Es scheint wie verhext zu sein: Fast jedes Mal, wenn das Schweizer Fernsehen im Kanton Uri eine Livesendung produziert, öffnet der Himmel seine Schleusen, und das jeweils nicht zu knapp. Erst vor zwei Jahren, als «Bsuech in» im Urner Hauptort gastierte, begann es während der Sendung wie aus Kübeln zu schütten. Ähnliches geschah vor einigen Jahren bei einem Gastspiel des «Donnschtig-Jass» in Bürglen. Bei der Ausstrahlung des Jass-Evergreens aus Schattdorf hatte Petrus abermals alles andere als seinen besten Tag. Nachdem bereits die nachmittägliche Hauptprobe völlig verregnet worden war, schwante den Verantwortlichen für den Abend nichts Gutes. Aber es kam letztlich halb so schlimm, denn etwa in der Mitte der Sendung wurde der Regen plötzlich wie von Geisterhand abgestellt.
Spezielles «Aufwärmprogramm»Was am Bildschirm nicht zu sehen war: Den Zuschauerinnen und Zuschauern vor Ort wurden rund 20 Minuten vor Sendebeginn von Moderatorin Monika Fasnacht und vom Produktionsleiter verschiedene Instruktionen zum richtigen Verhalten während der Sendung erteilt. Dazu gehörte unter anderem die Weisung, nicht herumzulaufen und keinesfalls in die Kameras zu winken. Weil die Leute vom Leutschenbach offenbar befürchteten, der Applauspegel könnte wegen der garstigen Witterung allenfalls etwas gar mickrig ausfallen, kamen die Anwesenden in den Genuss eines kleinen Technikkurses in Sachen Klatschen mit Schirm. Die ganze Übung musste mehrfach wiederholt werden, bis die Tonverantwortlichen mit den erreichten Dezibel zufrieden waren.
Gute Stimmung herrschte im eigens erstellten Village rund um den Dorfplatz bereits, bevor es so richtig ernst galt, nicht zuletzt dank eines amüsanten Kurzauftritts des Komikerduos Suter & Pfändler, quasi ein Zückerchen im Hinblick auf das, was später von den beiden noch folgen sollte. Die Sendung selber lief nach dem bewährten, seit 20 Jahren nur geringfügig geänderten Konzept ab. Zu den Highlights gehörten - nebst den Jassrunden, aus denen Gusti Scheiber als Tagessieger hervorging - die Auftritte von Schlagerstar Leonard als Holzhacker und «Hau-den-Lukas»-Akteur beziehungsweise Trumpfbestimmer sowie derjenige der Ländlerformation Echo vom Poschtsack, zu deren Klängen eine Gruppe Jugendlicher gekonnt das Tanzbein schwang.
Beste Werbung für Schattdorf und UriGemäss Schätzungen der Organisatoren vermochte das rund um den «Donnschtig-Jass» inszenierte Dorffest, dessen Programm bis Mitternacht dauerte, gegen 1700 Besucherinnen und Besucher anzulocken, darunter zirka 100 Gäste aus Wil und Weinfelden, deren «Könige» den nächsten Austragungsort ausjassten. Kein Wunder, zog der lokale OK-Chef René Zgraggen eine positive Bilanz: «Der Aufmarsch hat mich angenehm überrascht, zumal das Wetter alles andere als einladend war. Auch die Stimmung war ganz toll. Ich bin überzeugt, diese gelungene Sendung wird für Schattdorf und die Ferienregion Uri im Allgemeinen landesweit eine positive Ausstrahlung haben.» Der Jass-Klassiker verzeichnet in der Regel Einschaltquoten, die im Bereich von 700'000 bis 800'000 Zuschauerinnen und Zuschauern liegen, was für den Sommer einen absoluten Spitzenwert darstellt.
Aufwändige GrossproduktionDer Aufwand, der für die knapp einstündige Livesendung im Vorfeld betrieben werden musste, war enorm. Bereits am Freitag vergangener Woche fand eine ausgedehnte Rekognoszierung für das Ortsporträt statt. Dieses wurde dann am Sonntag gedreht. Aus dem mehrstündigen Filmmaterial wurde schliesslich ein 2,5-minütiger Beitrag zusammen geschnitten. Dazu benötigte eine eigens dafür eingesetzte Fernsehcrew mehrere Tage.
Der Dorfkern in Schattdorf wurde bereits drei Tage vor der Sendung für jeglichen Verkehr gesperrt. Dies einerseits aus Sicherheitsgründen und anderseits, weil genügend Platz benötigt wurde, um die Infrastruktur aufzustellen, in deren Zentrum das wohl fast allen Schweizer Fernsehzuschauern bestens bekannte Jasszelt stand. Laut Angaben von René Zgraggen, der beim Aufbau zusammen mit weiteren OK-Mitgliedern und sonstigen Helfern tatkräftig unterstützte, standen in den Tagen vor der Sendung bis zu 60 Leute gleichzeitig im Einsatz, etwa drei Viertel davon allein vom Fernsehen.
Urs Hanhart