fentlichten Alphornmelodien knüpfen zum grossen Teil am traditionellen Stil der Alphornliteratur an. Eine Weiterentwicklung ist aber unverkennbar.Das Alphorn gehört zu unserer urtümlichen, eigenen Volkskultur. Die klangliche Fähigkeit dieses Instruments, weite Distanzen zu überwinden, wurde von den Hirten genutzt, um ihr Vieh anzulocken, aber auch Botschaften von Alp zu Alp zu übermitteln. Deshalb darf das Alphorn in seiner Urform wohl mit Recht als «Werkzeug» der Hirten bezeichnet werden.
Alles, was lebt, verändert sichSowohl das Alphorn als Instrument als auch das Spiel auf dem Alphorn war und ist es heute mehr denn je dem Wandel der Zeit unterworfen. Neben der auf Kuhreihen und Signalen basierenden traditionellen Alphornmusik gibt es heute ein breites Spektrum an Literatur für Alphorn. In jüngerer Zeit wenden sich immer mehr auch Blasmusikanten dem Alphorn zu. Mit verschiedener Blas- und Artikulationstechnik, die der Blechbläser bereits mitbringt, ist es möglich, der musikalischen Stilrichtung des Alphorns zu einer viel breiteren Palette zu verhelfen. Dass auch experimentiert wird, ist nicht zu vermeiden, zeigt aber andererseits die Lebendigkeit dieses bekannten unbekannten Instrumentes. Die Vereinigung «Alphorn in Concert» schreibt zur Bereicherung der Alphornliteratur bereits schon Kompositionswettbewerbe aus, um den Alphornbläserinnen -und bläsern dereinst die Möglichkeit zu geben, sich von einem Blasorchester begleiten zu lassen.
Zwei Urner KomponistenIm Kanton Uri hat es natürlich schon immer gute Alphornbläser gegeben, die ihre persönlichen Stimmungen und Empfindungen in Form von Alphornmelodien zu Papier brachten. Davon zeugen die vielen bekannten Stücke von Urner Komponisten, die auch regelmässig an Jodlerfesten aufgeführt werden. Viel grösser dürfte aber die «Dunkelziffer» von Stücken sein, die in irgendeiner Schublade oder Alphorntasche versteckt sind und damit ohne Chance, je einmal öffentlich aufgeführt zu werden.
Um diesem Umstand abzuhelfen, wagen die beiden Urner Komponisten Toni Mulle und Edwin Gutjahr einen ungewöhnlichen Schritt, indem sie ihre Kompositionen in einem Heft der Öffentlichkeit bekannt machen. Da bis heute noch kein professioneller Verlag an Alphornliteratur interessiert ist - die Auflagen sind zu klein, um einen nennenswerten Gewinn zu erbringen -, sind die beiden Urner gezwungen, ihre Werke im Selbstverlag herauszugeben.
Toni Mulle, Jahrgang 1940, heute Feuerwehrinspektor im Ruhestand, ist zeit seines Lebens eng mit der Blasmusik verbunden. Viele Jahre lang war er Mitglied der Musikgesellschaft Schattdorf. In diesen Jahren liess er sich zum Dirigenten ausbilden. Zum Alphorn kam er erst 1998. heute gilt für ihn «Alphorn total», denn er hat sein Alphorn selber gebaut. Toni Mulle spielt in der Alphornformation Tell Uri.
Edwin Gutjahr, Jahrgang 1934, begann seine musikalische Laufbahn 1950 in der Musikgesellschaft Erstfeld. Er absolvierte Kurse als Ausbildner von Jungbläserinnen und Jungbläsern sowie als Vizedirigent. Mit dem Alphornblasen begann er 1969 zusammen mit seinem Freund Michel Huser. Im Quartett Uristier spielte er auch gemeinsam mit seinen Söhnen Edwin und Daniel. Als Einzelbläser besucht er zahlreiche «Eidgenössische». Er stellte sich viele Jahre lang auch als Juror zur Verfügung.
InitialzündungSowohl Toni Mulle als auch Edwin Gutjahr wollen mit dieser Aktion die Initialzündung geben, um weitere Komponisten oder deren Angehörige zu animieren, ihre Werke ebenfalls herauszugeben beziehungsweise frei uz geben, um die «Klänge aus Uri» dereinst gebündelt der Nachwelt zu erhalten. Es ist ihnen ein grosses Anliegen, dass die Urner Alphornmelodien nicht verloren gehen.
Erich Herger