Direkt an der Klausenpassstrasse soll sie dereinst stehen: die grösste Alpkäserei der Schweiz. Während der Sommermonate will man dort die frische Alpmilch zu rund 100 Tonnen Käse verarbeiten. Im Sennereiladen könnte dann der frische Alpkäse verkauft werden - dazu auch Alpspezialitäten vom Urnerboden. Touristengruppen könnten das Handwerk auf dem Urnerboden aus nächster Nähe beobachten.
Das ist die Vision der Älpler auf dem Urnerboden. 2014 könnte diese Vision Tatsache werden. «Ein Projekt, das Heimbetriebe stärkt und zum Erhalt der Alpwirtschaft auf dem Urnerboden massgebend beiträgt», ist Toni Gisler, Präsident der Alpsennengenossenschaft Urnerboden, überzeugt. Rund 50 Älpler stehen hinter dem Projekt und haben bereits die nötigen Milchlieferverträge unterzeichnet. Der Standort zwischen dem Feuerwehrlokal und der Strasse aufs Port scheint am besten für die Alpkäserei geeignet. Die Pläne für den Bau sind bereits überarbeitet und optimiert worden. «Jetzt können wir mit der Detailplanung beginnen», erklärt Toni Gisler. Das Engagement der Arbeitsgruppe ist enorm. Was jetzt noch fehlt: das Geld.
Dividende in Form von AlpkäseNoch in diesem Jahr soll die Alpkäserei Urnerboden AG gegründet werden. Mit der Aktiengesellschaft will man das Projekt finanzieren. Zwischen 5,5 und 6,5 Millionen Franken sind dazu nötig. Einen Teil der Finanzierung bringen die Älpler mit Eigenmitteln auf. Doch das reicht nicht: «Wir sind auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. Nur so kann das Projekt überhaupt realisiert werden», appelliert Toni Gisler.
Gestern Dienstag, 12. April, hat die Suche nach Gönnern und Aktionären begonnen. Wer die Alpkäserei Urnerboden unterstützen will, kann eine Absichtserklärung für Namenaktien à 500 Franken unterzeichnen. «Damit leistet jeder auch einen symbolischen Beitrag zum Erhalt unserer Alpen», sagt Toni Gisler. Wer Namensaktien erwirbt, erhält nach einer gewissen Betriebszeit eine Dividende in Form von Alpkäse, verspricht er. Um die Aktionärs- und Gönnersuche anzukurbeln und Informationen zum Projekt zu verbreiten, haben die Älpler jetzt eine Webseite (www.alpkäserei-urnerboden.ch) und einen Flyer lanciert. Zusätzlich zu den Aktien sind die Verantwortlichen auf die finanzielle Unterstützung von Bund und Kanton angewiesen. «Diesbezüglich steht noch ein Grundsatzentscheid aus», erklärt Toni Gisler. Er ist optimistisch, dass dieser Entscheid noch in diesem Herbst zugunsten der Älpler gefällt wird. Sollte die finanzielle Unterstützung zugesichert werden, braucht es nur noch den definitiven Entscheid der Älpler. Dann steht der Alpkäserei Urnerboden AG nichts mehr im Weg.
Keine Einsprachen zu UmzonungBis aber die Alpkäserei gebaut werden kann, muss die Alpsennengenossenschaft noch einige Hürden überwinden. So muss die Parzelle, auf der die Käserei errichtet werden soll, als Sondernutzungszone bestimmt werden. Der Gemeinderat Spiringen hat im vergangenen Dezember die Einzonung der Sondernutzungszone Port ohne Änderung genehmigt. Auch während der öffentlichen Auflage des Zonenplans hat es keine Einsprachen zu dieser Parzelle gegeben. Noch steht aber der endgültige Entscheid über den Zonenplan durch die Gemeindeversammlung und den Kanton aus. Auch hier ist Toni Gisler überzeugt: «Ich bin optimistisch, dass es keine Probleme bei dieser Umzonung geben wird.»
Zwar ist es noch ein weiter Weg bis die Alpkäselaibe zum Verkauf bereitstehen. Doch bereits heute beschäftigt sich die Alpsennengenossenschaft mit der Suche eines Käsekellers. Bis zu 3000 Laibe könnten in der Alpkäserei gelagert werden. Doch was geschieht mit dem Rest?
Noch immer wird nach geeigneten Lagerräumen in Uri gesucht. Sollte bis zum Produktionsbeginn kein geeigneter Platz gefunden werden, wollen sich die Älpler in bestehende Käsekeller einmieten. Auch ist die Genossenschaft bereits heute auf der Suche nach Abnehmerinnen und Abnehmern für ihren Urnerboden-Alpkäse. Denn 60 Prozent des Alpkäses soll künftig durch Grossverteilerinnen und Grossverteiler ausserhalb des Kantons Uri abgesetzt werden. «Gute Gespräche haben wir bereits mit Elsa-Mifroma geführt», betont Toni Gisler. Demnach soll das Produktionsunternehmen der Migros-Gemeinschaft reges Interesse am Alpkäse vom Urnerboden zeigen. «Auch sind wir mit zwei grossen Käsehändlern im Gespräch», verrät er. Toni Gisler ist guten Mutes, dass der Alpkäse Urnerboden dereinst zu einem fairen Preis abgesetzt werden kann.
Martina Regli