeisterung eines königlichen Herrschers für einen Freiheitshelden, der aus einfachen Verhältnissen stammt. Umgekehrt kann man, wie es Karl Iten nennt, eine tiefe Sehnsucht der Hirten nach einem König feststellen.» 1866 gab es nämlich, wie in der Ausstellung zu erfahren ist, ein Siebengeschlechtsbegehren, etwa vergleichbar mit einer heutigen Bürgerinitiative, mit welchem einige Urner Bürger König Ludwig II. zum Ehrenbürger des Kantons Uri machen wollten. «In Anerkennung seiner wahrhaft edlen Gesinnung gegen die Urschweiz und seiner tatsächlich bewiesenen besonderen Verehrung unseres Freiheitsgründers Wilhelm Tell», wie es in dem Begehren heisst. Zu einer Abstimmung an der Landsgemeinde kam es jedoch nie, denn von Seiten des Bundesrats wurde auf die Verfassung von 1848 verwiesen, in welcher es heisst: «Ausländern darf kein Kanton das Bürgerrecht erteilen, wenn sie nicht aus dem früheren Staatsbunde entlassen wurden.»
Kostbare Karaffe für ApfelkuchenIm Zentrum der Sonderausstellung stehen drei wertvolle Geschenke an Personen, welche der König auf seinen zwei Reisen in die Urkantone kennen gelernt hat. Zu sehen gibt es eine kostbare Schwanenkaraffe aus Kristallglas mit verziertem Henkel und Ausguss. Die Karaffe schenkte Ludwig II. der Wirtin des Restaurants Rössli in Brunnen, Nannette Fassbind. Sie war berühmt für ihren selbst gemachten Apfelkuchen. Als der König diesen auf Wunsch sogar einmal um drei Uhr morgens serviert bekam, liess er der Wirtin das wertvolle Geschenk zukommen. - Joseph Arnold, der Wirt des Hotels zum Schwarzen Löwen in Altdorf, erhielt für eine Auskunft eine goldene Krawattennadel mit Schmelzeinlagen in den bayrischen Landesfarben. König Ludwig II. hatte sich bei ihm erkundigt, ob der Surenenpass auch mit Kutsche befahrbar sei. Davon wurde ihm entschieden abgeraten. - Mehrmals besuchte der König von Brunnen aus das Rütli. Dem Pächter des Rütlis, Michael Aschwanden, schenkte er ein silbernes Trinkhorn als Dank für stundenlange Gespräche. Auch dieses Stück ist in der Sonderausstellung zu sehen.
Aquarell des HofmalersNebst den kostbaren Geschenken und dem Originaldokument des Siebengeschlechtsbegehrens, Leihgaben von Privaten, des Historischen Museums und des Staatsarchivs, findet sich in der Ausstellung auch ein Aquarell mit dem Titel «Bilder aus der Geschichte von Wilhelm Tell», welches König Ludwig II. von seinem Hofmaler Eduard Ille als Gobelinentwurf herstellen liess. Dieses Bild befindet sich seit 1956 im Besitz des Tell-Museums. Sechs Informationstafeln dokumentieren in Wort und Bild zusätzlich das Leben des «Märchenkönigs» und seiner Reisen in die Urkantone. Auf der zweiten Reise besuchte Ludwig II. zweimal den Maler Ernst Stückelberg, der zu dieser Zeit gerade die berühmten Bilder in der Tellskapelle schuf. Vier Kopfstudien zu diesen grossen Wandbildern bilden den fliessenden Übergang zur Dauerausstellung. «Die Konzeption dieser Sonderausstellung war hie und da aufwändig», sagte Erich Arnold an der Vernissage, «aber immer sehr spannend und mit viel Freude verbunden. Wir möchten damit gerne einen kleinen Beitrag leisten zur Aufwertung des Lebensraumes um den Urnersee.» Von Karfreitag bis Ostermontag öffnet das Tell-Museum seine Tore und ist ab Samstag, 28. April, wieder täglich geöffnet.
Stefan Arnold