Urner Geschichte mit vielen Geschichten

Eine ganz besondere Buchvernissage haben rund 40 Personen am Sonntag, 30. Juli, auf der Alp Waldnacht erlebt. Die Autoren Felix C. Furrer und Martin Furrer präsentierten ihr Buch «Unsere schöne Alp. Eine Kulturgeschichte der Eigenalp Waldnacht». In einer kurzen Würdigung erklärte ...
01.08.2000
toriker Hans Stadler, das Werk sei ein grosser Dienst an die Geschichtsforschung. Das Buch ist ab dieser Woche in einer Auflage von 700 Exemplaren in den Altdorfer Buchhandlungen erhältlich.

Die Alp Waldnacht erstreckt sich über drei Kilometer auf 1 400 Meter über Meer westlich des Brustiberges. Mitten durch den Weidboden fliesst der Waldnachterbach, der die Grenze zwischen
Erstfeld und Attinghausen bildet. Seit 200 Jahren alpen dort die «Furrers», die Familie des Urner Landammanns Martin Furrer. «Dieses Jubiläum war ausschlaggebend, ein Buch über die Alp Waldnacht herauszugeben», erklärten Felix und Martin Furrer senior, Bruder, respektive Vater des Urner Politikers. Sie konnten rund 40 Gäste zur Vernissage auf der Alp Waldnacht begrüssen.

Einmalig

In seiner Begrüssungsrede bezeichnete Landammann Martin Furrer das Buch als «gelungenes Werk». Sein Vater (86-jährig) verbrachte viele Jahre auf der Alp und sei vor allem Lieferant von Ideen und Inhalten gewesen. Bruder Felix, Historiker und Buchverleger in Solothurn, habe den Stoff und viele weitere Quellen während rund eineinhalb Jahren verarbeitet. Das Ereignis sei für ihn aussergewöhnlich und der Rahmen - Vernissage über ein Alpenbuch auf einer Alp - einmalig.

Ständig Strittigkeiten unter den Älplern

Felix Furrer stellte den Gästen das Buch vor. Im Vergleich zu anderen Urner Alpen sei die Waldnacht in verschiedener Beziehung ein Sonderfall. Sie ist nämlich eine der wenigen Alpen, die in Privatbesitz ist und nicht der Korporation gehört. «Warum dies so ist, konnte bisher nicht herausgefunden werden» sagte Felix Furrer. Ausserdem verfüge die Alp über eine phantastische Quellenlage. Das heisst, von keiner anderen Region ist eine so grosse Zahl von Marchbriefen mit Alpordnung, Briefwechseln, Gerichtsurteilen oder Landschafts-, Natur- und Lagebeschreibungen bekannt. Der Grund, weshalb dem so ist, ist simpel. Felix Furrer: «Die Älpler haben andauernd gestritten. Sei es untereinander oder mit der Kirchengenossenschaft Erstfeld.» Die schriftlichen Dokumente wurden wie ein Schatz gehütet und von Familie zu Familie weitergegeben. So besitzen die Alpgenossen ein umfangreiches Archiv, und Felix Furrer konnte bei seinen Recherchen aus dem Vollen schöpfen. Die Waldnacht wurde 1457 erstmals urkundlich erwähnt. In diesem Marchbrief wurden die Grenzen der Eigenalp festgelegt und das Zusammenleben auf der Alp in allen Einzelheiten geregelt. Diese früheste und ausführlichste Alpordnung des Kanton Uris ist in allen wesentlichen Punkten noch heute unverändert im Gebrauch!

Das Buch

«Beinahe hätte ich den Buchtitel am vergangenen Abend in Unsere gruusige Alp' abgeändert», scherzte Felix Furrer, anspielend auf das andauernde Regenwetter dieses Sommers, notabene auch während der Vernissage.
Das Buch beinhaltet viele Urkunden in übersetztem Originaltext. Sie zeigen die verschiedenen Streitigkeiten und Vereinbarungen unter den Älplern auf. Die Alp Waldnacht wird unter den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet. Nicht zu kurz kommen natürlich Geschichten. Unter anderem diejenige über die mysteriöse Viehseuche von 1780, der in einem Jahr mehr als 30 Kühe zum Opfer gefallen waren. Weiter wird auch auf die Natur, die Geologie, den Stausee, den Kapellen- und Seilbahnbau eingegangen. Die 167 Seiten sind mit vielen Bildern reich illustriert. Im Vorwort schreiben die Autoren: «Im vorliegenden Buch geht es uns auch darum, die Wechselwirkung von Mensch und Natur am Beispiel dieser kleinen Talgemeinschaft darzustellen. Der sorgsame Umgang mit der Landschaft, dem Wasser, den Weiden, Pflanzen und Tieren, der Schutz der Lebensgrundlagen, soll auch den künftigen Nutzern der schönen Alp oberstes Gebot bleiben.»

Dienst an die Geschichtsforschung

Kantonshistoriker Hans Arnold liess in einer kurzen Würdigung verlauten, dass die Autoren ein ausserordentliches Geschichtswerk geschaffen haben. Die zentralen Themen der Geschichtsforschung des Mittelalters seien aufgearbeitet worden. Das Buch sei eine Bereicherung des sehr reichhaltigen Urner Schriftenwerks. Der Geschichtsforschung sei ein grosser Dienst erwiesen worden. «Der Kanton Uri ist kein kultureller Holzboden», sagte er. Zum Rahmen meinte er: «Eine solche Vernissage auf einer Alp mit Grilladen, Nidlä', Merengues, Kuchen und Kaffee hat es wohl noch nie gegeben.»



Markus Arnold


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