Der Besuch in Uri fügte sich in die Reihe mehrerer Anlässe in der Schweiz. Der Chef der Schweizer Armee, Korpskommandant Christophe Keckeis, informierte über die Entwicklung der Armee und unterhielt sich mit rund 50 Persönlichkeiten aus Politik, Militär, Wirtschaft, Kirche und Kultur des Kantons Uri. Die Armee durchdringe die Gesellschaft nicht mehr gleich wie noch vor wenigen Jahren.
Noch 170 ArbeitsplätzeDie Schweiz hat zwei grosse Armeereformen hinter sich. Für Uri war der Verlust der Zeughäuser und die Umgliederung des Festungswachtkorps hart. Zahlreiche Arbeitsplätze gingen verloren. Heute sind es noch total 170 Arbeitsplätze der Armee. Es sind aber auch Zugeständnisse gemacht worden, wie Regierungsrat Josef Dittli einleitend ausführte.
In Uri ist das Kompetenzzentrum des Gebirgsdienstes, der Armeesportstützpunkt, ein Infrastrukturzentrum und das Kommando der Territorialregion 3. Das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) hat auch - entgegen ursprünglichen Absichten - einen Teil des Waffenplatzes in Andermatt für das Tourismusresort von Samih Sawiris zur Verfügung gestellt.
Christophe Keckeis schätzt die Initiative: «Uri ist ein zuversichtlicher Kanton, der seine Zukunft aktiv gestaltet und sein Glück, auch wenn die Umstände manchmal schwierig sind, selber in die Hand nimmt.» Er nannte insbesondere die Neat, die Inselschüttungen in Flüelen, das Tourismusprojekt in Andermatt, die Modellregion Göschenen und die Abstimmungsergebnisse in Realp. Die Zusammenarbeit mit Uri sei auch in der schwierigen Zeit des Abbaus immer von einem konstruktiven Geist geprägt gewesen. Christophe Keckeis dankte dafür. Ihm gefiel auch, dass 2006 in Uri 75 Prozent der Stellungspflichtigen diensttauglich sind. Und ihn stört es, dass es im Kanton Zürich nur 52 Prozent sind.
Bedrohung:Spardruck und Extremismus«Die Armee muss ganz massiv sparen, und dieser Druck wird weiter auf der Armee lasten.» Der Korpskommandant setzt hier ein Fragezeichen und gibt die Antwort rethorisch offen: «Stimmen Auftrag und Ressourcen noch? 1990 hat der Anteil der Landesverteidigung an den Gesamtausgaben des Bundes über 19 Prozent betragen. Heute sind es knapp 7 Prozent. Jeder Haushalt der Schweiz ist besser versichert als der Staat selbst.» Dabei habe die Bedrohung nicht abgenommen, sie habe sich nur verlagert. In zahlreichen europäischen Staaten stosse die Wohlfahrt an Grenzen. Und Christophe Keckeis fragt, wie stabil denn wirklich alles sei. Rund 30 Staaten könnten Atomwaffen herstellen. Und auch viele Extremistengruppen würden mit allem experimentieren, was Tod und Verwüstung bringe. Illegal werde mit radioaktivem Material gehandelt. «Wozu? Ich bin sicher, dass sich Anschläge in dieser Grössenordnung ereignen werden», sagt Christophe Keckeis. «Die Schweizer Armee muss auf den gefährlichsten Fall ausgerichtet und für den wahrscheinlichsten Fall aufgestellt sein.»
Erich Herger