Steinige Kunst aus Hospental

Am Montagabend, 16. Dezember, wurde im Verkehrsbüro in Andermatt die Ausstellung «Steinige Kunst» von Gedeon Regli, dem Stein- und Bildhauer aus Hospental, eröffnet. Die Ausstellung dauert bis am 20. April. Astrid Nager hat fürs «Urner Wochenblatt» dem Künstler beim Gestalten der ...
17.12.2002
g über die Schultern geschaut und sich mit ihm über seine Arbeiten unterhalten.

Es ist der 12. Dezember: Gedeon Regli, von Beruf Stein- und Bildhauer, ist beinahe fertig mit dem Aufstellen seiner «Steinigen Kunst». In der Austellung stösst man auf Gebilde aus Granit, ein Stein der unsere Region prägt (darin zu finden sind Feldspat, Quarz, Glimmer und Gneis). Granit ist der Harte, Dauerhafte. Ein zweites Gestein ist der Serpentin, ein edler Stein - wunderschön in seiner grünen Farbe. Serpentinvorkommen gibt es in unterschiedlichen Linsen verschiedener Grösse in den nördlichen Hüllengneisen des Gotthardmassivs: vom weichen Talkschiefer, über Speckstein bis hin zum bekannten zähen Gotthardserpentin. Zum Dritten finden sie auch Figuren aus weissem Marmor von Carrara in der Toskana. Dieses wohl berühmteste Gestein in der Bildhauerei fasziniert vor allem durch seine Reinheit.

Kraft und Reinheit der Steine

«Es fehlt nur noch die Liegende' - eine Frau, zirka 80 bis 90 Kilogramm schwer und eine Länge von einem Meter», erklärt mir der Künstler Gedeon Regli. Ich bewundere diese Kraft und Reinheit, die von diesen Steinen ausgeht. Einzelne Stücke sind im Einklang verbunden mit Messing oder Marmor, sogar 18 Karat Gold findet man darauf. Auf die Frage, woher er sich diese Steine hauptsächlich beschaffe meint Gedeon Regli : «Die einheimischen Steine wie Serpentin und Speckstein werden schon seit Generationen vor allem im eigenen Steinbruch auf der Kemmletten abgebaut. Die Torsos sind aus Marmor, der aus dem Ausland stammt.» Bei der Aussage «seit Generationen» werde ich aufmerksam und der Künstler erlaubt mir einen Blick in die Vergangenheit. «Unserer Familie ist bereits in der siebten Generation als Steinhauer tätig. Im Moment macht mein Sohn Gedeon die Lehre als Steinhauer. Diese handwerkliche Tätigkeit lässt sich in der Familie Regli bis ins Jahr 1671 zurück verfolgen. In früheren Zeiten wurden vor allem Öfen hergestellt. Mit der Zeit wurde der Betrieb erweitert. Später, zusammen mit meinem Vater erwarben wir den Serpentinsteinbruch und das Werk auf der Kemmletten oberhalb von Hospental. Heute verteilen sich die Arbeitsaufträge auf Steinhauerarbeiten am Bau, Treppen, Böden, Wandverkleidungen, Fenster- und Türeinfassungen, Küchenabdeckungen, Restaurationsarbeiten bei historischen Gebäuden, Grabdenkmalkunst und Grabgestaltung.» Weiter vernehme ich, dass zurzeit drei Festangestellte und ein Lehrling in der Firma beschäftigt werden. Für die Berufschule muss der Lehrling jeweils an einem Tag pro Woche in St. Gallen oder Bern besuchen. Die Lehre als Steinmetz dauert vier Jahre, zur Weiterbildung kann anschliessend die Kunstgewerbeschule oder eine Bildhauerschule besucht werden. Und voller Überzeugung fügt Gedeon Regli bei: «Als Vorraussetzung braucht es sicherlich handwerkliches Geschick, eine gute Auffassungsgabe, eine künstlerische Ader und natürlich die Freude an Steinen.»

Vererbung?

Mit einem Augenzwinkern gebe ich zu verstehen, dass diese Fähigkeiten wohl vererbt würden. Da lacht Gedeon Regli: «Ja , das wird schon so sein!» - Doch zurück zur Ausstellung. Auf die Frage, wie es überhaupt zu dieser Ausstellung gekommen sei, verrät Gedeon Regli mit verschmitztem Lächeln: «Ja, eigentlich hatte meine Frau die Idee, damit es im Büro endlich wieder Platz gibt. Doch auch von anderer Seite wurde ich schon angefragt, und nun ist es soweit, die Ausstellung ist da.» Die kleineren Sachen, wie zum Beispiel Kerzenständer, seien zu Hause gelassen worden, da sie nicht in diese Ausstellung passten. Da ich persönlich auch das gerne sehen würde, nehme mir vor, einmal die Werkstatt in Hospental zu besuchen. - Draussen ist es schon dunkel und ich bedanke mich bei Gedeon Regli für das Gespräch und den Einblick in sein künstlerisches Schaffen.

Astrid Nager


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