Urner Landwirtschaft: Nächstes Sparpaket geht ans Lebendige

Das landwirtschaftliche Einkommen der Urner Bauern ist gesamtschweizerisch eines der tiefsten - und nimmt kontinuierlich ab. Dies und weitere Erkenntnisse gehen aus dem Lagebericht 2002 zur wirtschaftlichen Situation der Urner Landwirtschaftsbetriebe, der am Donnerstag, 6. November, in ...
06.11.2003
isberg den Medien vorgestellt wurde, hervor.

Durchschnittlich 31`100 Franken verdiente eine Urner Bauernfamilie (inklusive Verdienst der Ehefrau) im vergangenen Jahr mit dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb. Das sind 4 Prozent weniger als vor Jahresfrist (32`400 Franken) und gar 24 Prozent weniger als im Ausnahmejahr 2000 (38`700 Franken). Auf den Monatslohn einer Person umgerechnet kommt man - inklusive Verdienst aus einem eventuellen Nebenerwerb - auf 2`700 Franken, wobei die Streuung der Einkommen, auch bei vergleichbaren Betrieben, riesig ist.

Vergleich mit anderen Regionen

In den Bergregionen der Schweiz betrug das landwirtschaftliche Einkommen einer Familie durchschnittlich 37`500 Franken (Obwalden 41`100 Franken, Nidwalden 43`100 Franken), in den Talregionen 63`400 Franken. Markus Baumann, Geschäftsleiter der Agro-Treuhand Uri, Nid- und Obwalden GmbH, begründete an der Pressekonferenz diese Differenzen mit bestehenden Unterschiede bei der Betiebsgrösse, der Anzahl der Tiere, der technischen Möglichkeiten, der unterschiedlichen Produktionszweige und der natürlichen Gegebenheiten der Betriebe. Jedoch in den meisten Regionen ist das landwirtschaftliche Einkommen im Vergleich zum Vorjahr gesunken.

Keine Berglandwirtschaft ohne Direktzahlungen

Der Gesamtertrag (Betriebsumsatz) der Bauernhöfe war erneut rückläufig und betrug im Schnitt 112`100 Franken. Gleichzeitig nimmt der Anteil der Direktzahlungen seit Jahren kontinuierlich zu. 2002 betrug er 45`600 Franken. Tatsache sei, dass in den Berggebieten ohne Direktzahlungen des Bundes nichts mehr gehe, betonte Markus Baumann. Direktzahlungen seien aber nicht mit Subventionen zu verwechseln; der Staat gelte mit Direktzahlungen gemeinwirtschaftliche Leistungen zugunsten der Allgemeinheit ab. Für die Berglandwirtschaft werde es in Zukunft entscheidend sein, wie sich das Bundesparlament zusammensetze, da angesichts der schlechten Finanzlage des Bundes, der bevorstehenden Agrarreform AP 2007, der WTO- und Bilaterale-II-Verhandlungen der Druck auf die Landwirtschaft weiter zunehmen werde.

Strukturwandel im Gang

Trotz der tieferen landwirtschaftlichen Einkommen haben sich die Eigenkapitalbildung (3`800 Franken) und der Cashflow (26`700 Franken) im Durchschnitt dank höherer Nebeneinkommen leicht verbessert. Doch weisen 44 Prozent der Urner Betriebe einen Eigenkapitalverzehr auf. 3,1 Prozent der Betriebe haben gar einen negativen Cashflow, leben also zurzeit von ihren Reserven und laufen Gefahr, sich untragbar zu verschulden.
Im Kanton Uri betrug die durchschnittliche Nutzfläche - inklusive Alpfläche - 13,2 Hektaren bei einem Tierbestand von 17,8 Grossvieheinheiten. Es ist festzuhalten, dass auch in Uri der Strukturwandel von statten geht. Allein in den vergangenen zehn Jahren wurden 10 Prozent aller Urner Landwirtschaftsbetriebe aufgegeben, wodurch sich die verbleibenden Betriebe vergrössern konnten. Diese Entwicklung läuft in den Berggebieten aber nicht so schnell ab wie in den Talgebieten, in denen in der selben Zeitspanne 24 Prozent der Betriebe (sechs pro Tag) eingingen.

Regionale Wertschöpfung

Anschliessend an die Präsentation des Lageberichtes hielt Martin Ambauen, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Bauernverbandes, ein Kurzreferat über regionale Wertschöpfung. Durch die Multifunktionalität der Schweizer Landwirtschaft - in der Bundesverfassung sind die Aufgaben der Landwirtschaft festgehalten: sichere Versorgung der Bevölkerung, Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen und Pflege der Kulturlandschaft, dezentrale Besiedlung - sei eine industriell produzierende Landwirtschaft wie in anderen Staaten nicht möglich. Über regionale und bessere Wertschöpfung müsse dem Druck in der Landwirtschaft entgegengewirkt werden. Wertschöpfung heisse, dass alle Beteiligten - Produzent, Verarbeiter und Konsument - ein «Stück Kuchen» abschneiden können.

Innovation gefragt

Hierzu brauche es innovative Produzenten, Menschen, die an sich, an die Region und ihre Produkte glauben. So könnten für Produzenten und Verarbeiter gerechte Preise erzielt werden, was wiederum Auswirkungen auf andere Gewerbe und Dienstleistungen einer Region habe. Doch auch die Konsumenten müssten sensibilisiert werden, nicht nur auf den Preis der Produkte zu schauen. «Die Volkswirtschaft wird in Zukunft stark dadurch geprägt, ob der regionalen Wertschöpfung der Durchbruch gelingt», so Martin Ambauen.
Hans Aschwanden von der Käserei Aschwanden in Seelisberg sei eine Person, die mit seinen Produkten die regionale Wertschöpfung fördere. Dieser führte zum Abschluss des Medientreffens die Versammelten durch seine Molkerei und liess sie seine Produkte kosten.

Markus Arnold


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