am Ziel angelangt.Ende September 1999 musste die Orthalten-Seilbahn auf dem Urnerboden altershalber den Betrieb einstellen, da die Konzession nicht mehr verlängert worden war. Die Bahn hatte nach über 40 Jahren unermüdlicher Betriebstätigkeit ihre Schuldigkeit getan. Das «Chistli», wie die kleine Seilbahn liebevoll genannt wurde, war damit unwiderruflich zur Geschichte geworden. Älplerinnen und Älpler, Wandererinnen und Wanderer, Ski- und Tourenfahrerinnen und -fahrer müssen daher auf die reizvolle und gemütliche Aufstiegshilfe in Richtung Orthalten beziehungsweise Fisetengrat verzichten. Allerdings noch wesentlich schlimmer wiegt jene Tatsache, dass der Urnerboden um eine touristische Attraktion ärmer geworden ist, wenngleich die kleine Luftseilbahn nicht das wichtigste Kapital dieser Bergregion darstellte. Trotzdem muss bedacht werden, dass der Urnerboden selbst seinen Bewohnerinnen und Bewohnern nicht sehr viele Arbeitsmöglichkeiten bietet und so gesehen das Ende der Bahn für die wenigen Einwohnerinnen und Einwohner doch ein herber Verlust war. Berglerinnen und Bergler sind aber bekanntlich zäh, so dass die Schliessung der Seilbahn nicht lange bejammert wurde. Man sah sich doch ohne grosses Lamento nach einer realistischen Alternative um.
Via Genossenschaft zur SeilbahnAm 3. Januar 1999 gründeten Vertreter der ortsansässigen Gasthäuser, des Verkehrsvereins, der Claridenhütte (SAC) und weitere Interessierte die Seilbahngenossenschaft Urnerboden-Fisetengrat. Es bestand die Absicht, in gemeinsamer Selbsthilfe den Bau und Betrieb einer Personenseilbahn vom Urnerboden bis zum Fisetengrat zu realisieren. Eine Seilbahn, die dann allerdings nicht den Massentourismus, sondern speziell den sanften Tourismus zu fördern hat. Dabei soll die neue Seilbahn nicht einfach nur die alte ersetzen, denn der Standort der Talstation käme nicht mehr ins Gebiet vom Argseeli und die Bergstation nicht auf Orthalten zu stehen. Die neue Bahn würde gemäss Planung östlich vom Gasthaus Urnerboden starten und zirka drei Minuten Fussmarsch unterhalb vom Fisetengrat enden. Mit dieser Variante könnte grösstenteils die bereits vorhandene Infrastruktur vom Dorf Urnerboden genutzt werden. Was mit anderen Worten auch bedeutet, dass praktisch kein Alp- und Kulturland für neue Parkplätze und so weiter geopfert werden müsste. Mit dem Verzicht, die Bahn direkt auf dem Grat enden zu lassen, will man dem Landschafts- und Naturschutz in vernünftiger Art und Weise Rechnung tragen. Zudem dürften die drei Trägermasten das Landschaftsbild vom Urnerboden und seiner Bergwelt kaum negativ beeinflussen, handelt es sich letztlich nicht um ein Monster von einer Schwebebahn, sondern um eine Luftseilbahn mit lediglich zwei gegenläufigen Sechsergondeln.
1,2 Millionen FrankenAuch wenn die neue Luftseilbahn alles andere als eine überdimensionierte Angelegenheit einiger Urnerbödeler und Seilbahnfreaks ist, kann die Bahn logischerweise nicht ohne einen gewissen Kostenaufwand realisiert werden. Aufgrund der vorhandenen Berechnungen dürfte der Bau der Seilbahn auf zirka 1,2 Millionen Franken zu stehen kommen. Ein recht happiger Betrag für ein Bergdorf mit etwa 60 Einwohnerinnen und Einwohnern. Aber wer klein ist, weiss sich seit je her zu behaupten, speziell wenn es um eine Sache geht, mit der man sich zu identifizieren weiss.
Und so ging man gemeinsam als Seilbahngenossenschaft Urnerboden-Fisetengrat auf Geldsuche, warb nach neuen Mitgliedern, verkaufte Anteilscheine im Wert von 300 Franken und fand sogar wohlgesinnte Spenderinnen und Spender. Was anfänglich von einigen bezweifelt, ja fast belächelt wurde, gelang allerdings in relativ kurzer Zeit. Heute befindet sich bereits ein Kapital von 1 Million Franken auf dem Konto. Die restlichen 200`000 Franken sollten - gemäss Genossenschaftspräsident Otto Walker - auch noch zusammengebracht werden. Die Genossenschaft zählt heute immerhin um die 500 Mitglieder und brachte zirka 1`000 Anteilscheine an den Mann beziehungsweise an die Frau.
Mit anderen Worten könnte faktisch nun die Bahn nach zwei Jahren Planungszeit bereits realisiert werden. Entsprechend beabsichtigen die Verantwortlichen der Genossenschaft, demnächst das notwendige Konzessionsgesuch einzureichen. Auch ist man davon überzeugt, dass mit dem WWF, dem Schweizerischen Landschaftsschutz, Pro Natura und dem Umweltschutzamt ein vernünftiger Konsens gefunden werden kann, der letztlich den Menschen auf dem Urnerboden und der tollen Landschaft am Fusse des Clariden gleichermassen dienlich sein wird. Und so dürfte das einst gesteckte Ziel, die Bahn im Laufe des Jahres 2001 in Betrieb nehmen zu können, tatsächlich erreicht werden.
Markus Zünd