Bis vor zwei, drei Jahren konnte man die Wildheuer im Kanton Uri fast an zwei Händen abzählen. Mangelnde Rentabilität, grosses Risiko und enormer physischer Aufwand sind Gründe dafür, dass immer mehr Bauern die Wildheuflächen verliessen. Heute sind es in Uri wieder mehr als 100 Bauern, die in mühsamer Handarbeit die steilen Hänge bearbeiten. Möglich gemacht hat dies das Naturschutzprojekt «Wildheu Uri» des Kantons Uri. Hierfür durfte Justizdirektorin Heidi Z'graggen am Donnerstag, 6. Mai, den mit 50`000 Franken dotierten Elisabeth-und-Oscar-Beugger-Preis entgegennehmen.
Mit Abstand zum Sieger erklärtDer Kanton Uri trage mit seinem Projekt «Wildheu Uri» einen wertvollen Teil dazu bei, ökologisch wertvolle Kulturflächen wie am Rophaien, im Erstfeldertal oder auf dem Urnerboden zu erhalten, erläuterte Silva Semadeni, Präsidentin von Pro Natura, an der Preisverleihung in Flüelen. Allein in den vergangenen 60 Jahren seien rund 90 Prozent aller Trockenwiesen und -weiden in der Schweiz verschwunden. Das Urner Projekt sei breit abgestützt, und die Chancen seien gut, eine anhaltende Wirkung zu erzielen, so die Pro-Natura-Präsidentin. «Der Kanton Uri ist mit rund einem Drittel aller Wildheuflächen des ganzen Landes das Wildheu-Eldorado der Schweiz.» Insgesamt sind neun Bewerbungen für den Beugger-Preis eingegangen, führte Roland Schuler, Medienverantwortlicher von Pro Natura, aus. Die Jury, bestehend aus Fachleuten von Pro Natura, habe das Urner Projekt mit grossem Abstand zum Sieger erklärt.
Uris schönste Wildheufläche gesuchtRegierungsrätin Heidi Z'graggen freute sich, den Beugger-Preis für Natur- und Landschaftsschutz in Empfang nehmen zu können. «Diese Auszeichnung zeigt uns, dass wir mit dem Wildheuförderprogramm die erhoffte Aufmerksamkeit ausgelöst haben und damit zum Schutz und der Aufwertung von Trockenwiesen und -weiden einen wertvollen Beitrag leisten.» Das Preisgeld werde den Wildheuern und der Bevölkerung gewidmet. So soll in diesem Frühsommer der Wanderführer «Wildheupfad Rophaien» überarbeitet und neu herausgegeben werden. Zudem lanciert der Kanton einen Wettbewerb, bei dem die schönste Wildheufläche erkoren und prämiert wird.
Der Beugger-Preis ist gemäss Heidi Z'graggen eine zusätzliche Motivation, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, auch über die sechsjährige Startphase hinaus. «Uri soll längerfristig als Wildheukanton der Schweiz, ja als Wildheuregion in Europa mit den schönsten Blumenwiesen der Alpen positioniert werden.»
Natur, Landwirtschaft und Tourismus profitierenDas Wildheuförderprogramm «Wildheu Uri» läuft seit 2008. Im Jahr 2013 wird die Initialphase abgeschlossen. Ziel ist es, die artenreichen Trockenwiesen und -weiden zu erhalten. Die Vertragsbauern erhalten hierfür gemäss Projektinitiator Georges Eich, Vorsteher des Amtes für Raumentwicklung, zwischen 2500 und 3000 Franken pro bearbeitete Hektare Wildheugebiet. Nutzniesser des Projekts ist auch der Tourismus. Seit der Wildheupfad zwischen den Eggbergen und dem Oberaxen geöffnet ist, verzeichneten beispielsweise die Seilbahnen deutlich mehr Frequenzen. «Wir haben von der Eggberge-Seilbahn sogar ein Dankesschreiben erhalten», erklärt Georges Eich gegenüber dem «Urner Wochenblatt».
Bedeutendster Naturschutzpreis der SchweizDer Beugger-Preis wird von Pro Natura im Namen und im Auftrag der Emanuel und Oscar Beugger Stiftung verliehen. Alle zwei Jahre wird der Preis an beispielhafte Naturschutzprojekte in der Schweiz vergeben. Die erstmalige Preisvergabe fand im Jahr 2008 statt. Ausgezeichnet wurde damals das Projekt «Bolle di Magadino», die Renaturierung des Ticino-Deltas. - Die Emanuel und Oscar Beugger Stiftung mit Sitz in Basel wurde 2004 von Elisabeth Beugger gegründet. Der Name der Stiftung erinnert an Oscar Beugger, ihren im Februar 2004 verstorbenen Ehemann und an dessen Vater, Emanuel Beugger.
Markus Arnold