Sportregion Andermatt-Gotthard: Ausbau Richtung Süden

Zusammenarbeit im Tourismus wird immer wichtiger. 1998 wurde aus einzelnen Berg- und Skihängen die Sportregion Andermatt-Gotthard. Urseren arbeitet neu im Tourismus über den Oberalp mit Sedrun und Disentis, aber auch mit Engelberg zusammen. Andermatt und Verbier vermarkten sich als ...
02.07.2000
d- und Skiregion gemeinsam. Der Bernhard-Russi-Run am Gemsstock ist eine der beliebtesten Abfahrten in den Alpen. Nun sind Gespräche über eine Zusammenarbeit zwischen der Ferienregion Gotthard-Oberalp und Airolo im Gange. Ein Beitrag aus dem Gespräch mit Alex Clapasson, Direktor der Andermatt Gotthard Sportbahnen AG.

Die Gäste wollen attraktive, zunehmend abwechslungsreiche Angebote und Dienstleistungen, die sie erfreuen, locken und unterhalten. Gastfreundschaft und Qualität im Tourismus sind
die Voraussetzungen, um als Ort aufgesucht zu werden. Das führt dazu, dass heute im Tourismus von Destinationen gesprochen wird im Sinne von ganzheitlichen und ergänzenden, übergreifenden Angeboten für Ferien und Freizeit. Das führt dazu, dass sich Ferienorte, Verkehrsvereine und Transportunternehmungen neu orientieren müssen, Partneschaften suchen und eingehen, Strukturen überdenken und erneuern, um dann gemeinsam Stärken mit attraktiven Angeboten und verlockenden Dienstleistungen anzubieten. Schliesslich sind auch im unternehmerischen Sinne Infrastrukturen auszulasten und Synergien zu nutzen, denn am Schluss sprechen Zahlen ...
Die Entwicklung heute im Tourismus erleben wir am Beispiel im Urserental. 1998 haben sich die Sportbahnen Andermatt-Nätschen-Gütsch und die Luftseilbahn Andermatt-Gemsstock zur Andermatt Gotthard Sportbahnen AG (AGS) zusammengeschlossen. «Das ist ein wichtiger Teil der Zukunft», bekräftigt Alex Clapasson, Direktor der Andermatt Gotthard Sportbahnen AG. «Synergien kommen zum Tragen, die Effizienz ist für alle und alles besser, Doppelspurigkeiten lassen sich verhindern, und Events wirken koordiniert auf das ganze Tal. Das hilft den Unternehmen und dient den Gästen.»

Durchschnittlicher Winter 1999/2000 in Andermatt

Der erste gemeinsame Winter in Andermatt war ausserordentlich hart und im Frühling 1999 zu schneereich. Lawinengefahr, gesperrte Strassen, und der Umsatzeinbruch in der Hauptsaison 1998/99 konnte nicht mehr wettgemacht werden. Nun hat die Andermatt Gotthard Sportbahnen AG eine durchschnittliche Wintersaison 1999/2000 hinter sich. Alex Clapasson, Direktor der Andermatt Gotthard Sportbahnen AG: «Der Beginn der Wintersaison 1999/2000 war harzig, im November und Dezember extrem schlecht. Im Frühling der Wintersaison 1998/99 war es der ausserordentliche Schneefall und in der Wintersaison 1999/2000 der Sturm Lothar, die uns einen Strich durch die Rechnung gemacht haben. Aber der Verkehrsertrag im Januar, Februar und März dieses Jahres war gut, gar überdurchschnittlich gut im April. Was heisst das? Wir leben vom Wintersport, und der Wintersport ist extrem abhängig vom Wetter. 1999 haben uns der ausserordentliche Schneefall im Frühling und der Sturm im Dezember Löcher in die Kasse geschlagen.» Und er belegt diese launischen Unberechenbarkeiten mit Zahlen. Der Verkehrsertrag der Andermatt Gotthard Sportbahnen lag im Dezember 1998 bei 1,2 Millonen, im Dezember 1999 («Lothar») bei 486 000 Franken. Oder: Der Verkehrsertrag im Februar 1999 (Lawinengefahr) ergab 524 000, im Februar dieses Jahr aber 1,12 Millionen Franken. Diese Zahlen sprechen für sich ...
«Man kann nicht regelmässig ein ausgeglichenes, positives Ergebnis erreichen beziehungsweise kalkulieren», meint Alex Clapasson. Und wildes, schlechtes Wetter verursacht beispielsweise im Pistendienst noch einen bedeutend grösseren Aufwand. Die Sportbahnen Andermatt Gotthard AG hat nach Fachempfehlung für Rechnungslegung (FER) eine neue Buchhaltungsregel eingeführt, wonach jährlich unabhängig vom Rechnungsergebnis ein fester Abschreibungssatz (1,6 Millionen Franken) gilt. Dieses Jahr rechnet man bei den Sportbahnen in Andermatt mit einem Verlustvortrag von rund 500 000 Franken.

2 800 Saisonkarten

Erfreulich für die Region ist die Entwicklung des Saisonkartenverkaufs. Waren es früher 600 bis 700 Saisonkarten total, sind es heute um 2 800, davon 2 500 Saisonkarten an Urnerinnen und Urner, viermal mehr als vor fünf Jahren. «Der Boom auf die Saisonkarten ist grösser, als ich gedacht habe. Ich hatte mit einer guten Verdoppelung gerechnet», meint Alex Clapasson. Und die Sportbahnen Andermatt Gotthard sind zuversichtlich, dass auch der Bus als Zubringer aus dem Urnerland in der kommenden Wintersaison wieder angeboten werden kann.

Ferienregion Gotthard-Oberalp

Die touristische Zusammenarbeit in der Region Urseren ist mittlerweile erweitert worden. Heute spricht man von der Ferienregion Gotthard-Oberalp. Der neue Wintersportpass (für drei bis 14 Tage) bietet 166 Kilometer Pisten und Abfahrten aller Schwierigkeitsgrade und 34 Anlagen zwischen Andermatt, Sedrun und Disentis. In den Wintersportpässen ist die unbeschränkte Fahrt mit der Furka-Oberalp-Bahn (FO) zwischen Realp und Disentis inbegriffen. In der vergangenen Wintersaison konnte der Billett-umsatz gegenüber 1998/99 um 60 Prozent gesteigert werden. Und diese Zusammenarbeit im Skigebiet Urserental, Oberalp, Sedrun und Disentis soll noch vertieft und ausgebaut werden.

Ausbau mit Airolo

Zurzeit sind Gespräche im Gange, die touristische Zusammenarbeit der Ferienregion Gotthard-Oberalp auch Richtung Süden auszubauen das heisst um eine Tessiner Station zu erweitern. Eine Zusammenarbeit mit der Ferien- und Skiregion Airolo hat für Alex Clapasson viele positive Aspekte, um gemeinsam das touristische Potenzial noch besser anbieten, vermarkten und nutzen zu können, das ganz im Sinne heutiger Ferien- und Freizeitwünsche. Dem zu Grunde liegt auch der Entscheid, den Lukmanierpass neu im Winter offen zu halten, was der Region Gotthard-Oberalp einen neuen Zugang aus dem Süden erschliesst.
Seit einiger Zeit gibt es eine spezielle Zusammenarbeit mit Engelberg, die geschätzt und auch genutzt wird, wie Alex Clapasson betont. Es werden gegenseitig die Saisonkarten zu günstigeren Tageskartenpreisen angerechnet. Die Einführung eines Zentralschweizer Ski- oder Winterpasses ist alledings heute kein Thema.

Events: das Mittel im Marketing

Zusammenarbeit in der Region ist die eine touristische Strategie, der Ausbau der Zusammenarbeiten mit Unternehmungen die andere. So hat sich beispielsweise Mammut, eine Firma, die in den Bereichen Seil- und Hebetechnik sowie Bergsport tätig ist, mit Andermatt und Verbier partnerschaftlich organisiert: Präsentation von Mammut in Verbier und Andermatt mit entsprechenden Events auf der einen, unternehmerische Plattform für die beiden Sportregionen auf der anderen Seite. Alex Clapasson will derartige Zusammenarbeiten mit gegenseitiger Vermarktung und Kommunikation ausbauen. Die Konzentration im Marketing ist die andere Strategie der touristischen Entwicklung.
Und die Mittel im Marketing heute heissen Events. Gemeint sind Begebenheiten, Veranstaltungen, Aktivitäten, Aufmerksamkeit. So macht Andermatt mit Engelberg und Sörenberg beim Sunset Fun Race mit, dem Skiboarding in the Centre of Switzerland, unterstützt durch Firmensponsoring. Es geht um ein Rennen mit Massenstart auf dem Gütsch. Die Strecke mit Hindernissen und Toren, die ohne Stöcke und mit kurzen Skis bis zu einer Länge von 99,99 Zentimetern (Skiboards) zu absolvieren ist, führt bis ins Dorf Andermatt. Zum Sunset Fun Race gehören Partytime, Demos und Skitest ... Das war erstmals in diesem Jahr, und Sunset Fun Race wird es auch im Jahr 2001 wieder geben. Andere Events in Andermatt sind beispielsweise der Carving-Cup, das Familienskirennen des Zentralschweizerischen Skiverbandes (2001 werden bis zu 500 Personen erwartet), der Boarder Cross, das World Tour Freeskiing, die Freestyle-Rennen um den Schweizer Cup (wie Zermatt, Arosa oder Hoch-Ybrig) oder der traditionelle Gemsstock-Riesenslalom. Und zunehmend der Anziehungspunkt für Andermatt ist der Bernhard-Russi-Run. Die Andermatt Gotthard Sportbahnen stellen sich aber auch als Dienstleister für Skirennen zur Verfügung. Alex Clapasson erwähnt im Zusammenhang mit den Events und Dienstleistungsangeboten unter anderem die sehr gute Zusammenarbeit mit dem SC Gotthard Andermatt. «Wir helfen uns gegenseitige. Als Unternehmen können wir junge Sportlerinnen und Sportler unterstützen und die Infrastruktur zur Verfügung halten. Im Gegenzug leistet der Klub Support bei Veranstaltungen.»

Trekking am Gemsstock

Die Mittelstation Gurschen liegt auf 2 200 Meter über Meer, der Gemsstock ist fast 3 000 Meter hoch. So ist für dieses relativ hoch gelegenen Gebiet die Sommersaison kurz. Der Gemsstock ist im Sommer kein ausgesprochenes Wandergebiet, sondern ein Trekking-Gelände. Ausserdem steht die Luftseilbahn in Andermatt - im Vergleich zu anderen Orten - in Konkurrenz zu den Alpenpässen, die man per Auto, Bus, Töff oder Velo erreichen kann, um zu Aussichtspunkten zu gelangen. Demnach ist in dieser Zeit auch kein «Grossaufmarsch» zu erwarten, wie es Alex Clapasson benennt. Oft begangen werde der Waldlehrpfad. «Aber wir können nicht morgen eine Rodelbahn einrichten, wenn man auf Grund der Höhenlage Kappen und Handschuhe anziehen muss.» Dennoch sind es im Sommer zwischen 15 000 und 20 000 Fahrgäste, die 5 Prozent des Gesamtertrages ergeben. Die Gemsstockbahn wird an diesem Wochenende den Sommerbetrieb (bis Mitte Oktober) aufnehmen. «Wir wollen auch im Sommer der touristische Partner sein für die Hotellerie und Parahotellerie des Tales, obwohl sich Aufwand und Ertrag quasi aufheben», bekräftigt Alex Clapasson.

Erich Herger


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