Seit drei Jahren studieren eine Urnerin und ein Urner an der Musikhochschule Luzern, Abteilung Jazz, ihre Instrumente: Franziska Brücker den Gesang und Patrik Horat das Schlagzeug. Am Samstag, 12. März, präsentieren sie im Kellertheater im Vogelsang in Altdorf den Urnerinnen und Urnern ihre Abschlussprojekte des Bachelorstudiums.
Generalprobe für UriDie Abschlussprojekte in Form von Konzerten werden ab Mitte März an der Musikhochschule in Luzern gezeigt und von den Professorinnen und Professoren bewertet. Damit hätten Franziska Brücker und Patrik Horat ihre Pflicht getan. Trotzdem haben sie sich zusammengetan und ein gemeinsames Konzert im «Vogelsang» organisiert. «Wir möchten auch dem Urner Publikum die Möglichkeit bieten, zu erleben, was wir in unserem Studium gelernt haben», erklärt Franziska Brücker. Und Patrik Horat fügt an: «Es kommt selten vor, dass gleich zwei Studentinnen oder Studenten aus dem Kanton Uri gleichzeitig abschliessen. Das wollten wir zum Anlass nehmen, auf den Urner Jazznachwuchs aufmerksam zu machen.»
Für die beiden stellt das Konzert im Kellertheater im Vogelsang eine Art Generalprobe dar. Und die wollen sie geniessen: Statt der 30 Minuten, welche sie ihre Arbeit an der Hochschule präsentieren können, spielen Patrik Horat und Franziska Brücker für das Urner Publikum ein je 45-minütiges Konzert.
Jüngste Sängerin ihres JahrgangsFranziska Brücker gehört mit ihren 21 Jahren zu den jüngsten Absolventinnen der Musikhochschule Luzern. Während viele Studentinnen und Studenten das Jazzstudium auf dem zweiten Bildungsweg absolvieren, hat die Urnerin das Studium gleich nach der Matura im Jahr 2008 aufgenommen. «Ich habe bereits während der Gymnasialzeit Vorkurse der Hochschule absolviert und gehörte dann schliesslich zu den drei glücklichen Bewerberinnen und Bewerbern des Faches Gesang, die zum Studium zugelassen wurden», erklärt Franziska Brücker. Seither betrat sie schon mehrfach die Bühne als Sängerin: mit der Band Jack Esperanto und mit ihrer Mutter, welche Harfe spielt. «Daneben verdiene ich als Gesangslehrerin an der Musikschule Uri etwas Geld fürs Studium», fügt die Urner Sängerin an.
Dreistimmig und tiefgehendFür ihr Bachelorprojekt hat sich Franziska Brücker auf die Suche gemacht, «um die schönsten Melodien mit den abartigsten Rhythmen und Klängen zu finden», wie es die Urnerin beschreibt. Unterstützt wird Franziska Brücker am Konzert von zwei Bläsern, einem Bass, einem Schlagzeug und einem Piano. Mit Eigenkompositionen, unbekannten Klängen aus dem Norden und bekannten Jazzstandards setzt die Sängerin vor allem auf dreistimmige Melodien und tiefgehenden Groove. «Die Stücke, welche ich entweder selber komponiert oder selber arrangiert habe, sind sehr rhythmisch und laden zur Bewegung ein», erklärt Franziska Brücker. Wichtig ist der Sängerin ebenfalls, dass auch Solos und Improvisationen in ihrem Projekt Platz finden.
Im Duo mit dem BruderPatrik Horat besucht die Musikhochschule als Zweitstudium. Dabei liegt das Musikalische praktisch in der Familie. Sein Bruder Tino hatte gerade das Jazzstudium abgeschlossen, als Patrik Horat 2008 das Studium als Jazzschlagzeuger aufgenommen hatte. Nun kommen die Brüder wieder zusammen, und zwar im Abschlussprojekt von Patrik Horat, der von seinem Bruder am Keyboard begleitet wird. «Unser erstes gemeinsames Konzert als Duo liegt bald 20 Jahre zurück», erinnert sich der 28-jährige Schlagzeuger: «Damals traten wir bei einer Vortragsübung in der Musikschule Uri zusammen auf.» Seither haben sich ihre Wege musikalisch immer mal wieder getroffen in verschiedenen Bands. Mit dem Brüder-Duo für sein Abschlussprojekt an der Musikhochschule hat sich Patrik Horat einen lang gehegten Wunsch erfüllt.
Da sich Patrik Horat neben Jazz auch mit Pop und elektronischer Musik beschäftigt, hat er sich bei seinem Abschlussprojekt für das Genre der elektronischen Musik entschieden. Der Jazzschlagzeuger bezeichnet den Stil, den er als Abschlussprojekt gewählt hat, als «elektronischen Synthiesound, einen Mix aus Musik zum Anhören und Musik zum Tanzen». Die Grooves werden dabei mit akustischen Drums umgesetzt und durch Live-Electronics verfeinert. «Dadurch entsteht beim Konzert auch Platz für Improvisationen», fügt Patrik Horat an.
Jenseits von WortenObwohl die beiden Projekte von Franziska Brücker und Patrik Horat sehr unterschiedlich sind, haben sie doch eines gemeinsam: den Groove. Sei es nun mit der Stimme oder mit dem Schlagzeug, beide wollen das Publikum in Bewegung setzen. Und mit dem Titel des Abends, «Beyond Words» (zu Deutsch: Jenseits von Worten), machen die Musikerin und der Musiker auf eine weitere Gemeinsamkeit aufmerksam: Sowohl beim Jazzschlagzeug von Patrik Horat als auch bei der Stimme von Franziska Brücker spielen Worte eine zweitrangige Bedeutung. «Beide Konzerte sind sehr instrumental, und auch ich setze meine Stimme vor allem als Instrument ein. Die Worte werden durch den Schwerpunkt Klang in den Hintergrund gerückt», erklärt Franziska Brücker.
Carmen Epp