Wie viele Unfälle ereignen sich pro gefahrene Milliarde Fahrzeugkilometer auf einem Streckenabschnitt? Anhand dieser einfachen Gleichung erstellt der TCS Schweiz regelmässig im Rahmen des Projektes EuroRAP eine Gefahrenkarte für das Schweizer Strassennetz. Passieren auf einem Strassenabschnitt pro Milliarde Fahrzeugkilometer mehr als 200 Unfälle, wird das Unfallrisiko auf dem betreffenden Strassenabschnitt als hoch bezeichnet.
Vier Urner Strassen betroffenUnd genau das ist bei nicht weniger als vier Urner Hauptstrassen der Fall. Als Hochrisiko-Strassen gelten gemäss der diese Woche vom TCS veröffentlichten Studie die Strassen über den Klausen-, den Susten-, den Furka- und den Oberalppass. Mit der Risikostufe «mittel bis hoch» wird zudem auch die Gotthardpassstrasse als relativ gefährlich eingestuft. «Die kritischen Strassenabschnitte sind hauptsächlich Strassen in Bergregionen mit eher tiefer Verkehrslast. Zudem weisen diese einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Unfällen mit Motorradfahrern auf», heisst es in der Studie des TCS. «Auf den Hauptstrassen der Risikoklasse mittel bis hoch und hoch müssen Massnahmen ergriffen werden.» Es ist aus Sicht der Verfasser der Studie nicht tolerierbar, dass die Infrastruktur Risiken berge, während auf den Gebieten der Fahrzeugsicherheit und der Ausbildung der Fahrzeuglenker grosse Fortschritte erzielt würden.
Bedeutend besser als bei den Passstrassen schneidet der Kanton Uri in der Studie aber bei den Nationalstrassen ab. So werden sowohl die A4 auf der Strecke Sisikon-Flüelen als auch die A2 auf der Strecke Seelisbergtunnel-Gotthardtunnel mit der Risikostufe «gering» bewertet.
Insgesamt weniger UnfälleDie Zahl der schweren Unfälle zwischen 2003 bis 2008 hat im Vergleich zur letzten Studie (1997-2002) insgesamt aber abgenommen. «Autobahnen werden zunehmend sicherer, Hauptstrassen hingegen bleiben verhältnismässig gefährlich», zieht der TCS ein Fazit. Auf Autobahnen und Autostrassen ist die Unfallrate von 20,9 Unfällen pro Milliarde Fahrzeugkilometer (Periode 1997-2002) auf 14,8 (2003-2008) gesunken. «Auf den Hauptstrassen hingegen ist die Rate in derselben Zeit nur von 58,1 auf 53,2 gesunken.» Die Studie erfasste insgesamt 30 820 Unfälle auf 1872 Kilometern Autobahnen und 5112 Kilometern Hauptstrassen. Das entspricht 10 Prozent des gesamten schweizerischen Strassennetzes. Auf den analysierten Hauptstrassen ereigneten sich 6129 schwere Unfälle, 20 Prozent aller schweren Unfälle. «Sie waren aber Ursache für 37 Prozent der Todesfälle, die im gleichen Zeitraum in der ganzen Schweiz gezählt worden sind.» Zudem zeigt die Studie erhebliche regionale Unterschiede auf. So ist die Unfallrate in der französischen Schweiz und im Tessin um 50 Prozent höher als in der Deutschschweiz.
Ralph Aschwanden