Abschlussparty in Zürich. Zwei ganze Tischreihen besetzen die beiden Urner Teams mit ihren Betreuern und Fans im Innenhof des Landesmuseums, wo ein grosses Festzelt steht. Prozentual zur Bevölkerungszahl dürften die Urner am besten vertreten sein, denn insgesamt waren 43 Equipen am Start der Jungfrau-Stafette, mehr als 600 Sportlerinnen und Sportler. Die Urner sind ein stafettenverrücktes Volk, das hat sich einmal mehr gezeigt.
Mit Muskel- und MotorenkraftDie Jungfrau-Stafette hatte ihre Erstauflage 1931 erlebt. Mit Muskelkraft und mit Hilfe der damals modernen, technischen Errungenschaften wie Flugzeug, Motorrad und Automobil galt es, die 530 Kilometer möglichst schnell hinter sich zu bringen. Der Streckenrekord datiert aus dem Jahr 1939: 7 Stunden, 17 Minuten und 45 Sekunden. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges endete die Geschichte der Jungfrau-Stafette - für 68 Jahre.
Historische Flugzeuge blieben am Boden Bernhard Brägger, der Organisator der Klausenrennen-Memorials und viele Jahre im Kanton Uri wohnhaft, war es schliesslich, der das gesamtschweizerische Spektakel wieder zum Leben erweckte. Am vergangenen Samstag, 2. Juni, frühmorgens um 7.00 Uhr erfolgte der Startschuss durch Schirmherr Adolf Ogi in Zürich. Wie bei der Premiere 1931 spielte das Wetter nicht mit, und die historischen Flugzeuge mussten - bis auf einen kleinen Showflug beim Flugplatz Birrfeld - am Boden bleiben. Es wäre der emotionale Höhepunkt der Veranstaltung gewesen, wenn sich die alten Maschinen auf 3500 Meter Höhe gequält und beim Jungfraujoch den Stafettenstab abgeworfen hätten.
Auch die zweite Flugdisziplin, der Gleitschirmflug von der Fiescheralp nach Fiesch, musste abgesagt werden. Die Sicherheit ging vor. Die dreiköpfige Jury - mit dabei auch der Urner Bruno Zwyssig - hatte an diesem Tag schnelle und wichtige Entscheide zu treffen.
Duell Russi - TreschDie Stafette war ein Zusammentreffen ehemaliger und aktiver Sportcracks, Prominenter und Hobbysportler: Markus Ryffel, Viktor Röthlin, Urs Freuler, Thomas Frischknecht, Evelyne Leu, Franz Heinzer, Marco Cortesi, Michel Jordi, Peter Brabeck und wie sie alle hiessen, liessen sich das Spektakel nicht entgehen. Allein das Team Uri Urner Kantonalbank hatte in seinen Reihen drei Weltmeis-ter: Bruno Risi, Paul Looser und Bernhard Russi, wobei Letztgenannter aufgrund einer Verletzung durch seinen Sohn Jan Russi ersetzt wurde. Auch beim Team Uri Urner Wochenblatt musste der ehemalige Skistar Walter Tresch verletzungsbedingt Forfait geben. Sohn Harry Tresch schnallte sich die Völkl-Skis unter die Füsse. Das Duell Russi - Tresch, das Jan Russi für sich entschied, fand somit trotzdem statt, wobei bei der Disziplin Skifahren ein echter Vergleich der sportlichen Leistung nicht möglich war: Während sich die ersten Fahrer noch im Hochschnee herunterkämpfen mussten, konnten es die später Gestarteten auf der entstandenen «Piste» fahren lassen.
2.25 Minuten fehltenDas Team Urner Kantonalbank startete furios. Läufer Ivan Gisler über-gab als Vierter - praktisch zeitgleich mit dem Etappensieger Rolf Rüfenacht - an Radfahrer Bruno Risi. Er und Markus Zberg, der für das GK-Racing-Team startete, machten mächtig Tempo und liessen gar Franco Marvulli, der ebenfalls zeitgleich starten konnte, stehen. Etappensieger wurde Bruno Risi, knapp vor Markus Zberg. Jan Russi und Gletscherläufer Alois Marty konnten anschliessend den 2. Gesamtrang halten, ebenfalls Bergläufer André Marti, der die Etappe in 51.55 Minuten zurücklegte und somit Tagesbestzeit erzielte. Er nahm dem Zweitplatzierten 20,5 Sekunden ab.
Die Downhill-Biker hatten es besonders schwierig: Im Schneematsch und Schlamm ging es auf der steilen Holperpiste von der Fiescheralp hinunter nach Fiesch. Paul Looser, der nach dieser Abfahrt direkt zu einem wichtigen Radballspiel reisen musste, verlor auf die Downhill-Profis René Wildhaber oder Guido Tschugg rund 12 Minuten. Christian Holzgang und Ernst Marty auf dem Motorrad respektive mit dem Oldtimer-Sportwagen büssten kaum Zeit ein, und schliesslich zeigten Bruno Risi und Ivan Gisler mit der dritt- respektive viertbesten Zeit nochmals ihr grosses Können auf. Am Schluss belegte das UKB-Team mit dem knappen Rückstand von 2.25 Minuten den 4. Schlussrang.
Team Urner Wochenblatt auf Rang 7Toni Zbinden vom Team Urner Wochenblatt übergab nach dem Startlauf mit einem Rückstand von 10 Minuten an Ivan Planzer, der mit dem Rennrad Platz um Platz gutmachte. In der Folge bewegte sich das Team mit Skifahrer Harry Tresch, Gletscherläufer Benedikt Arnold, Bergläufer Marcel Hengartner, Downhill-Pilot Patrik Gisler, Motorradfahrer Bernhard Hess, Oldtimerfahrer Emilio Baldini sowie wiederum Ivan Planzer und Toni Zbinden zwischen dem 12. und 6. Rang. Als siebtbeste Mannschaft kam das Team Urner Wochenblatt schliesslich wieder in Zürich an.
Da die Urner nicht nur ein stafet-
ten-, sondern auch ein festfreudiges Volk sind, wurden die beiden guten Resultate in Zürich natürlich dementsprechend gefeiert.
Markus Arnold